29.11.2017 - 17:23 Uhr
Torfdoen
40 Rezensionen
Torfdoen
Sehr hilfreiche Rezension
9
Schräg mit Retro-Power
Schon der Flakon ist eine Wucht: Die Totemfigur eines Ochsen oder Büffels in zeitgenössischem Design.
Korrespondierend zu den damaligen Werbeannouncen: Einmal ein augenloser
George Lazenby-Verschnitt, einmal ein herablassend dreinblickender, südamerikanischer Indio. Interessant.
Der Beipackzettel wirbt mit seltenen Schätzen, die an verkannten (sic!) Orten gedeihen.
Ich bin mit dir, George Lazenby. Wollen wir uns das Ding mal unter die Nase reiben.
Ganz am Anfang saftig-zitrische Orange auf angenehm wässriger Ginbasis.
Klar wird: Der Duft hat kaum gelitten.
Hinzu kommen grüne Noten und auch etwas fruchtgummiartige Süße, die sich
den ganzen Duftverlauf dezent im Hintergrund hält, um am Schluß mit der Vanille in einer cremig-schokoladigen Basis aufzugehen. Dazu später mehr.
Die Kopfnote ist ein Traum, kontrastiert aber stark zu dem, was noch kommt,
erscheint zu den anderen Teilen der Duftreise am vergänglichsten, ist nur hier und da mal präsent.
Lavendel und Anis bilden das Duo im weiteren Verlauf. Und das mit voller Kraft.
Der Lavendel ist etwas muffiger, was der zitrusfrische Anis dank seiner Wärme und
Würze auszugleichen vermag.
Trotzdem gewinnt hier der Duft an Pudrigkeit und eine seifige Lavendelbitterkeit
sticht beizeiten hervor, was sofort zu einem Flashback in die unerlebte Vergangenheit führt.
Lavendel-Flashback:
1973. Ich bin Jahrgang 82, also gut neun Jahre zu spät dran. Trotzdem weckt der Duft in mir eine gewisse
Erinnerung zurück in die Kindheit. Vielleicht hat die Bettwäsche bei meiner Oma immer nach Lavendel gerochen, als ich dort übernachtete. Ich bin mir nicht sicher.
Zumindest verliert hier der Duft für mich etwas an seinen vorherigen modern-abstrakten Elementen.
Als Zeitmaschine taugt Nomade an dieser Stelle allemal.
Man könnte ihm also hier eine gewisse Zeitbefangenheit vorwerfen. Allerdings würde man damit der Gesamtkomposition in keinster Weise gerecht. Worauf man seinen Eindruck gründet, ist vielmehr nur ein Teil eines komplexen Duftgefüges, das sich abzeichnet. Es zirkulieren pfeffrige Zitronenminze, dezente Pudrigkeit und grün-moosiges Schokoladenleder in einem Wechselspiel, das nie richtig zur Ruhe kommt. Am Ende schieben sich fruchtig-minziges Sahnebonbon und krautige Schokoerde sanft den Ball hin und her. Hautnahes Schokokraut ab der achten Stunde. Aber der Büffel gibt nicht auf. Mit Ausdauer ist er frühmorgens noch am ackern, reibt sein Fell an Felsen und Stauden, bis eine unkaputtbare Lavendel-Vanille-Basis auf moosigem Untergrund leise ausklingt.
Quite a trip.
Der Gesamteindruck ist ein ambivalenter:
Nomade. Natur trifft auf Artifizielles. Experimentierlust paart sich mit klassischen Elementen. Im Auftakt frisch und hintenraus kuschelig. Aber auch nicht richtig, obwohl mit Vanille und Schokolade. Keine Machoseife, eher lieblich dank Puder und Lavendel. Elegant auf der Hochebene.
Also ein ziemlich gewagtes, aber bei näherem hinschauen, gerade aufgrund seiner untypischen Struktur und
seines schrägen Charakters, faszinierend eigenständiges Kleinod. Ein Kunstwerk. Schön, aber mit befremdlichen Einsprengseln. Im Beipackzettel heißt es sogar im Englischen: Eau de toilette with a strange aroma, was ins Deutsche übersetzt wurde mit: Eau de toilette von erlesenem Wohlgeruch...
Natürlich wirkt die Zeitkapsel auch für mutige Nomadinnen. Das Krafttier wartet geduldig darauf, sich dem Träger und seiner Umgebung zu präsentieren und die exotischen Bräuche von 1973 (und womöglich einer archaischen Urzeit) in die Jetztzeit zu überführen.
