Serafina
Serafinas Blog
vor 9 Jahren - 13.08.2016
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Gewürze im Essen und als Duftnote - Freud und Leid

Meine Duftvorlieben haben sich ja seit Parfumo von blumig und fruchtig sehr in Richtung würzig, harzig, dunkel verschoben. Ich bin auch jemand, der eher zu viel als zu wenig Gewürze an sein Essen gibt (bin wohl genetisch bedingter "Schwachschmecker", der wenig Geschmackspapillen auf der Zunge hat und daher "mehr" an Würze braucht).

Die meisten der Gewürznoten, die in Parfums gerne verwendet werden, mag ich dort mittlerweile außerordentlich gern - meist auch im Essen, wo es schon immer so war. Es gibt aber auch Ausnahmen, 2 meiner "Problemnoten" stammen aus dem Bereich Gewürze. Heute möchte mich ein wenig zum Thema auslassen, Beispiele bringen, die mir besonders oder eher weniger gefallen. Ich beschränke mich dabei auf Gewürze im engeren Sinn - Kräuter lasse ich an dieser Stelle, mit einer Ausnahme, außen vor. Meine Ausflüge ins Kulinarische mögen mir diejenigen verzeihen, die das weniger interessiert (oder an dieser Stelle lieber aufhören zu lesen). Aber beim Essen spielt eben der Geruchssinn auch eine große Rolle.

Noch ein Warnhinweis: wer, so wie ich, Negativassoziationen nicht mehr aus dem Kopf bekommt, also wenn jemand sagt "Die Duftnote XX riecht doch nach YY!" (Und YY hat einen unangenehmen Geruch), dem rate ich, die Passagen zu Kreuzkümmel und Koriander auszulassen! Habe die entspr. Stellen zudem kursiv gedruckt.

Ich fange mit den Gewürzen an, die ich sowohl im Essen als auch in Parfum sehr mag:

Zimt:
Für viele, mich auch, ein typisches Weihnachtsgewürz! Zimtsterne, Lebkuchen, Glühwein...Aber Zimt gibt auch einer Moussaka erst richtig Pepp! Und ist (als Kassia-Zimt) Bestandteil des chinesischen 5-Gewürz.
Parfums, in denen ich den Zimt besonders stark und angenehm empfinde: "Rousse", "L'Eau de l'Eau" (Diptyque), "Oajan" - der Honiglebkuchenduft, "Dolcelisir" - Apfelstrudel als Parfum, "Asja" - eine herrlich intensive Gewürzbombe, nur noch von "KL (EDT)" übertroffen! Diese zimtigen Parfums verbinde ich aber tats. auch in erster Linie mit Spätherbst und Vorweihnachtsszeit.

Kardamom:
Kannte ich früher als markantes Gewürz in den fettgebackenen Mutzenmandeln und natürlich für Lebkuchen. Aber dann habe ich die erste Tüte grüne Kardamomapseln (für ein indisches Gericht gekauft) aus dem Asiashop geöffnet: unvergleichlich dieser Geruch! Frisch, kampherartig, fast medizinisch! "Dezember" gibt diesen Eindruck gut wieder. Auch in "No. 1 Extreme" kommt der Kardamom gut zur Geltung, und natürlich in "Kenzo Jungle L'Elephant" - ein intensives Parfum, das offenbar polarisiert.

Gewürznelke:
Glühwein, Wild, Lebkuchen...oder in Mandarinen gesteckt zur Deko. Aber auch im 5-Gewürz und sicher in vielen asiatischen und orientalischen Gewürzmischungen enthalten.
Ich könnte viele Parfums mit Gewürznelke aufzählen, die mir gut gefallen, ein paar Beispiele: "Parfum Sacre", "Vitriol D'Oeillet" (Im Duett mit der Nelke als Blume), "Bellodgia", "Les 4 Saisons - Automne", "Wind Song".

Ingwer:
Schon als Kind habe ich kandierten Ingwer geliebt, gerade wegen der Schärfe! Erst später lernte ich den frischen Ingwer im Zusammenhang mit der asiatischen Küche kennen, herrlich!
Besonders intensiv finde ich Ingwer in "Gingerlily Therapy" - er gibt dort zusammen mit dem Eukalyptus eine unglaubliche Frische! Sehr apart auch zusammen mit Kürbis in dem erst kürzlich entdeckten "Like this". Eher sanft im gourmandigen "Heliotrope Gingembre".

Jetzt komme ich zu den Gewürzen, denen ich ambivalent gegenüberstehe - so wirklich gern mag ich sie entweder NUR im Essen ODER im Parfum:

Pfeffer:
Schwarzer Pfeffer, frisch, am besten leicht grob gemahlen, ist wohl mein liebstes Gewürz überhaupt! Aber bitte nicht dieses öde Fertigpulver!
Aber in Parfum schätze ich Pfeffer nicht so sehr, auch wenn er mich aber auch nicht ausgesprochen stört. In "Monocle Scent Three: Sugi" empfinde ich ihn als recht dominant, das Parfum mag ich dennoch. Bei "Wonderwood" - nur getestet, war er ebenfalls recht deutlich. In geringeren Mengen, wie in "Nuit de Tubereuse" gibt er dagegen eine aparte Note.

