28.08.2017 - 07:52 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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46
Vom Leben der Eintagsfliegen
Unkommentierte Düfte No. 104
Ein neuer Tabac ist allemal einen Kommentar wert. Nicht nur, dass er in unzähligen Herrenbadeschränken ein neues Zuhause und bei diversen Bartträgern ein begeistertes neues Herrchen finden wird. In aller Regel sind die Herrenprodukte aus dem Hause Mäurer & Wirtz einen Test und ein genaueres Hinsehen wert, sind sie doch meist auch im Marktvergleich nicht schlecht und bieten ein kaum schlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis. Darüber hinaus sind sie in fast allen Drogerieketten zu haben und somit auch bei unserem Ferienhaus auf dem Land, das von Parfümerien so weit entfernt ist wie die Erde vom Saturn, unproblematisch im Vorbeigehen erhältlich. Ich meine das in gar keiner Weise ironisch, bin ich doch ein Freund abgelegener Orte und fühle mich da meist wohler als bei uns in der mittelgroßen Stadt, in der es auch nicht an allen Ecken Nischenparfümerien gibt.
Ein weiteres Argument spricht für die Tabac-Düfte: Die Halbwertzeit bis zur Außerdienststellung ist meist recht lang und bietet die ernsthafte Chance, den Duft auch noch im Jahre 3 nach Markteinführung kaufen zu können, somit ganz anders als bei den meisten Designerdüften, die kaum ihre eigene Werbekampagne überleben. Beim Lesen von Duft-Anzeigen in abgelegten Zeitschriften beim Zahnarzt oder beim Friseur kann es einem schon mal passieren, dass der dort beworbene Duft in den einschlägigen Abteilungen der Kaufhäuser schon wieder vergriffen ist. Diese Art und Weise der Werbung und Marketingstrategie ist mir ein völliges Rätsel, bin ich doch ein großer Fan alter Klassiker, die ich zumeist jedem Nischenduft vorziehe.
Betrachtet man die Tabac-Produkte, so halten sich etliche lang, einige sogar ewig (Tabac Original wurde schon in den Höhlen unserer Vorfahren verwendet).
Wie steht es nun um Fire Power, dessen dussliger Name mir die Freude an der Neueinführung ein wenig trübt?
Fire Power enthält nicht nur auffällig viele Inhaltsstoffe, die sich in allen Le Male-Klonen finden; der neue Tabac ist tatsächlich auch ein sanfter entfernter Verwandter mit deutlich schwächerer Aura als Le Male (was gut ist und den Nervfaktor niedrig hält) und mit (Gewürz-)Nelke im Knopfloch: Lavendel, Bergamotte, Kardamom und Vanille. Dazu Patch und Benzoe statt Tonka, Hauptsache die süße Basis stimmt auch hier.
Die Gewürznelke scheinen hier einige besonders stark wahrzunehmen. Ich persönlich finde die eigentlich gar nicht so dominant (denn würde man[n] sich mal englische oder amerikanische Klassik-Düfte mit einer ordentlichen Portion Gewürznelke zu Gemüte führen, würden die meisten wohl vorm Waschbecken nach hinten kippen...). Wenn hier Gewürznelke drin ist, dann sicherlich sowieso ein aromachemisches Substitut, wie auch die anderen Inhaltsstoffe, wie bei vergleichbarem Mainstream üblich, im Grunde Makulatur sind und nur eine Ähnlichkeit mit XY aus der Liste der Zutaten suggerieren sollen.
In der Basisnote wird dann die Gewürznelke zugegebenermaßen deutlicher spürbar. Das ist schön.
Ich behaupte nicht, dass dieser Duft wirklich wie Le Male mit Nelkenöl riecht, aber er riecht ähnlich wie einige Nachfolger, von denen ich schon wieder die Namen vergessen habe, die ich aber bei Bedarf gerne recherchieren kann (oder man klickt mal auf die Zwillingsduftfunktion bei Le Male: tolle Sache, dieses Parfumo)!
Alles in allem heißt das auch, dass der Duft eher etwas süßer als herbwürzig-frisch ist. Eine Ähnlichkeit mit Old Spice, die hier attestiert wird, lasse ich mir gerne einreden (ein Haufen undefinierter Gewürze, eine süße Basis, wenig Tabak, was auch bedeutet: wenig Tabac, bei Blütentönen nur Lavendel, das ja krautig frisch daher kommt und außerdem kaum Hesperidien und somit auch keine Zitrusfrische oder so was ähnliches). Der Duft ist auch kein bisschen grün, nicht herb-maskulin und hat eigentlich auch keine Firepower, was auch immer das sein soll.
Insgesamt überzeugt er mich nicht so recht, fällt gegen Tabac Original (die alte AS-Variante), mit dem er nicht viel gemein hat, völlig ab, hat sich aber zum Einführungspreis einer großen Parfümeriekette, dessen basalem Charme und putzigem Flakon ich nicht widerstehen konnte, in meinen Büroschrank eingeschlichen. Mal sehen, wie lange er da überleben wird. Vielleicht ist er ja doch keine Eintagsfliege.
