30.07.2017 - 14:55 Uhr
Meggi
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Innenkabine ohne Landgang
Mein Vater macht keine halben Sachen. Für die Sommerferien hat er seine beiden Enkel zu einer Kurzreise nach Oslo eingeladen. Die Bilder von der Fähre (großes Schwimmbad, Einkaufs-Passage etc.) haben reichlich hochfrequentes Juchzen ausgelöst. Klar, und viel Ostsee wird es natürlich außerdem zu sehen geben. Und damit sind wir beim Thema. Vista Sul Mare – Blick über das Meer. Wie riecht er denn nun, dieser Blick?
Eine salzig-brackige Maritim-Note inklusive just angeschwemmtem Pressholz-Brett mischt sich mit relativ milder Sagen-wir-Frucht. Dass jene in erster Linie an Mandarine erinnert, mag kein Zufall sein, da ist die Nähe zu gewisser Synthetik wohl einfach am größten. Siehe beispielsweise auch L'Eau Froide von Lutens, Geza Schöns Escentric 02 oder L'Île au Thé von Goutal. Hier wirkt das nicht minder dürftig.
Im Fortgang gelingt es mir nicht einmal unter Zuhilfenahme der offiziellen Angaben, aus der gebotenen Gemengelage allzu viel zu identifizieren. Am ehesten eine nebulöse Würze, die allerdings von der brackigen Holznote schlichtweg majorisiert und mithin geradezu entwertet wird. Das ist schade, immerhin waren ihre Ansätze vielversprechend, rosa Pfeffer und Wacholder beinahe erkennbar! Eine Art Maiglöckchen-Süße-Schwülstigkeit (wäre ich von selbst nicht drauf gekommen, ist aber plausibel) ist daneben keineswegs hilfreich. Zu allem Überfluss verströmt vermutlich die ansonsten charakterlich völlig unauffällige Bergamotte gelegentliche Käsefuß-Anflüge, zumindest bilde ich mir das ein.
Die Sagen-wir-Frische des Auftakts weicht schon in Stunde zwei einer diffusen, rauen Süße, unter der sich die von der Papierform her charakterstarken Basis-Produkte nicht entfalten können. Nach rund zwei Stunden rieche ich hauptsächlich synthetisch wirkendes Treibholz und bereits während der dritten Stunde ist der Duft praktisch weg. Nicht „still“ oder „basishaft“, sondern bis auf einen kaum noch zu spürenden Holz-Süß-Hauch tatsächlich verschwunden.
Fazit: Diese teure Kurzreise findet – um im Bild zu bleiben – in einer Innenkabine auf einem vor vielen Jahren ausgemusterten Gewürz-Frachter statt, obendrein fährt der Kahn bloß in irgendeinem Hafenbecken im Kreis. Landgang? Fällt flach. Na toll.
Ich bedanke mich bei MisterE für die Probe.
PS: Apropos „keine halben Sachen“… Öhm - warum ist eigentlich nur die Hälfte meiner Familie eingeladen?
Eine salzig-brackige Maritim-Note inklusive just angeschwemmtem Pressholz-Brett mischt sich mit relativ milder Sagen-wir-Frucht. Dass jene in erster Linie an Mandarine erinnert, mag kein Zufall sein, da ist die Nähe zu gewisser Synthetik wohl einfach am größten. Siehe beispielsweise auch L'Eau Froide von Lutens, Geza Schöns Escentric 02 oder L'Île au Thé von Goutal. Hier wirkt das nicht minder dürftig.
Im Fortgang gelingt es mir nicht einmal unter Zuhilfenahme der offiziellen Angaben, aus der gebotenen Gemengelage allzu viel zu identifizieren. Am ehesten eine nebulöse Würze, die allerdings von der brackigen Holznote schlichtweg majorisiert und mithin geradezu entwertet wird. Das ist schade, immerhin waren ihre Ansätze vielversprechend, rosa Pfeffer und Wacholder beinahe erkennbar! Eine Art Maiglöckchen-Süße-Schwülstigkeit (wäre ich von selbst nicht drauf gekommen, ist aber plausibel) ist daneben keineswegs hilfreich. Zu allem Überfluss verströmt vermutlich die ansonsten charakterlich völlig unauffällige Bergamotte gelegentliche Käsefuß-Anflüge, zumindest bilde ich mir das ein.
Die Sagen-wir-Frische des Auftakts weicht schon in Stunde zwei einer diffusen, rauen Süße, unter der sich die von der Papierform her charakterstarken Basis-Produkte nicht entfalten können. Nach rund zwei Stunden rieche ich hauptsächlich synthetisch wirkendes Treibholz und bereits während der dritten Stunde ist der Duft praktisch weg. Nicht „still“ oder „basishaft“, sondern bis auf einen kaum noch zu spürenden Holz-Süß-Hauch tatsächlich verschwunden.
Fazit: Diese teure Kurzreise findet – um im Bild zu bleiben – in einer Innenkabine auf einem vor vielen Jahren ausgemusterten Gewürz-Frachter statt, obendrein fährt der Kahn bloß in irgendeinem Hafenbecken im Kreis. Landgang? Fällt flach. Na toll.
Ich bedanke mich bei MisterE für die Probe.
PS: Apropos „keine halben Sachen“… Öhm - warum ist eigentlich nur die Hälfte meiner Familie eingeladen?
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