Paprika:
Ein Allrounder in wohl (fast) jeder Küche! Das geräucherte spanische Paprikapulver, das der Chorizo Würze gibt, habe ich mittlerweile sehr lieb gewonnen!
In Parfum ist mit Paprika bewusst bisher nur einmal begegnet: in "Hermessence Paprika Brasil". Eine interessante Erfahrung, aber wirklich überzeugen konnte mich das Parfum nicht!

Chili:
Ja, ich liebe es scharf! Meine Lieblingsgrillsauce hat angeblich 10.000 Scovllle, ist also etwa doppelt so scharf wie Tabasco oder handelsübliches Sambal Oelek. Saucen im 6- oder gar 7-stelligen Scovillebereich oder pure Habaneros überlasse ich aber lieber den Hardcore-Chiliheads!
In Parfum ist mir Chili bisher nur bei "Series 2: Red - Harissa" untergekommen - die Abfüllung wartet noch auf den Praxistest.

Safran:
Hier ist es umgekehrt: beim Kochen verwende ich Safran recht selten, eigentlich nur bei Paella und anderen Reisgerichten. Zu sehr erinnert er mich an die Zeit, als ich in Ermangelung von Speisefarben den Zuckerguss meiner Butterplätzchen damit gelb färbte - als Kind mag man solche intensive Aromen meist nicht so sehr.
Bei Parfum sind mir aber schon einige schöne mit Safran begegnet - z.B. "Perfume Calligraphy Saffron".

Anis:
Anisplätzchen, v.a. aber Aachener Printen - sonst als Gewürz eher weniger von mir verwendet. Das Gläschen Ouzo beim Griechen lasse ich aber nicht stehen!
In Parfum habe ich zwiespältige Erfahrungen mit Anis gemacht: sehr gute mit "Au Masculin", das mich ohnehin stark an die Printen erinnert. Dagegen missfällt mir die Anisnote etwas in "Le Mimosa".

Koriander:
Hier muss man ja Körner und Kraut unterscheiden! Die Körner sind ein typisches Brotgewürz und Hauptbestandteil vieler Curry-Mischungen. Koriandergrün hat dagegen ein ganz anderes Aroma - es wird gerne in thailändischen, vietnamesischen, aber auch mexikanischen Gerichten verwendet. Manche empfinden den Geruch als seifig. Ein Kollege sagte zu mir vor 20 Jahren: Koriandergrün riecht doch wie diese wanzenartigen Insekten auf Himbeersträuchern, die einen beißend scharfen Geruch auf den Händen hinterlassen!" Seither verwende ich Korandergrün in der Küche eher sparsam, allerdings hilft es auch, es nicht erst unmittelbar vor dem Servieren zuzugeben.
Bei Parfum wird leider nicht angegeben, ob es sich um Körner oder Kraut handelt. "Ambre sultan" mag ich sehr, auch bei "Coriandre" stört mich nichts, offenbar macht mir diese Note bei Parfum nichts aus.

Und jetzt komme ich zu den beiden Gewürzen, die mir sowohl im Essen als auch bei Parfum Probleme bereiten - zumindest wenn sie im Übermaß verwendet werden:

Muskat:
Meine Mutter hat damit immer Spinat gewürzt und Sauce Bechamel. Ich mag es nur in sehr geringen Mengen, ohne dass ich sagen kann, was mich stört. In fertiger Sauce Bechamel ist es oft zu deutlich, auch Lebkuchengewürz mische ich lieber selbst, da die fertigen Mischungen zu viel Muskat für meinen Geschmack enthalten.
Bei "Caravelle Epicee" stört mich die Muskatnote in dem ansonsten als sehr angenehm empfundenen Parfum. Offenbar ist sie in "No. 4" (Sander) und "Cristallo di Rocca" dagegen doch eher sparsam eingesetzt, da sie mich dort nicht stört. Dennoch bleibe ich bei Parfums mit Muskat in der Pyramide weiterhin vorsichtig!

Kreuzkümmel/Cumin:
Mein "Angstgegner"! Ja, er gehört natürlich an ein Chili con Carne, ist wichtiger Bestandteil von Currymischungen und auch in der Küche des vorderen Orients sehr verbreitet. Ich verwende ihn auch, aber eher sparsam. Denn vor vielen Jahren sagte eine Freundin zu mir: "Das riecht doch wie Schweiss!" Ich kriege das seither nicht mehr aus dem Kopf!
In Parfums habe ich echt Probleme mit Cumin! Bei "Terryfic Oud" und "Songes" kann ich es gerade noch ab, aber es verleidet mir ein klein wenig die Freude an diesen beiden Parfums, die mir ansonsten gut gefallen. Manch andere fallen beim Test an mir durch wegen der Cumin-Note. "Absolue pour le Soir" war an mir unerträglich - aber da können auch andere Noten eine Rolle gespielt haben. Einzig in "El Attarine" nehme ich die Cumin-Note eindeutig als Gewürz wahr und verbinde sie nicht mit der vorhin erwöhnten Assoziation.

