West Indian Limes Truefitt & Hill Cologne
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Top Rezension
Colonialwaren X: Tom Yam
Name und Duft dieses freundlich grün beflaschten Parfüms geben das eine oder andere zu lösende Rätsel auf. Recht einfach ist, dass mit "Limes" hier nicht "Lindenblüten" gemeint sind, sondern "Limetten" (das englische Wort ist ja doppeldeutig).
Ein bisschen schwieriger ist schon die nach der Bedeutung von "West Indian". Es ist ja ein alter Hut, dass Kolumbus, als er Amerika in Gestalt der Karibik entdeckte, dachte, er hätte Indien gefunden. Die Gegend wurde daher erstmal "Indien" genannt, und als sich der Fehler dann später herausstellte, nannte man die Karabik und Mittelamerika zur Unterscheidung "Westindien" und das richtige Indien "Ostindien". Im englischen Sprachgebrauch hat sich das noch bis heute erhalten, und so wird hier mit "West Indian" vermutlich nicht "Limetten aus dem westlichen Indien", sondern "karibische Limetten" gemeint sein. Obwohl der Befund auch nicht so 100% eindeutig ist, aber dazu später mehr, zuerst mal zum Duft!
Mir gefällt West Indian Limes nicht besonders. Es reiht sich ein die lange Schlange aus englischen Colognes, die für meine Nase einen irgendwie strengen, uneleganten, unrunden "Beigeruch" haben, irgendetwas verschwiemelt britisches, das nicht in ein frisches Cologne gehört. Ich habe das in meinem Kommentar zu Wellington thematisiert und will mich daher nicht wiederholen. Und ebenso wie bei jenem Feldherrenduft muss ich daher auch hier die Gegenposition zu den begeisterten und beschwingt-inspirierten Kommentaren von Yatagan und Fittleworth beziehen, die mit der karibischen Limette keine Probleme haben sondern auf der siebten Zitronenwolke schweben.
Ich habe sogar zwei Probleme: Zum einen nehme ich, vor allem so ab der fünften Minute, eine metallische Härte wahr; das ist für mich gerade der unschönste Aspekt des Cologne-Urahns 4711. Wer mit dieser blaugestählten Schärfe beim Kölner Klassiker nicht klarkommt, dem würde ich auch diesen Engländer nicht empfehlen. Zum anderen, und jetzt kommt die britische Brackigkeit, rieche ich hier von der ersten Sekunde an einen dezidiert nicht zitrischen, vegetabilen braun-grünen Knarz. Dieser führt übrigens auch dazu, dass ich den Duft bei den "Colonialwaren" und nicht (wie zuerst geplant) in "Neukölln" eingeordnet habe.
Vermutlich kommt dieser Notenkomplex (den andere vielleicht als schön barbershopartig wahrnehmen, ich aber nicht) aus einer Kombination der Gewürznelke mit, ja, mit, und da sind wir wieder bei den Zweideutigkeiten, mit dem Zitronengras. Ich kann nämlich den Geschmack von Zitronengras im Essen (vor allem in der thailändischen Tom-Yam-Suppe) nicht leiden, und wahrscheinlich vergällt er mir auch dieses Cologne.
Und jetzt zurück zum Kapitel Rätsel: Laut einer bedeutenden Online-Enzyklopädie gibt es zwei Sorten Zitronengras. Einmal "cymbopogon citratus", das Westindische (oder Gualtematekische) Zitronengras, das verrückterweise wohl eigentlich aus Indien stammt, aber trotzdem nach "Westindien" (also der Karibik) benannt wurde, aber, Rolle zurück, vorwiegend in der asiatischen (Indien, Thailand, Vietnam) Küche für Suppen und Tees verwendet wird. Und sodann "cymbopogon flexuosus", das Ostindische Zitronengras, das ebenfalls aus Indien stammt, auch nach Ostindien (dem richtigen Indien) benannt ist, und kaum in der Küche, sondern vorwiegend in der Parfümerie verwendet wird. Tja, jetzt kann man Indizien zusammenzählen, aber welches Zitronengras hier verwendet wurde, wird man dann auch nicht wissen. Zumal die Briten in Ost- und in Westindien mit Kolonien vertreten waren...
Ansonsten, außer diesen beiden mir unbehaglichen Akzekten, gibt es nichts zu meckern: ein schöner, sommerlich frischer, vielseitig zitrischer Duft, mit Ausweitungen bis ins Orangige.
Wer nicht nur, wie ich, oft mit den Beurteilungen von Fittleworth und Yatagan übereinstimmt, sondern darüber hinaus auch 4711 und Tom-Yam-Suppe mag, sollte sich von diesem skeptischen Kommentar nicht abschrecken lassen, sondern am besten gleich blind bestellen.
Mir bleibt übrig, Yatagan für die Probe zu danken und mich auf "Extract of West Indian Limes" von G.F. Trumper zu freuen. Diesen zum verwechseln ähnlich benamten Duft habe ich zwar zuletzt vor 10 Jahren gerochen und kann ihn daher momentan nicht besprechen, aber ich weiß noch, dass ich ihn toll fand. Und garantiert suppenfrei.