Ein neuer Tabac ist allemal einen Kommentar wert. Nicht nur, dass er in unzähligen Herrenbadeschränken ein neues Zuhause und bei diversen Bartträgern ein begeistertes neues Herrchen finden wird. In aller Regel sind die Herrenprodukte aus dem Hause Mäurer & Wirtz einen Test und ein genaueres Hinsehen wert, sind sie doch meist auch im Marktvergleich nicht schlecht und bieten ein kaum schlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis. Darüber hinaus sind sie in fast allen Drogerieketten zu haben und somit auch bei unserem Ferienhaus auf dem Land, das von Parfümerien so weit entfernt ist wie die Erde vom Saturn, unproblematisch im Vorbeigehen erhältlich. Ich meine das in gar keiner Weise ironisch, bin ich doch ein Freund abgelegener Orte und fühle mich da meist wohler als bei uns in der mittelgroßen Stadt, in der es auch nicht an allen Ecken Nischenparfümerien gibt.
Ein weiteres Argument spricht für die Tabac-Düfte: Die Halbwertzeit bis zur Außerdienststellung ist meist recht lang und bietet die ernsthafte Chance, den Duft auch noch im Jahre 3 nach Markteinführung kaufen zu können, somit ganz anders als bei den meisten Designerdüften, die kaum ihre eigene Werbekampagne überleben. Beim Lesen von Duft-Anzeigen in abgelegten Zeitschriften beim Zahnarzt oder beim Friseur kann es einem schon mal passieren, dass der dort beworbene Duft in den einschlägigen Abteilungen der Kaufhäuser schon wieder vergriffen ist. Diese Art und Weise der Werbung und Marketingstrategie ist mir ein völliges Rätsel, bin ich doch ein großer Fan alter Klassiker, die ich zumeist jedem Nischenduft vorziehe.
Betrachtet man die Tabac-Produkte, so halten sich etliche lang, einige sogar ewig (Tabac Original wurde schon in den Höhlen unserer Vorfahren verwendet).
Wie steht es nun um Fire Power, dessen dussliger Name mir die Freude an der Neueinführung ein wenig trübt?
Fire Power enthält nicht nur auffällig viele Inhaltsstoffe, die sich in allen Le Male-Klonen finden; der neue Tabac ist tatsächlich auch ein sanfter entfernter Verwandter mit deutlich schwächerer Aura als Le Male (was gut ist und den Nervfaktor niedrig hält) und mit (Gewürz-)Nelke im Knopfloch: Lavendel, Bergamotte, Kardamom und Vanille. Dazu Patch und Benzoe statt Tonka, Hauptsache die süße Basis stimmt auch hier.
Die Gewürznelke scheinen hier einige besonders stark wahrzunehmen. Ich persönlich finde die eigentlich gar nicht so dominant (denn würde man[n] sich mal englische oder amerikanische Klassik-Düfte mit einer ordentlichen Portion Gewürznelke zu Gemüte führen, würden die meisten wohl vorm Waschbecken nach hinten kippen...). Wenn hier Gewürznelke drin ist, dann sicherlich sowieso ein aromachemisches Substitut, wie auch die anderen Inhaltsstoffe, wie bei vergleichbarem Mainstream üblich, im Grunde Makulatur sind und nur eine Ähnlichkeit mit XY aus der Liste der Zutaten suggerieren sollen.
In der Basisnote wird dann die Gewürznelke zugegebenermaßen deutlicher spürbar. Das ist schön.
Ich behaupte nicht, dass dieser Duft wirklich wie Le Male mit Nelkenöl riecht, aber er riecht ähnlich wie einige Nachfolger, von denen ich schon wieder die Namen vergessen habe, die ich aber bei Bedarf gerne recherchieren kann (oder man klickt mal auf die Zwillingsduftfunktion bei Le Male: tolle Sache, dieses Parfumo)!
Alles in allem heißt das auch, dass der Duft eher etwas süßer als herbwürzig-frisch ist. Eine Ähnlichkeit mit Old Spice, die hier attestiert wird, lasse ich mir gerne einreden (ein Haufen undefinierter Gewürze, eine süße Basis, wenig Tabak, was auch bedeutet: wenig Tabac, bei Blütentönen nur Lavendel, das ja krautig frisch daher kommt und außerdem kaum Hesperidien und somit auch keine Zitrusfrische oder so was ähnliches). Der Duft ist auch kein bisschen grün, nicht herb-maskulin und hat eigentlich auch keine Firepower, was auch immer das sein soll.
Insgesamt überzeugt er mich nicht so recht, fällt gegen Tabac Original (die alte AS-Variante), mit dem er nicht viel gemein hat, völlig ab, hat sich aber zum Einführungspreis einer großen Parfümeriekette, dessen basalem Charme und putzigem Flakon ich nicht widerstehen konnte, in meinen Büroschrank eingeschlichen. Mal sehen, wie lange er da überleben wird. Vielleicht ist er ja doch keine Eintagsfliege.
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