28.12.2015 - 14:14 Uhr

Palonera
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Palonera
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Identify me.
Als ich ein Kind war, ein kleines, einstelliges noch, damals in den frühen Siebzigern, als das Täubchen noch kein Täubchen war und die Welt noch groß und bunt und laut, damals traf ich ihn zum ersten Mal.
Er steckte in den kleinen schwarzen Spulen, die meine Mutter und ihr Bruder in jene Kästen legten, aus denen, wie sie sagten, ein Vögelchen käme, das dann doch niemals kam.
Das ich suchen wollte und befreien an jenem Tag, an dem ich unter Omas Nähtisch kroch, heimlich, dunkel ahnend, daß es Schelte geben würde, denn "das ist ein Fotoapparat und kein Spielzeug!", hatte man mich streng ermahnt.
Doch das Vögelchen, das arme, das gewiß gefangen war in diesem engen Kasten, das tat mir kleinem Mädchen so sehr leid, daß ich jeden Gedanken an mögliche Strafe beiseite schob und so lange drückte und nestelte, bis am Apparat ein Türchen aufsprang.
Dahinter fand sich freilich auch kein Vogel, nur eine glänzende schwarze Folie, gespannt zwischen zwei Röllchen.
Darunter würde es sein, das Vögelchen, so dachte ich und zog an dem schwarzen Film, der länger wurde und länger und einen seltsamen Geruch verströmte, scharf und dunkel und stechend und anders als alles, was ich bis dahin gerochen hatte.
Zelluloid – doch das konnte ich damals nicht wissen.
Das Vögelchen fand ich nie, doch den Geruch traf ich später noch häufig bei Filmvorführungen, Diashows und im Fotolabor meiner Schule, schließlich in überdosiertem "Chambre Noire" und beim allerersten Test von "Id".
Scharf und fremd und anstrengend erschien er mir, dieser erste Eindruck, und doch vertraut und Teil von mir zur gleichen Zeit.
Jahrzehnte überbrückend mit nur einem Atemzug - alte Bilder tauchen auf aus dem Garnichtmehrbewußtsein, mischen sich mit Cinema und Phantasie.
Zelluloid, Feuerstein, rauhe Felsen, mattgraudumpfes Licht.
Trostlos fast, nur fast.
Mag ich das, will ich das, kann ich das?
Verstehe ich das?
Fragen, Rätsel, Faszination.
"Id" ist speziell in diesen Stunden, sehr speziell – ein fordernder Duft, auf und heraus, provozierend und auch motivierend, ihm zu folgen auf seinem Weg, ganz gleich wohin.
Und er ist lang, der Weg, lang und länger noch...
Nach einem Tag und einer Nacht begegnen "Id" und ich einander in einem Dorf in Afrika – dort, wo ich noch niemals war und doch so oft.
Immer dann führt mich mein Weg dorthin, wenn an meiner Seite "Idole de Lubin" schwebt, jenes dunkle, herbe, würzigwarme Eau de Parfum, das mich Nacht für Nacht an das flackernde Feuer des Dorfes setzt und mich einhüllt in einen Mantel aus Holz und Harz und Rauch, bestickt mit borkigbraunem Zimt und dunkelgold'nen Früchten, neben mir ein Glas mit schwerem, süßem Rum.
Der Tanz um das Feuer, der Tanz auf dem Vulkan, Lava brodelt dicht unter der Haut.
Irgendwo klickt eine Kamera – ein Hauch von Zelluloid, vielleicht real, vielleicht nur phantasiert.
Manchmal mag "Id" es lieber hell, sanft und seidigsauber.
Dann schmiegt der Duft sich nah an meine Haut, schmilzt ein und wird zum "Ichbindubistich", zu Haut und Salz und einem Hauch von Moschus.
Dann weiß ich nicht: Wo hört mein Ich auf, wo beginnt "Id"?
Ist "Id" Synonym für Ich, ein Kürzel für "Identität"?
Dann suche ich und forsche, rate ich und ahne, daß ich niemals wissen kann, spüre deine Hand in meinem Haar, deinen Mund auf meiner Haut und vergesse, daß es jemals Fragen gab.
Immer wieder anders, immer wieder neu.
Grau und glimmend, Zimt an trock'nen Hölzern, schwarze Nacht und nebellichter Tag.
Mann und Weib, Yin und Yang.
Aufgedeckt und doch verborgen, nasse Steine, rote Flut.
