Ein schönes Thema.
Mir fallen dazu zwei Probleme ein: die Anfängernase ist nicht sehr differenziert und schert viele Dufteindrücke zunächst über den selben Kamm. So ist es mir ergangen, als ich M7 (2011) gerochen habe und ihm eine direkte Verwandtschaft mit dem Antaeus Eau de Toilette unterstellt hab. Beide waren für mich unmissverständlich animalisch. Erst später konnte ich mehr entziffern und die Düfte nun gut auseinander halten.
Wenn eine Anfängernase nun mit ihrem noch pauschalen Geruchsfähigkeiten einen Duft beschreiben möchte, dann zeichnen die Beschreibungen zwangsläufig ein sehr unscharfes Bild. Das ist die eine Gefahr beim hantieren mit Vokabular.
Die andere Gefahr ist die vieldeutigkeit der Vokabeln selbst. "Frisch" - was lässt sich darunter nur alles vorstellen? Maritime aquatische Noten, hygienische Noten, Noten von frisch angeschnittener Frucht, herbe holzige Noten und noch so viel mehr. Es ist zwar sehr schön, sich so eine eigene Wortpalette heranzuzüchten, aber sie wird jedem Leser andere Bilder in den Kopf zaubern.
(Was an einem Duft "rauchig" sein soll, hab ich bis heute nicht verstanden. Soll das verkokelt bedeuten oder etwa geräuchert? Parfum riecht normalerweise nicht nach Aschenbecher und auch nicht nach Räucherlachs.)
Darum ist meine Empfehlung die Zutaten selbst zu benennen und wie sie sich zueinander verhalten. Das ist sehr sachlich und wird keine allzu abwegigen Vorstellungen beim Leser erzeugen. Manchmal passiert es, dass man die Duftwolke anders auffasst und zwei separate Einzelnoten zu einer neuen, nicht enthaltenen Zutat verklärt. Auch dann ist es meiner Meinung nach legitim die Zutaten zu benennen, wie sie eben dem Anschein nach enthalten sind.
Meine andere Empfehlung ist - für den Fall, dass sich die Zutaten nicht entziffern lassen, Situationen, Orte oder Gegenstände als Ersatz heranzuziehen. Das hat den Vorteil, dass man kein Nasenakrobat sein muss und das Gegenüber dennoch von Noten erfährt, die man selber gar nicht identifizieren könnte. Sagt man zum Beispiel, der Duft "riecht wie Autowerkstatt", dann ist damit eine Vielzahl an unbekannten Dufteindrücken auf einmal gesagt.
Metaphern könnte man als aller letztes Verwenden. Aber ich bin eher dafür sachlich zu sein. Denn die Poesie im Alltag ist ja überall. Das blumige, träumerische Gefühl in einem Film zu sein, wenn einfach alles Stimmt, kommt von ganz alleine. (Korrektur: der "Vibe" oder "Atmosphäre" finde ich doch sehr, sehr wichtig zu nennen.)
Trotzdem hab ich ein paar Worte, die ich bisher öfters oder gerne verwendet habe. Neu ist "eloquent", "bissig" oder "amüsant". Von "pudrig" will ich abstand nehmen, denn irgendwie riecht ja alles pudrig. Worauf ich stolz bin sind Begriffe, die sich auf die Qualität der Duftnoten bezieht. Sauvage ist beispielsweise "diffus" oder "verwaschen". Die Düfte von Tom Ford sind meistens sehr "klar" und "stereo". Dann mag ich noch, wenn man den möglichen idealen Duftträger charakterisiert. Z. B. Unkomplizierte Karrierefrau am Wochenende.