Runa
The Thrill Of The Forbidden
vor 4 Jahren - 13.06.2020
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Mit Maske in der Parfümerie

Wer kennt und hat dieses Problem heutzutage nicht, ist doch irgendwie paradox, oder?

Als ich mich gegen Ende April nach den ersten Lockerungen in einer Facebook-Gruppe danach erkundigte, ob der D******-Store in unserer Stadt denn auch schon wieder geöffnet hätte, war eine Antwort: „Im Mittelalter haben die Leute auch gedacht, es sei eine gute Idee, sich gegen die Pest einzuparfümieren ...!“

Ähm, tja, auch eine Antwort - aber das war nicht mein Ziel, Parfum zu kaufen, ich brauchte was anderes. Auf so einen Hinweis darauf habe ich dann aber verzichtet, das Gegenüber hätte wahrscheinlich jedes andere Merkmal ebenso als Steilvorlage gesehen.

Zurück in die Gegenwart:
Die Maske jedenfalls ist einstweilen geblieben, nicht nur in Parfümerien, sondern überall. Jetzt, wo man sich ja inzwischen daran gewöhnt haben könnte, kommen mir so Gedanken, warum man die nicht schon früher einfach immer dabei gehabt hat - Gründe gibt es ja genug. Trotzdem aber bleibt mir der Umgang jeden Tag damit ein Graus. Letztens in der klimatisierten Apotheke zB. hatte ich voll vermummt wie ich war, es vergessen, die Sonnenbrille abzunehmen. Dort einzutreten, auszuatmen, beschlagene Brille zu haben, war in dem Moment eins und etwas, worauf ich in der Schule nicht vorbereitet wurde. Dem allem folgt der unweigerliche Gedanke, dass ich wegen all’ dem Maskenproblem eigentlich jetzt plötzlich doch eine Hand mehr bräuchte - aber wo sollte die sein, links, rechts, in der Mitte - so unterhalb des Halses? Bildliche Vorstellungen dazu lassen mich den Gedanken gleich wieder verwerfen, alles, was Hände angeht, ist dahingehend gut so, wie es ist. Und das mit der Maske ist halt jetzt so ...

Und dann in die Parfümerie, Hände desinfizieren, Einkaufskörbchen entgegennehmen, eintreten.
Im tiefsten Innern konzentrieren sich in so Momenten ja die Sinne eigentlich mehr auf die Nase - ist das nicht so? - und gerade die ist ja nun ordentlich eingedämmt. Das geht doch gar nicht ... ist aber heute so, und das Einkaufskörbchen ist ein weiterer Hemmfaktor in meinen Augen (wenigstens die Sonnenbrille habe ich mir vorsorglich cool in den Ausschnitt gesteckt - schließlich ist man lernfähig). Überraschend jedenfalls ist, dass man trotzdem noch wiedererkannt wird, was andernorts natürlich ebenso gilt. Ein kurzer Smalltalk und dann umsehen und mal hier und da etwas an Parfums ausprobieren. Neue Erkenntnis: schlägt’s sofort durch die Maske, scheint die Sillage wenigstens schon mal enorm - die Frage ist nur, ob da auch wirklich alles durchgekommen ist oder was weggefiltert wurde, kann ich mir also ein umfassendes Urteil erlauben? Bei anderen wiederum rieche ich gar nichts, was vielleicht auch daran liegt, dass noch etwas von dem „Hammer-Duft“ davor in der Maske hängt (Merker an mich selbst: Mach dich vorher schlau und achte demnächst auf die Reihenfolge! > Gleichbedeutend mit: Schreib‘ es dir sicherheitshalber auf, und in Folge davon: Also dann doch wieder die dritte Hand etwa?)

Der nette Rat der sich gleichzeitig dabei umsehenden, sehr netten Bedienung, die Maske etwas runterziehen zu dürfen ... na ja ... hilft da wenig, schon allein der vielen kritischen Mitmenschen unserer Zeit wegen, parallel dazu ebenso auch die Erinnerung an ihre Worte aus dem Eingangs geführten Smalltalk im Kopf zu haben, dass es wohl täglich recht viele Kontrolle durch Mitarbeiter des Ordnungsamtes gibt.

Ich entschließe mich zuletzt dann für 4 Proben auf Papierstreifen für „auf die Straße“. Halt stopp, wohin mit den mir angereichten Streifen? Dazu „Gehirn einschalten > welcher Streifen wo ist nochmal was?“ Das erste Parfum war das neue SUN von Jil Sander (hatte ich hier versprochen zu testen und war der eigentliche Grund für den Besuch). Okay, Uhrzeigersinn an: vorne links in die Jeanshosentasche, das passt schon! Der nächste Duft ist das neue Narciso von Narciso Rodriguez - was mich ehrlich gesagt auch ohne Maske nicht gerade umhauen würde, also eher was für ... kurz denken ... na ja, hinten rechts dann vielleicht - ups, da ist aber mein Handy, das riecht dann vielleicht für eine Weile später so, und vielleicht gibt es ja noch was besseres für da, also hinten links (Merker an mich selbst: von (1) vorne links mit (2) nach hinten links ist aber „gegen den Uhrzeigersinn“, Elín!).

Als Nächstes Gaultier „Classique“ - sehr fein, hinten rechts, das passt dann da prima! Ja okay, dann eben komplett gegen den Uhrzeigersinn, denn nur noch vorne rechts bleibt übrig ... und „I Don't Need A Prince By My Side To Be A Princess von Kilian“ ist bei dem Durcheinander da sicher eine geeignete Platzwahl, egal jetzt auch und erstmal raus ... „Bis gleich dann mal!“

Der sehr nette und gut aussehende Einkaufskörbchenwächter stellt den Korb dann auch nicht gleich zurück auf den schon ziemlich heruntergekommenen Stapel dieser unförmig limitierten Art von Eintrittskarten, sondern auf Seite - der Mann hat aufgepasst!!!

Draußen angelangt dann erstmal runter mit der Maske! SUN passt sehr schön zu den schon wärmenden Sonnenstrahlen, die In-Ears an, Augen zu, Summer-Feeling stellt sich ein ... Narciso, das bleibt dann doch für mich auch weiterhin irgendwie nichtssagend. Ähnlich ist es auch mit der Kilian-Nummer, die mir etwas zu oberflächlich bleibt, ganz nett zwar, aber mehr auch nicht (den langen Namen hier zu schreiben, da wollte ich drauf verzichten, denn wer bis hier gelesen hat, hat vielleicht ja schon genug gelesen - ein ehrliches Dankeschön trotzdem! es wird auch nicht mehr viel). Und was hatte ich noch? Natürlich, den JP Gaultier > Classique, auf den war ich schon länger genordet! Und ja wirklich, das Parfum ist sehr fein und das nehme ich dann auch *freu*!

Neu maskiert und mit Grinsen auf beiden Seiten kriege ich meine „Eintrittskarte von vorhin“ wieder, eile zu JP Gaultiers Auswahl und erstehe 50ml dieses sehr schönen Duftes - einer für besondere Momente, wie ich mir schon jetzt ausmalen kann und freue mich, nach Hause zu kommen!

Dankeschön fürs Lesen bis hier und vielleicht habt ihr ja ähnliche Erfahrungen!

Liebe Grüße und Wünsche für ein schönes Wochenende, mit oder ohne Maske, mit oder ohne Parfümerienesuch!

Elín

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