01.04.2020 - 12:03 Uhr
FvSpee
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FvSpee
Top Rezension
26
CoViD-Kommentare, zwölftes Stück: Lavendel großgeschrieben
Mit diesem im unteren bis mittleren Preis-Segment (ca. 70 Euro für 100 ml) angesiedelten Duft begegnet uns ein schönes, gefälliges, absolut tragbares Alltags- und Gebrauchswässerchen ohne größere Ecken, Kanten und Besonderheiten. Nicht nur der geografischen Herkunft, sondern auch der Machart nach kann man es als traditionell und typisch mediterran-maskulin ansprechen.
Die Kopfnote ist eine schöne "zitrische Eröffnung" mit leicht hellgrünem Einschlag. Hier in den ersten Minuten erinnert mich dieser Armani stark an die leichten Sommerwässerchen von Annick Goutal wie Eau du Sud, Eau d'Hadrien und vor allem Eau de Monsieur. In diese Frische mischt sich dann bald eine minimal prickelnde und scharfe und gerade so weit, dass es einen interessanten Kontrapunkt zur Hesperidik darstellt, stinkig-suspekte würzige Note, die vom Koriander kommen könnte. Während die Zitrik sich rasch zurückzieht, gewinnen die würzigen Noten dann mehr und mehr Raum; in dieser Zwischenphase zwischen Kopf- und Herznote ist Eau de Monsieur ein schön hellbraun würziger Duft. Einzelne Noten könnte ich nicht erkennen, Zimt, Muskat und Nelke sind aber völlig plausibel.
Nun aber, und wir sind noch immer nicht voll in der Herznote angelangt, vollzieht sich eine massive Expansion des vorher nur sehr leicht wahrnehmbaren Lavendels, der jetzt einen ganz starken, von den fortbestehenden würzigen Noten schön flankierten Auftritt hat. Lavendel ist hier in der Duftpyramide nur ganz kleingedruckt in der Herznote angegeben: Das stimmt mit meiner Wahrnehmung, nach der das Herz dieses Dufts eigentlich aus einem schönen, sanften, typisch pudrigen Lavendel (allenfalls mit Beiwerk) besteht, nicht überein, weshalb ich (was ich sonst fast nie mache) gerade durch Anklicken des Wortes Lavendel diesen Bestandteil hier auf Parfumo hochgejazzt habe (beim Wählen in der Wahlkabine wäre das dann wohl so etwas wie Kumulieren). Dieses riesengroße Herz aus Lavendel schlägt dann (ohne allzu große Projektion) bestimmt acht Stunden lang, wobei es gegen Ende, ohne zu verstummen, dann immer mehr in eine würzig-holzige, aber dabei auch ziemlich weiche und süße Basis ausläuft.
Je nachdem, ob man den Duft intuitiv mag oder nicht, wird man ihn entweder als allzu generisch, langweilig und überflüssig, oder, wozu ich eine leichte Tendenz habe, als schlicht-schön und understated bezeichnen. Etwas wahnsinnig Neues, nie zuvor Gerochenes darf man hier eben nicht erwarten. Für mich genügt das durchaus für eine schöne runde Acht, obwohl ich auch kurz eine geringfügig niedrigere Bewertung erwogen habe. Bei so viel Unauffälligkeit im Duftverlauf wäre dann jedoch um des Kontrastes willen ein etwas markanterer Name angemessen gewesen, damit hier wenigstens irgendetwas unverwechselbar ist. Daher gibt es für die Wortkombination "Eau pour homme" (gähn, schnarch) dann auch nur 4 Punkte.
Wer nichts mehr über Corona lesen will, der kann hier auch aussteigen. Denn die Duftrezension ist hier eigentlich zu Ende, und meine heutige Seuchen-Gedanken haben keinen richtigen Bezug zu diesen schönen Toilettenwasser. Also ihr verpasst nichts als meinen blöden Klacks Senf zum Seuchengeschehen, wenn ihr jetzt aufhört.
Ich kann's mir aber doch nicht klemmen, hier noch meine Überzeugung loszuwerden, dass das Halten der eigenen Klappe manchmal nicht nur aus hygienischen Gründen eine Tugend ist. Wie hab ich mich vor ein, zwei Wochen geärgert und fremdgeschämt, als in von mir durchaus geschätzten seriösen Medien Kommentare bzw. Leitartikel sich darüber erregten, dass in Italien die Sterberaten so hoch sind und in Spanien ganze Altenheime sich zu Massengräbern verwandeln. Da hieß es dann, nach dem Ende der Krise "werde man darüber reden müssen". Statt Schrecken, Trauer und Mitgefühl empfinden manche also das Belehrungsbedürfnis, mit diesen schlampigen südländischen Gestalten, die unsere EU-Mittel gewohnheitsmäßig in Sangria versaufen, statt ihr Gesundheitssystem nach preußischen Maßstäben zu organisieren (wo ja bekanntermaßen gerade die deutschen Altenheime immer erstklassige, persönlich zugewandte Pflege für die Senioren bieten), mal ein ernstes Wörtchen zu reden, warum sie sich erfrechen, so massenhaft zu sterben. Großzügigerweise aber erst nach der Krise, man will ja kein Unmensch sein und lässt die erstmal ihre Beerdigungen ordentlich zu Ende führen. Mein Gott, wie weh das getan hat. Und als gestern dann von dem Altenheim in Wolfsburg und heute von dem Krankenhaus in Potsdam zu lesen war, wo Gevatter Hein reiche Ernte eingefahren hat (und es werden wohl leider noch mehr solche Fälle auch hierzulande folgen), dachte ich noch einmal: Si tacuisses. So kam zur Besserwisserei noch die Schlechterwisserei dazu, so startet man als bloßer Klugsch** und endet dazu noch als Dummschwätzer.
