Interessante Frage. Ich gehöre auch zu denen, die einen Duft nicht nach dem ersten Eindruck kaufen. Früher - vor Parfumo - bin ich in den Store gegangen, gerne unter der Woche eine bis eineinhalb Stunden vor Ladenschluss. Habe mir einen Stapel von diesen Teststreifen geschnappt und systematisch jeden Duft aus einem Regal getestet: Parfum auf den Streifen sprühen, Streifen zurück unter den Tester. Je nach Breite der Regale dann zwei oder drei Reihen. Dann war beim ersten Streifen der Alkohol verflogen und ich konnte anfangen, zu schnuppern. Dabei gab es die folgenden Kategorien:
1. Geht gar nicht! -> Streifen wurde sofort entsorgt
2. Joa, da entwickelt sich vielleicht noch was... -> Streifen zurück unter den Tester.
3. Ui! SEHR interessant! -> Streifen auch zurück unter den Tester.
Dann hab ich mir die Reihen darüber vorgenommen, gleiches Prozedere. Wenn ich damit durch war, habe ich wieder die ersten 'Streifen zurück unter den Tester'-Düfte beschnuppert und weiter aussortiert. Die interessanten Streifen, die am Ende noch über waren, wurden beschriftet und mit nach Hause genommen. Dort habe ich sie weiter 'observiert'. Diejenigen, die nach mehreren Stunden noch über waren, habe ich bei den Folgebesuchen dann aufgesprüht und auf der Haut getestet. Oft haben sie sich da anders benommen und viele sind dabei dann auch ausgeschieden.
Seit Parfumo läuft es sehr ähnlich. Allerdings ordere ich mir Abfüllungen der Düfte, die mich interessieren, und ich teste viel in Wanderbriefen und besorge mir dann bei den Kandidaten, die in Frage kommen, Abfüllungen. Die Abfüllungen, die ich gut finde, kommen in meine KEEP-Kiste. Dann teste ich sie immer wieder nach. Wenn sie nach 3-4 Tests immer noch passend erscheinen, dann gehen sie in 'Aufheben für Alltagstest'. Dabei kristallisiert sich dann raus, ob ich einen Duft einfach nur extrem gerne schnupper, oder ob ich ihn auch tragen will. Das sind zwei paar Schuhe.
Au Coeur du Désert finde ich z.B. richtig genial, ich habe eine Abfüllung hier. Da ich den im Alltag aus welchen Gründen auch immer nicht tragen will, reicht das erstmal. Bei anderen -
Baiser Volé Parfum hat direkt nach dem ersten Kennenlernen der Bestellfinger gezuckt. Den habe ich dann ein halbes Jahr lang immer mal wieder getestet, dann durfte er einziehen.
Seit Parfumo kommt es auch vor, dass ich in Parfümerien nicht mehr ein Regal nach dem anderen durchteste. Einfach, weil ich viele der Düfte schon mehrfach unter der Nase hatte. Also, ich teste inzwischen sogar manchmal GANZ WILD, einfach nach Gusto. HUH... wenn das meine Kollegen wüssten (die geben mir regelmäßig positives Feedback bezüglich meiner extrem strukturierten Herangehensweise an komplexe Themenblöcke).
Mein Ziel ist allerdings auch, meine Sammlung an Flakons möglichst klein zu halten. Für jemanden, der das Ziel hat, sich jede Woche einen neuen Duft zu gönnen, wird mein Vorgehen mit dem langwierigen Testen vermutlich eher nicht passen.
@Zod ich kenne in meinem Umfeld einige Menschen, denen das kurze Beschnuppern in der Parfümerie reicht, um zu einer Kaufentscheidung zu kommen. Und auch viele, die 10 Düfte schnuppern und davon 5 oder 6 als 'gut und tragbar' empfinden. Außerdem habe ich einige Kollegen, die einfach das tragen, was Ehepartner oder Geschwister an Weihnachten unterm Baum abwerfen. Die antworten dann meist auf die Frage, welchen Duft sie tragen, mit 'Irgendwas von Armani, glaub ich' oder 'Den hat mir meine Frau zu Weihnachten geschenkt, ich weiß gar nicht wie der heißt'. Ich gebe dir allerdings recht: die Mehrzahl der Menschen, die hier angemeldet ist, wird vermutlich eher zu ausgiebigeren Tests neigen.