Ein bisschen schwieriger ist schon die nach der Bedeutung von "West Indian". Es ist ja ein alter Hut, dass Kolumbus, als er Amerika in Gestalt der Karibik entdeckte, dachte, er hätte Indien gefunden. Die Gegend wurde daher erstmal "Indien" genannt, und als sich der Fehler dann später herausstellte, nannte man die Karabik und Mittelamerika zur Unterscheidung "Westindien" und das richtige Indien "Ostindien". Im englischen Sprachgebrauch hat sich das noch bis heute erhalten, und so wird hier mit "West Indian" vermutlich nicht "Limetten aus dem westlichen Indien", sondern "karibische Limetten" gemeint sein. Obwohl der Befund auch nicht so 100% eindeutig ist, aber dazu später mehr, zuerst mal zum Duft!
Mir gefällt West Indian Limes nicht besonders. Es reiht sich ein die lange Schlange aus englischen Colognes, die für meine Nase einen irgendwie strengen, uneleganten, unrunden "Beigeruch" haben, irgendetwas verschwiemelt britisches, das nicht in ein frisches Cologne gehört. Ich habe das in meinem Kommentar zu Wellington thematisiert und will mich daher nicht wiederholen. Und ebenso wie bei jenem Feldherrenduft muss ich daher auch hier die Gegenposition zu den begeisterten und beschwingt-inspirierten Kommentaren von Yatagan und Fittleworth beziehen, die mit der karibischen Limette keine Probleme haben sondern auf der siebten Zitronenwolke schweben.
Ich habe sogar zwei Probleme: Zum einen nehme ich, vor allem so ab der fünften Minute, eine metallische Härte wahr; das ist für mich gerade der unschönste Aspekt des Cologne-Urahns 4711. Wer mit dieser blaugestählten Schärfe beim Kölner Klassiker nicht klarkommt, dem würde ich auch diesen Engländer nicht empfehlen. Zum anderen, und jetzt kommt die britische Brackigkeit, rieche ich hier von der ersten Sekunde an einen dezidiert nicht zitrischen, vegetabilen braun-grünen Knarz. Dieser führt übrigens auch dazu, dass ich den Duft bei den "Colonialwaren" und nicht (wie zuerst geplant) in "Neukölln" eingeordnet habe.
Vermutlich kommt dieser Notenkomplex (den andere vielleicht als schön barbershopartig wahrnehmen, ich aber nicht) aus einer Kombination der Gewürznelke mit, ja, mit, und da sind wir wieder bei den Zweideutigkeiten, mit dem Zitronengras. Ich kann nämlich den Geschmack von Zitronengras im Essen (vor allem in der thailändischen Tom-Yam-Suppe) nicht leiden, und wahrscheinlich vergällt er mir auch dieses Cologne.
Und jetzt zurück zum Kapitel Rätsel: Laut einer bedeutenden Online-Enzyklopädie gibt es zwei Sorten Zitronengras. Einmal "cymbopogon citratus", das Westindische (oder Gualtematekische) Zitronengras, das verrückterweise wohl eigentlich aus Indien stammt, aber trotzdem nach "Westindien" (also der Karibik) benannt wurde, aber, Rolle zurück, vorwiegend in der asiatischen (Indien, Thailand, Vietnam) Küche für Suppen und Tees verwendet wird. Und sodann "cymbopogon flexuosus", das Ostindische Zitronengras, das ebenfalls aus Indien stammt, auch nach Ostindien (dem richtigen Indien) benannt ist, und kaum in der Küche, sondern vorwiegend in der Parfümerie verwendet wird. Tja, jetzt kann man Indizien zusammenzählen, aber welches Zitronengras hier verwendet wurde, wird man dann auch nicht wissen. Zumal die Briten in Ost- und in Westindien mit Kolonien vertreten waren...
Ansonsten, außer diesen beiden mir unbehaglichen Akzekten, gibt es nichts zu meckern: ein schöner, sommerlich frischer, vielseitig zitrischer Duft, mit Ausweitungen bis ins Orangige.
Wer nicht nur, wie ich, oft mit den Beurteilungen von Fittleworth und Yatagan übereinstimmt, sondern darüber hinaus auch 4711 und Tom-Yam-Suppe mag, sollte sich von diesem skeptischen Kommentar nicht abschrecken lassen, sondern am besten gleich blind bestellen.
Mir bleibt übrig, Yatagan für die Probe zu danken und mich auf "Extract of West Indian Limes" von G.F. Trumper zu freuen. Diesen zum verwechseln ähnlich benamten Duft habe ich zwar zuletzt vor 10 Jahren gerochen und kann ihn daher momentan nicht besprechen, aber ich weiß noch, dass ich ihn toll fand. Und garantiert suppenfrei.
20 Antworten
Bei Metallik bin ich eh raus.
Wie auch bei Wellington dürfte mir dieser wohl mehr zusagen als Dir :)