12.10.2017 - 14:27 Uhr
Meggi
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Lümütüdüdüschn
Neulich kam im Fernsehen ein Marketing-Experte zu Wort, der das stets ähnliche Strickmuster an teils abenteuerlichen Geschichten und Versprechungen schilderte, mit denen der Absatz von ‚Superfood‘ zuverlässig angekurbelt wird (erinnert uns das nicht an irgendwas…?). Die ungläubige Nachfrage des Reporters, ob das wirklich derart simpel sei, parierte der Mann mit der griffigen Aussage: „Im Marketing gilt immer noch: Stumpf ist Trumpf!“
Bekanntlich sind auch andere Plattheiten sehr erfolgreich. Des Öfteren unterstreicht meine (zwölfjährige, sie sei mithin partiell entschuldigt…) Tochter einen dringenden Kaufwunsch mit dem Hinweis, es handele sich schließlich um eine „Limited Edition“. Üblicherweise geht es um Gegenstand-gewordene Spin-Offs temporärer Youtube-Prominenz. Es scheint eine ganze Reihe von Damen zu geben, denen es verblüffend flüssig gelingt, via Werbung mit und ohne ‚Schleich-‘ im Internet allen erdenklichen Humbug zu vermarkten. Diese Welt war mir bis vor rund einem Jahr völlig verborgen und hätte es bleiben dürfen.
Andererseits ist das ja zeitgeschichtlich nicht unspannend und müsste eigentlich der Traum jedes Alt-Linken sein: Es ist offenbar inzwischen möglich, nicht mehr nur ohne Geld bzw. ohne entsprechende Herkunft, sondern auch ohne Bildung, ohne Ahnung und vor allem ohne Talent hierzulande Karriere zu machen. Doch das ist ein weites Feld.
Bei uns zu Hause ist „Lümütüdüdüschn“ mittlerweile zu einer Art runnig gag geworden, über den das Mädchen – immerhin! – schon selbst zu lachen vermag. Ob sie bei Sens Unique just deshalb sozusagen instinktiv den Flakon mit Coton Egyptien aus dem Regal zog, weil es sich um eine beim Hersteller vergriffene Lümütüdüdüschn handelt, darf als anekdotische Frage im Raum stehen bleiben. Jedenfalls ist wohl Ende mit dem Duft. Dazu später noch was.
Coton Egyptien eröffnet tatsächlich stumpf-textilhaft, mit einer Spur Süße dabei, geradezu likörig-karamellig. Nach wenigen Minuten bildet sich eine Andeutung von…Schaf-Muff? He, wir waren bei Baumwolle! Und außerdem sind wir bei Phaedon, das ist also nicht annähernd so krass wie bei 100 Tweeds von Euphorium Brooklyn. Ob das Gebotene nun den natürlichen Geruch von Baumwolle trifft, weiß ich nicht. Originell und als Geruchserlebnis gelungen ist es allemal.
Dass der Duft bereits binnen der ersten halben Stunde einen chemischen Einschlag erfährt, ist erstaunlicherweise keineswegs unangenehm, vielmehr strahlt es eine Anmutung von frisch gereinigter Wäsche aus, ohne indes das Beißende einer leibhaftigen Reinigung zu entwickeln. Das ist im Ergebnis „sauber mal anders“ und ich bin von der regelrechten Kühnheit dieses Phaedon ziemlich überrascht.
Ungefähr ab der Mittagszeit gewinnt der karamellig-vanillige Aspekt langsam wieder an Gewicht, ohne allerdings besonders süß zu werden. Eine Spur Moschus im Untergrund wird erriechbar, sein Beitrag wird hinfort stetig anschwellen. Das vermittelt sukzessive eine milde, süß-herbe Cremigkeit, die gleichwohl ihrerseits völlig sauber daherkommt. Und so wird allmählich aus einem ‚sauber-textilhaften‘ Vormittag ein ‚sauber-cremiger‘ Nachmittag.
