19.05.2019 - 15:01 Uhr
Meggi
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23
Späte Courage bzw. siebter Durchschlag
Beim Durchstöbern des umfangreichen Oeuvres des Herrn Morillas habe ich erstaunt festgestellt, dass er mich früher einmal jahrelang sozusagen inkognito begleitet hatte. Denn sowohl das weithin bekannte ‚M7‘ als auch das wenig verbreitete ‚Gai Mattiolo Uomo‘ stammen aus seiner Hand – beides Erwerbungen aus der Vor-Parfumo-Zeit, ohne tiefere Beschäftigung damit, schon gar nicht mit dem Parfümeur. ‚Gai Mattiolo‘ war irgendwann alle und der ‚M7‘ fiel der Orientierung in Richtung Nische zum Opfer. Den hat schließlich MisterE geerbt. War aber gutes, allermindestens ordentliches Zeuchs.
Und nun sowas:
Eine einerseits wässrig-seifige, andererseits betulich-ältliche Rose der Sorte „Omas WC-Frisch-Helferlein“ erfährt binnen Minuten einen Stich wie von schimmeliger Mandarine. Später denke ich an einen muffigen Putzlappen, in dem noch ein Rest „Der General – Rosenfrische“ hängt. Derart krampfig-verunglückt-frisch und dumpf gleichermaßen driftet der Duft durch einen olfaktorisch unerfreulichen Vormittag. Eine pointierte Note wie von politur-getränktem, dunklem Holz ergänzt allmählich den bislang schimmlig stechenden Part. Derlei unter „Oud“ laufen zu fassen, erfordert guten Willen sowie eine gewisse Phantasie seitens des Rezipienten. Bei Vorliegen beider Voraussetzungen mag der Ansatz dann freilich nachvollziehbar sein. Wahlweise wurde vielleicht bewusst am kostbaren Adlerholz-Pilzbefall-Erzeugnis gespart, den Obstschimmel-Vetter gibt’s halt günstiger…
Nur ganz langsam dringen balsamisch-cremig-süße Anteile hinzu und lindern die größte Not. Das Gesamtbild des Duftes lässt sich für mich jetzt wohlwollender als „von floraler Cremigkeit eingefasste und sacht kandierte bittere Spitze“ formulieren, wenngleich ‚Rose Exaltante‘, direkt auf der Haut berochen, bei mir weiterhin Schimmel-Assoziationen weckt.
Dass es sich bei Muscenone und Exaltone um Moschus-Nachbauten handelt, glaube ich im Laufe des Nachmittags bereitwillig. Und deren Auftritt rettet tatsächlich noch was. Im Verein mit dem Stink von oben entsteht nämlich eine Mixtur, die aus zwei Sorten Moschus zusammengesetzt scheint: sauber und…animalisch. Wer hätte das gedacht? Nicht überbordend animalisch, doch immerhin. Und ohne die übergriffige Schmierigkeit, welche mir etwa Lutens‘ ‚Muscs Koublaï Khän‘ verleidet hatte. Helles Holz bietet zum Abend hin einen einigermaßen passenden Unterbau, während ein Überbleibsel der einstmals arg seifig-wässrigen Rose nunmehr zarte Bonbon-Ambitionen entwickelt, mithin ebenfalls zu unvermuteter Form aufläuft. Am nächsten Morgen vermeine ich gar, ein paar versprengte, basal-harzige Moleküle zu erhaschen: Labdanum vielleicht? Rose exaltante als siebter Durchschlag von Diors ‚Oud Ispahan‘?
Anderswo könnte ich diese späte Courage – die strikt relativ zu verstehen ist – womöglich euphorischer würdigen, heute fehlt mir dafür die adäquate Herleitung über den Tag hinweg. Wäre der Oud-Gedanke vorne schlüssiger rübergekommen, hätte sich der basale Schnick besser gefügt.
Fazit: Das Hintenraus-Naja stimmt etwas milder. Die ersten Stunden sind aber fies.
Ich bedanke mich bei Kovex für die Probe.
Und nun sowas:
Eine einerseits wässrig-seifige, andererseits betulich-ältliche Rose der Sorte „Omas WC-Frisch-Helferlein“ erfährt binnen Minuten einen Stich wie von schimmeliger Mandarine. Später denke ich an einen muffigen Putzlappen, in dem noch ein Rest „Der General – Rosenfrische“ hängt. Derart krampfig-verunglückt-frisch und dumpf gleichermaßen driftet der Duft durch einen olfaktorisch unerfreulichen Vormittag. Eine pointierte Note wie von politur-getränktem, dunklem Holz ergänzt allmählich den bislang schimmlig stechenden Part. Derlei unter „Oud“ laufen zu fassen, erfordert guten Willen sowie eine gewisse Phantasie seitens des Rezipienten. Bei Vorliegen beider Voraussetzungen mag der Ansatz dann freilich nachvollziehbar sein. Wahlweise wurde vielleicht bewusst am kostbaren Adlerholz-Pilzbefall-Erzeugnis gespart, den Obstschimmel-Vetter gibt’s halt günstiger…
Nur ganz langsam dringen balsamisch-cremig-süße Anteile hinzu und lindern die größte Not. Das Gesamtbild des Duftes lässt sich für mich jetzt wohlwollender als „von floraler Cremigkeit eingefasste und sacht kandierte bittere Spitze“ formulieren, wenngleich ‚Rose Exaltante‘, direkt auf der Haut berochen, bei mir weiterhin Schimmel-Assoziationen weckt.
Dass es sich bei Muscenone und Exaltone um Moschus-Nachbauten handelt, glaube ich im Laufe des Nachmittags bereitwillig. Und deren Auftritt rettet tatsächlich noch was. Im Verein mit dem Stink von oben entsteht nämlich eine Mixtur, die aus zwei Sorten Moschus zusammengesetzt scheint: sauber und…animalisch. Wer hätte das gedacht? Nicht überbordend animalisch, doch immerhin. Und ohne die übergriffige Schmierigkeit, welche mir etwa Lutens‘ ‚Muscs Koublaï Khän‘ verleidet hatte. Helles Holz bietet zum Abend hin einen einigermaßen passenden Unterbau, während ein Überbleibsel der einstmals arg seifig-wässrigen Rose nunmehr zarte Bonbon-Ambitionen entwickelt, mithin ebenfalls zu unvermuteter Form aufläuft. Am nächsten Morgen vermeine ich gar, ein paar versprengte, basal-harzige Moleküle zu erhaschen: Labdanum vielleicht? Rose exaltante als siebter Durchschlag von Diors ‚Oud Ispahan‘?
Anderswo könnte ich diese späte Courage – die strikt relativ zu verstehen ist – womöglich euphorischer würdigen, heute fehlt mir dafür die adäquate Herleitung über den Tag hinweg. Wäre der Oud-Gedanke vorne schlüssiger rübergekommen, hätte sich der basale Schnick besser gefügt.
Fazit: Das Hintenraus-Naja stimmt etwas milder. Die ersten Stunden sind aber fies.
Ich bedanke mich bei Kovex für die Probe.
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