George Lazenby sagt: Tolle Erfindung.
Korrespondierend zu den damaligen Werbeannouncen: Einmal ein augenloser
George Lazenby-Verschnitt, einmal ein herablassend dreinblickender, südamerikanischer Indio. Interessant.
Der Beipackzettel wirbt mit seltenen Schätzen, die an verkannten (sic!) Orten gedeihen.
Ich bin mit dir, George Lazenby. Wollen wir uns das Ding mal unter die Nase reiben.
Ganz am Anfang saftig-zitrische Orange auf angenehm wässriger Ginbasis.
Klar wird: Der Duft hat kaum gelitten.
Hinzu kommen grüne Noten und auch etwas fruchtgummiartige Süße, die sich
den ganzen Duftverlauf dezent im Hintergrund hält, um am Schluß mit der Vanille in einer cremig-schokoladigen Basis aufzugehen. Dazu später mehr.
Die Kopfnote ist ein Traum, kontrastiert aber stark zu dem, was noch kommt,
erscheint zu den anderen Teilen der Duftreise am vergänglichsten, ist nur hier und da mal präsent.
Lavendel und Anis bilden das Duo im weiteren Verlauf. Und das mit voller Kraft.
Der Lavendel ist etwas muffiger, was der zitrusfrische Anis dank seiner Wärme und
Würze auszugleichen vermag.
Trotzdem gewinnt hier der Duft an Pudrigkeit und eine seifige Lavendelbitterkeit
sticht beizeiten hervor, was sofort zu einem Flashback in die unerlebte Vergangenheit führt.
Lavendel-Flashback:
1973. Ich bin Jahrgang 82, also gut neun Jahre zu spät dran. Trotzdem weckt der Duft in mir eine gewisse
Erinnerung zurück in die Kindheit. Vielleicht hat die Bettwäsche bei meiner Oma immer nach Lavendel gerochen, als ich dort übernachtete. Ich bin mir nicht sicher.
Zumindest verliert hier der Duft für mich etwas an seinen vorherigen modern-abstrakten Elementen.
Als Zeitmaschine taugt Nomade an dieser Stelle allemal.
Man könnte ihm also hier eine gewisse Zeitbefangenheit vorwerfen. Allerdings würde man damit der Gesamtkomposition in keinster Weise gerecht. Worauf man seinen Eindruck gründet, ist vielmehr nur ein Teil eines komplexen Duftgefüges, das sich abzeichnet. Es zirkulieren pfeffrige Zitronenminze, dezente Pudrigkeit und grün-moosiges Schokoladenleder in einem Wechselspiel, das nie richtig zur Ruhe kommt. Am Ende schieben sich fruchtig-minziges Sahnebonbon und krautige Schokoerde sanft den Ball hin und her. Hautnahes Schokokraut ab der achten Stunde. Aber der Büffel gibt nicht auf. Mit Ausdauer ist er frühmorgens noch am ackern, reibt sein Fell an Felsen und Stauden, bis eine unkaputtbare Lavendel-Vanille-Basis auf moosigem Untergrund leise ausklingt.
Quite a trip.
Der Gesamteindruck ist ein ambivalenter:
Nomade. Natur trifft auf Artifizielles. Experimentierlust paart sich mit klassischen Elementen. Im Auftakt frisch und hintenraus kuschelig. Aber auch nicht richtig, obwohl mit Vanille und Schokolade. Keine Machoseife, eher lieblich dank Puder und Lavendel. Elegant auf der Hochebene.
Also ein ziemlich gewagtes, aber bei näherem hinschauen, gerade aufgrund seiner untypischen Struktur und
seines schrägen Charakters, faszinierend eigenständiges Kleinod. Ein Kunstwerk. Schön, aber mit befremdlichen Einsprengseln. Im Beipackzettel heißt es sogar im Englischen: Eau de toilette with a strange aroma, was ins Deutsche übersetzt wurde mit: Eau de toilette von erlesenem Wohlgeruch...
Natürlich wirkt die Zeitkapsel auch für mutige Nomadinnen. Das Krafttier wartet geduldig darauf, sich dem Träger und seiner Umgebung zu präsentieren und die exotischen Bräuche von 1973 (und womöglich einer archaischen Urzeit) in die Jetztzeit zu überführen.
George Lazenby sagt: Tolle Erfindung.
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