Und da fällt mir dann schon wieder nichts mehr ein, um dem Kommentar noch einen heiteren Abschluss zu geben. Morgen wird der Ton wieder leichter, versprochen.
Die Kopfnote ist eine schöne "zitrische Eröffnung" mit leicht hellgrünem Einschlag. Hier in den ersten Minuten erinnert mich dieser Armani stark an die leichten Sommerwässerchen von Annick Goutal wie Eau du Sud, Eau d'Hadrien und vor allem Eau de Monsieur. In diese Frische mischt sich dann bald eine minimal prickelnde und scharfe und gerade so weit, dass es einen interessanten Kontrapunkt zur Hesperidik darstellt, stinkig-suspekte würzige Note, die vom Koriander kommen könnte. Während die Zitrik sich rasch zurückzieht, gewinnen die würzigen Noten dann mehr und mehr Raum; in dieser Zwischenphase zwischen Kopf- und Herznote ist Eau de Monsieur ein schön hellbraun würziger Duft. Einzelne Noten könnte ich nicht erkennen, Zimt, Muskat und Nelke sind aber völlig plausibel.
Nun aber, und wir sind noch immer nicht voll in der Herznote angelangt, vollzieht sich eine massive Expansion des vorher nur sehr leicht wahrnehmbaren Lavendels, der jetzt einen ganz starken, von den fortbestehenden würzigen Noten schön flankierten Auftritt hat. Lavendel ist hier in der Duftpyramide nur ganz kleingedruckt in der Herznote angegeben: Das stimmt mit meiner Wahrnehmung, nach der das Herz dieses Dufts eigentlich aus einem schönen, sanften, typisch pudrigen Lavendel (allenfalls mit Beiwerk) besteht, nicht überein, weshalb ich (was ich sonst fast nie mache) gerade durch Anklicken des Wortes Lavendel diesen Bestandteil hier auf Parfumo hochgejazzt habe (beim Wählen in der Wahlkabine wäre das dann wohl so etwas wie Kumulieren). Dieses riesengroße Herz aus Lavendel schlägt dann (ohne allzu große Projektion) bestimmt acht Stunden lang, wobei es gegen Ende, ohne zu verstummen, dann immer mehr in eine würzig-holzige, aber dabei auch ziemlich weiche und süße Basis ausläuft.
Je nachdem, ob man den Duft intuitiv mag oder nicht, wird man ihn entweder als allzu generisch, langweilig und überflüssig, oder, wozu ich eine leichte Tendenz habe, als schlicht-schön und understated bezeichnen. Etwas wahnsinnig Neues, nie zuvor Gerochenes darf man hier eben nicht erwarten. Für mich genügt das durchaus für eine schöne runde Acht, obwohl ich auch kurz eine geringfügig niedrigere Bewertung erwogen habe. Bei so viel Unauffälligkeit im Duftverlauf wäre dann jedoch um des Kontrastes willen ein etwas markanterer Name angemessen gewesen, damit hier wenigstens irgendetwas unverwechselbar ist. Daher gibt es für die Wortkombination "Eau pour homme" (gähn, schnarch) dann auch nur 4 Punkte.
Wer nichts mehr über Corona lesen will, der kann hier auch aussteigen. Denn die Duftrezension ist hier eigentlich zu Ende, und meine heutige Seuchen-Gedanken haben keinen richtigen Bezug zu diesen schönen Toilettenwasser. Also ihr verpasst nichts als meinen blöden Klacks Senf zum Seuchengeschehen, wenn ihr jetzt aufhört.
Ich kann's mir aber doch nicht klemmen, hier noch meine Überzeugung loszuwerden, dass das Halten der eigenen Klappe manchmal nicht nur aus hygienischen Gründen eine Tugend ist. Wie hab ich mich vor ein, zwei Wochen geärgert und fremdgeschämt, als in von mir durchaus geschätzten seriösen Medien Kommentare bzw. Leitartikel sich darüber erregten, dass in Italien die Sterberaten so hoch sind und in Spanien ganze Altenheime sich zu Massengräbern verwandeln. Da hieß es dann, nach dem Ende der Krise "werde man darüber reden müssen". Statt Schrecken, Trauer und Mitgefühl empfinden manche also das Belehrungsbedürfnis, mit diesen schlampigen südländischen Gestalten, die unsere EU-Mittel gewohnheitsmäßig in Sangria versaufen, statt ihr Gesundheitssystem nach preußischen Maßstäben zu organisieren (wo ja bekanntermaßen gerade die deutschen Altenheime immer erstklassige, persönlich zugewandte Pflege für die Senioren bieten), mal ein ernstes Wörtchen zu reden, warum sie sich erfrechen, so massenhaft zu sterben. Großzügigerweise aber erst nach der Krise, man will ja kein Unmensch sein und lässt die erstmal ihre Beerdigungen ordentlich zu Ende führen. Mein Gott, wie weh das getan hat. Und als gestern dann von dem Altenheim in Wolfsburg und heute von dem Krankenhaus in Potsdam zu lesen war, wo Gevatter Hein reiche Ernte eingefahren hat (und es werden wohl leider noch mehr solche Fälle auch hierzulande folgen), dachte ich noch einmal: Si tacuisses. So kam zur Besserwisserei noch die Schlechterwisserei dazu, so startet man als bloßer Klugsch** und endet dazu noch als Dummschwätzer.
Und da fällt mir dann schon wieder nichts mehr ein, um dem Kommentar noch einen heiteren Abschluss zu geben. Morgen wird der Ton wieder leichter, versprochen.
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