Runa
The Thrill Of The Forbidden
vor 4 Jahren - 21.06.2020
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Verbotene Liebe

Ich hab es getan. Guilty. Schuldig. Ja, ich gestehe.
Es war gestern. Nachmittags. Etwa gegen 16:00 Uhr.
Nein, es war niemand sonst dabei, ich war allein.

Das schlechte Gewissen darum hat mich dann auch kurze Zeit später dazu getrieben, es auf Twitter zu veröffentlichen, ich wußte nicht mehr weiter. Der Tweet endet mit der Frage „Und nu?“, sehen Sie bitte selbst:


Aber ich erhielt bis jetzt keine Antwort, darum bin ich jetzt auch hier.

THE THRILL OF THE FORBIDDEN BEGINS HERE *
(Rückblende)

Anfangs wusste ich um Nichts, weil ich all dem auch nicht junkiehaft hinterher jage.
Den heißen Tipp erhielt ich vor einiger Zeit, also etwa 1 Woche, von einer Informantin zugesteckt. Erst Zuhause habe ich die Nachricht in diesem etwa scheckkartengroßen Papier mit leicht erhöhtem Herzschlag geöffnet, aber dann auch sofort wieder zugemacht, wirklich. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, hätte ich es schon damals erst gar nicht annehmen sollen, dann wäre das alles gar nicht passiert, ich weiß das selber.

Gestern morgen dann war ich in der Stadt, einkaufen. Ich hatte auch gar nicht weiter dran gedacht und nur das Notwendigste erledigt, denn Zuhause hatte ich auch noch einiges zu erledigen, zumal ich es versprochen hatte. Das hatte ich dann auch getan und war frühnachmittags auch damit fertig. Weiter war nichts mehr geplant, außer für später abends dann, weswegen ich auch schon gleich geduscht hatte, nachdem ich mit allem fertig war. Sie wissen ja, um nicht erst wieder in letzter Minute mit all dem anzufangen. Danach hatte ich mehr oder weniger draußen auf dem Balkon von meinem Zimmer wahllos etwas im Internet gesurft.
Ja und dann, dann habe ich diese Annonce gesehen und schlagartig überkam es mich.

Ich war wirklich wie hin und hergerissen zuerst, glauben Sie mir bitte. Aber es packte mich auch eine gewisse Automation, als wenn ich ferngesteuert gewesen wäre. Ich hatte noch überlegt und wollte es mir selber immer wieder ausreden, „Nein, tue es nicht!“ Zugleich hatte ich dabei erstmal auch an den Aufwand gedacht, das jetzt noch so durchzuziehen. Aber dann war die schwarze Jeans plötzlich auch schon angezogen, wie von alleine ... die Schuhe, das ging alles wie in Trance.

Im Kopf ging es gleichzeitig dabei schon darum, wie ich da überhaupt hinkomme, wo ich das Rad parke, wie weit der Fußweg ist. Mitgenommen hatte ich nur das Nötigste, aber auch die In-Ears, um mich mit Musik abzulenken, um nicht aufzufallen, ganz normal erscheinen wollte ich erstmal, Sie verstehen schon, was ich meine. Das funktionierte dann auch alles erstaunlich gut, so, wie es geplant war.

Ich war dann von der Seite gekommen, wo weniger Leute sind. Draußen vor der Tür erst hatte ich die Maske aufgesetzt. Die ist auch ganz neu, hatte ich erst morgens noch gekauft, rein zufällig auch nur, weil sie so hübsch aussieht, finden Sie nicht auch?!

In dem Laden selbst dürfen nur 6 Leute rein, Sie wissen ja, wie das im Moment alles so ist. Darum hatte ich auch erstmal nur etwas verstohlen von der Seite des Eingangs einen schnellen Blick so reingeworfen, genau so etwa, wie die das im Fernsehen auch immer machen, wenn Sie verstehen, was ich meine.

Blöderweise nur ist das in dem Laden immer so total dunkel, vielleicht kennen Sie das ja da auch. Ich musste deshalb die Sonnenbrille abnehmen, um beim Scannen der Lage auch wirklich niemanden zu übersehen. Ein gewisses Restrisiko musste ich kalkulieren für einen kleinen Teil des Ladens, den ich nicht einsehen konnte, da er am Ende nach links abzweigt. Dann schoss es mir durch den Kopf, dass ich im Laden wohl besser auf die Sonnenbrille verzichten sollte, womit allerdings schon mal gleich 50% Prozent meiner (offizialisierten!) Tarnung auffliegen würde, weil ich sonst da vielleicht nur mehr Rumtapsen als sonst was und schon allein deshalb nur NOCH MEHR auffallen könnte.

Komischerweise allerdings hatte mich das aber nicht weiter beunruhigt dann, jetzt, wo ich schon so weit gekommen war, dem Ziel so nahe war. Neben dem Personal, 2 Personen, waren wohl insgesamt nur 3 weitere Leute im Laden, soweit ich das erkennen konnte, 2 davon standen auch schon gleich an der Kasse.
Ich schaute nochmal auf die Uhr, kurz nach 4 doch schon. Gut, das ich alleine war, die Sache allein zeitlich im Griff hatte, ich könnte sonst schon so Stimmen neben mir hören, wie „Komm, was denn jetzt, mach schon, ich will zur Sportschau wieder Zuhause sein!“ ... ich kann das nämlich absolut nicht ab, immer so künstlich unter Zeitdruck gesetzt zu werden.