Bewegte Bilder, Spiegelstücke, Staub.
Komm her, geh fort.
Und bleib bei mir.
Identify me.
Er steckte in den kleinen schwarzen Spulen, die meine Mutter und ihr Bruder in jene Kästen legten, aus denen, wie sie sagten, ein Vögelchen käme, das dann doch niemals kam.
Das ich suchen wollte und befreien an jenem Tag, an dem ich unter Omas Nähtisch kroch, heimlich, dunkel ahnend, daß es Schelte geben würde, denn "das ist ein Fotoapparat und kein Spielzeug!", hatte man mich streng ermahnt.
Doch das Vögelchen, das arme, das gewiß gefangen war in diesem engen Kasten, das tat mir kleinem Mädchen so sehr leid, daß ich jeden Gedanken an mögliche Strafe beiseite schob und so lange drückte und nestelte, bis am Apparat ein Türchen aufsprang.
Dahinter fand sich freilich auch kein Vogel, nur eine glänzende schwarze Folie, gespannt zwischen zwei Röllchen.
Darunter würde es sein, das Vögelchen, so dachte ich und zog an dem schwarzen Film, der länger wurde und länger und einen seltsamen Geruch verströmte, scharf und dunkel und stechend und anders als alles, was ich bis dahin gerochen hatte.
Zelluloid – doch das konnte ich damals nicht wissen.
Das Vögelchen fand ich nie, doch den Geruch traf ich später noch häufig bei Filmvorführungen, Diashows und im Fotolabor meiner Schule, schließlich in überdosiertem "Chambre Noire" und beim allerersten Test von "Id".
Scharf und fremd und anstrengend erschien er mir, dieser erste Eindruck, und doch vertraut und Teil von mir zur gleichen Zeit.
Jahrzehnte überbrückend mit nur einem Atemzug - alte Bilder tauchen auf aus dem Garnichtmehrbewußtsein, mischen sich mit Cinema und Phantasie.
Zelluloid, Feuerstein, rauhe Felsen, mattgraudumpfes Licht.
Trostlos fast, nur fast.
Mag ich das, will ich das, kann ich das?
Verstehe ich das?
Fragen, Rätsel, Faszination.
"Id" ist speziell in diesen Stunden, sehr speziell – ein fordernder Duft, auf und heraus, provozierend und auch motivierend, ihm zu folgen auf seinem Weg, ganz gleich wohin.
Und er ist lang, der Weg, lang und länger noch...
Nach einem Tag und einer Nacht begegnen "Id" und ich einander in einem Dorf in Afrika – dort, wo ich noch niemals war und doch so oft.
Immer dann führt mich mein Weg dorthin, wenn an meiner Seite "Idole de Lubin" schwebt, jenes dunkle, herbe, würzigwarme Eau de Parfum, das mich Nacht für Nacht an das flackernde Feuer des Dorfes setzt und mich einhüllt in einen Mantel aus Holz und Harz und Rauch, bestickt mit borkigbraunem Zimt und dunkelgold'nen Früchten, neben mir ein Glas mit schwerem, süßem Rum.
Der Tanz um das Feuer, der Tanz auf dem Vulkan, Lava brodelt dicht unter der Haut.
Irgendwo klickt eine Kamera – ein Hauch von Zelluloid, vielleicht real, vielleicht nur phantasiert.
Manchmal mag "Id" es lieber hell, sanft und seidigsauber.
Dann schmiegt der Duft sich nah an meine Haut, schmilzt ein und wird zum "Ichbindubistich", zu Haut und Salz und einem Hauch von Moschus.
Dann weiß ich nicht: Wo hört mein Ich auf, wo beginnt "Id"?
Ist "Id" Synonym für Ich, ein Kürzel für "Identität"?
Dann suche ich und forsche, rate ich und ahne, daß ich niemals wissen kann, spüre deine Hand in meinem Haar, deinen Mund auf meiner Haut und vergesse, daß es jemals Fragen gab.
Immer wieder anders, immer wieder neu.
Grau und glimmend, Zimt an trock'nen Hölzern, schwarze Nacht und nebellichter Tag.
Mann und Weib, Yin und Yang.
Aufgedeckt und doch verborgen, nasse Steine, rote Flut.
Bewegte Bilder, Spiegelstücke, Staub.
Komm her, geh fort.
Und bleib bei mir.
Identify me.
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