Fazit: Nicht meine Baustelle, aber auf eine spezielle Art sehr gelungen. Schade, dass ausgerechnet der anscheinend aus dem Sortiment weichen musste. Vielleicht war er den Phaedons insgeheim nicht ganz geheuer.
Bekanntlich sind auch andere Plattheiten sehr erfolgreich. Des Öfteren unterstreicht meine (zwölfjährige, sie sei mithin partiell entschuldigt…) Tochter einen dringenden Kaufwunsch mit dem Hinweis, es handele sich schließlich um eine „Limited Edition“. Üblicherweise geht es um Gegenstand-gewordene Spin-Offs temporärer Youtube-Prominenz. Es scheint eine ganze Reihe von Damen zu geben, denen es verblüffend flüssig gelingt, via Werbung mit und ohne ‚Schleich-‘ im Internet allen erdenklichen Humbug zu vermarkten. Diese Welt war mir bis vor rund einem Jahr völlig verborgen und hätte es bleiben dürfen.
Andererseits ist das ja zeitgeschichtlich nicht unspannend und müsste eigentlich der Traum jedes Alt-Linken sein: Es ist offenbar inzwischen möglich, nicht mehr nur ohne Geld bzw. ohne entsprechende Herkunft, sondern auch ohne Bildung, ohne Ahnung und vor allem ohne Talent hierzulande Karriere zu machen. Doch das ist ein weites Feld.
Bei uns zu Hause ist „Lümütüdüdüschn“ mittlerweile zu einer Art runnig gag geworden, über den das Mädchen – immerhin! – schon selbst zu lachen vermag. Ob sie bei Sens Unique just deshalb sozusagen instinktiv den Flakon mit Coton Egyptien aus dem Regal zog, weil es sich um eine beim Hersteller vergriffene Lümütüdüdüschn handelt, darf als anekdotische Frage im Raum stehen bleiben. Jedenfalls ist wohl Ende mit dem Duft. Dazu später noch was.
Coton Egyptien eröffnet tatsächlich stumpf-textilhaft, mit einer Spur Süße dabei, geradezu likörig-karamellig. Nach wenigen Minuten bildet sich eine Andeutung von…Schaf-Muff? He, wir waren bei Baumwolle! Und außerdem sind wir bei Phaedon, das ist also nicht annähernd so krass wie bei 100 Tweeds von Euphorium Brooklyn. Ob das Gebotene nun den natürlichen Geruch von Baumwolle trifft, weiß ich nicht. Originell und als Geruchserlebnis gelungen ist es allemal.
Dass der Duft bereits binnen der ersten halben Stunde einen chemischen Einschlag erfährt, ist erstaunlicherweise keineswegs unangenehm, vielmehr strahlt es eine Anmutung von frisch gereinigter Wäsche aus, ohne indes das Beißende einer leibhaftigen Reinigung zu entwickeln. Das ist im Ergebnis „sauber mal anders“ und ich bin von der regelrechten Kühnheit dieses Phaedon ziemlich überrascht.
Ungefähr ab der Mittagszeit gewinnt der karamellig-vanillige Aspekt langsam wieder an Gewicht, ohne allerdings besonders süß zu werden. Eine Spur Moschus im Untergrund wird erriechbar, sein Beitrag wird hinfort stetig anschwellen. Das vermittelt sukzessive eine milde, süß-herbe Cremigkeit, die gleichwohl ihrerseits völlig sauber daherkommt. Und so wird allmählich aus einem ‚sauber-textilhaften‘ Vormittag ein ‚sauber-cremiger‘ Nachmittag.
Fazit: Nicht meine Baustelle, aber auf eine spezielle Art sehr gelungen. Schade, dass ausgerechnet der anscheinend aus dem Sortiment weichen musste. Vielleicht war er den Phaedons insgeheim nicht ganz geheuer.
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