Okay, Sonnenbrille also ab, wieder lässig in den V-Ausschnitt des sommerlichen, roséfarbenen T-Shirts gesteckt - so wie letztens auch schon mal. Die Hände müssen immer frei bleiben, man weiß ja nie, und schließlich lernt man ja dazu, seit dieser Nummer in der Apotheke letztens - (Sie kennen das nicht? Falls es interessiert, schauen Sie bitte dann dazu auch noch gleich in meinen Blog „Mit Maske in der Parfümerie“).

Tief durchgeatmet hatte ich dann erst doch noch mal, und dann war ich auch sofort rein.
Neben den 2 Kunden an der Kasse hielt sich die dritte Kundin, eine ältere Dame, unschlüssig vor den Angeboten auf, hielt in jeder Hand eine Geschenkpackung und blickte immer wieder erst auf die eine, dann auf die andere in ihren Händen. „Bitteschön, kann ich Ihnen weiterhelfen?“

*damnnnn* - **typischer Anfängerfehler** Wo kam die Bedienung denn jetzt nur her? Ich hätte nicht nur reinschauen, sondern auch mal erst vorsichtig und hastig zugleich einen Blick noch „um die Ecke“ werfen sollen, schoss es mir erneut durch den Kopf - aber zu spät jetzt.
Sofort nämlich blickte auch die Verkäuferin an der Kasse auf und schaute zu mir und ihrer schon neben mir stehenden Kollegin herüber. Dann legte sie die Computermaus ab, tuschelte etwas zu den 2 Kunden vor ihr - menno, die stehen doch schon längst an der Kasse, dachte ich, sind die immer noch nicht fertig, etwa auch noch unentschlossen, war ich etwa die Einzige, die hier einen Plan hatte? - und kam dann auch sofort herüber. Ich fühlte mich sofort umklammert, hatte man mich schon erwischt, ohne überhaupt meine Absicht zu kennen? Ich war aber nicht weiter beängstigt erstmal, musste das jetzt einfach weiter professionell durchziehen, dazu nur die neue Situation kurz einschätzen.

„Was kann ich für Sie tun?“ hörte ich die Verkäuferin von der Kasse fragen, während die andere sich wieder zurückzog, um den Eingang, nur 4, 5 Schritte hinter mir, wieder ins Auge zu nehmen, ohne ihn aber dabei zu versperren.

Es half nichts, ich musste Ruhe bewahren, geradeaus sein jetzt.

„Ich möchte gerne 50ml L‘Interdit!“ sagte ich mit (ziemlich) fester Stimme und schob „Aber aus dem Angebot.“ doch schon mehr kleinlaut hinterher.

„Ahh, Sie haben sich im Internet informiert? Da muss ich erst nachsehen, warten Sie bitte hier.“ (ja ja, die Abstandsregeln, ich weiß schon selber, sind ja dick und fett auf dem Boden markiert).

Erstaunt durch ihre eigene Recherche nannte sie mir dann den Preis, der allerdings um 1,81€ über dem lag, was ich wusste. Fang jetzt bloß keine Diskussionen an! sagte ich mir sofort, mach das und gut is‘.

„Ja, okay, Dankeschön!“ (immer nett sein - und sie kann ja schließlich nichts dafür, was ihr der Computer da anzeigt, nicht wahr?!).

„Einen Moment bitte dann, ich mache erst hier fertig.“ Die anderen 2 Kunden wurden nun doch endlich abkassiert, so dass ich weiter vortreten konnte. Hoffentlich fragt sie nicht nach einem Ausweis. war meine zwar kalkulierte, aber trotzdem vorhandene Sorge. Tat sie dann auch nicht - ja was, sehe ich ich wirklich etwa schon so alt aus? Nein nein! redete ich mir schnell ein, sie kann bestimmt kein Französisch und weiß erst gar nicht, was das überhaupt heißt, L‘Interdit!

„Möchten Sie das als Geschenk verpackt haben?“

Stutzig, weil anderswo machen sie das ja der aktuellen Situation wegen gerade genau eben nicht, stammelte ich „Nein nein, Dankeschön, ist für mich selber.“ Oh je! selbst erschrocken meiner Ehrlichkeit wegen, sagte meine innere Stimme mir sofort Hast du gerade doch noch schlafende Hunde geweckt, nämlich dass sie bisher dachte, es sollte vielleicht ein Geschenk sein, dass sie es mir dann nur deshalb überhaupt auch verkauft hatte? War wohl aber nicht so.
Schnell steckte ich dann das „gekauft Verbotene“ (ACHTUNG: nicht das verboten Gekaufte! - das ist nämlich ein großer Unterschied! und: Nein, sowas mache ich ausnahmslos nicht!) in meine Umhängetasche, verabschiedete mich höflich und wollte nur noch schnell raus.

Auf der Straße dann > Maske ab, Sonnenbrille auf, Music wieder On - denn die In-Ears hatte ich gar nicht abgenommen übrigens, sondern nur die Musik auf „mute“, stumm, gesetzt. ...

3 Titel war die Musik weiter inzwischen, also doch über 10 Minuten, das ganze Schauspiel da drinnen.

Mist, das muss demnächst schneller gehen ...



Bis auf das „kriminalistisch“ wirkende dabei, war es tatsächlich so - kein Scherz!

Euch allen einen schönen Sonntag und liebe Grüße, Elín



PS

Wenn die Liebe Wurzeln schlägt, ist sie mir vielleicht dann auch einen Kommentar wert.

Nur, wie das immer so ist: die Konkurrenz ist groß!


* Givenchy-Slogan zu „L‘Interdit“

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