Auch in Zukunft versuche ich, allem weiterhin offen zu bleiben! Auch den beiden letztgenannten Gewürzen/Duftnoten!

Vielleicht war die eine oder andere Anregung für Euch dabei - duftmäßig oder kulinarisch. ich freue mich aber auch über Eure Vorschläge und Tipps!



















19 Antworten
SerafinaSerafina vor 9 Jahren
@MrWhite: danke für den Tipp! kommt gleich auf die Merkliste!
MrWhiteMrWhite vor 9 Jahren
Unbedingt mal den schwarzen Amouage Opus VII testen, der reiht sich hervorragend in die obige Auflistung ein :-)
Esther19Esther19 vor 9 Jahren
Lach: Persisches Blausalz und rosa Himalaya haben wir auch; dann schwarzes Salz... Ich finde zwar den geschmack nicht sooo unterschiedlich, aber auch das Auge isst mit. Und Kochen und Duftvorlieben scheinen sich auch wieder zu treffen - wie die Katzenliebe;)
SerafinaSerafina vor 9 Jahren
Salze habe ich ja auch ne Menge daheim...rosa Himalayasalz, persisches Blausalz, schwarzes Salz (Aktivkohle!), grünes Hawaisalz, rotes Salz (Eisen!), Murray River Salz, Rauchsalze in allen Variationen, diverse Fleurs, Flors, Pyramidensalze, was auch immer! Das krasseste ist aber Kala Namak! Aus Indien, vulkanischen Ursprungs, enthält Schwefel, riecht und schmeckt nach harten Eiern...finde ich! Manche sagen aber auch: faule Eier! Wie bei Parfum eben individuelles Empfinden!
Esther19Esther19 vor 9 Jahren
Wir haben auch diverse Salz- und Pfeffersorten in der Küche. Da aber die Parfumindustrie auch salz, Pfeffer verwurstet, ist die Thematik also nicht völlig verfehlt;))
TIA1971TIA1971 vor 9 Jahren
Liebe Serafina! Das hier ist DEIN BLOG ;-) Da kannst Du doch auch über andere Themen schreiben! Und darum jetzt zurück zu eben diesem: Im großen und ganzen kann ich mit Gewürzen eher im Topf als in Flakons was anfangen, egal ob Pfeffer oder auch Zimt - nein, das wird bei mir alles lieber gegessen statt gesprüht ;-)
SerafinaSerafina vor 9 Jahren
In solchen Gewürzläden - auch im Internet - kann ich ein vermögen ausgeben! Alleine was es an diversen Pfeffersorten gibt! Diverse Varianten bzw. aromatisierte (Whisky, Rauch...) des Piper nigrum. aber dann auch Verwandte (Langpfeffer, Kubebenpfeffer, Voatsiperifery, tasmanischer Bergpfeffer...) und "Ersatz" aus dem Mittelalter (Paradiskörner, Mönchspfeffer, Mohrenpfeffer). Aber ich mache mich wohl irgendwann bei der Leitung unbeliebt, wenn ich die Diskusion zu sehr ins Kulinarische lenke!
PorcelainPorcelain vor 9 Jahren
@Marion Ja, es ist tatsächlich so, dass Düfte an unterschiedlichen Leuten auch unterschiedlich wahrgenommen werden. Wie ich sehe, unterscheiden sich unsere Vorlieben auch um einiges ^^ . Shoppingtipp für alle Hamburger und HH-Besucher: Das Kräuterhaus in der Koppel. https://kraeuterhaus.net/gewurze.html Dort gibt es fast alles!
Esther19Esther19 vor 9 Jahren
Danke für den Beitrag. Ich mag Gewürze in Düften und in der Küche, da ich sehr gerne "exotisch" koche. Bis auf Paprika mag ich alle Gewürze in Düften, gern auch Pfeffer. Kreuzkümmel darf nicht überwiegen, dann ist er durchaus ein toller Mitspieler. Ansonsten bin ich auch sehr Zimt - Nelken- Koriander- Safran - Muskat-affin!
Marion387Marion387 vor 9 Jahren
Das kommt mir sehr bekannt vor - danke!
@porcelaine: wenn ich Oriental Lumpur trage, umarmt mich eine Kollegin extra und sagt: "Auch wenn du jetzt gehst, dein Duft bleibt" und es klingt keineswegs naserümpfend. Gottseidank sind Geschmäcker verschieden
SerafinaSerafina vor 9 Jahren
@jella: Vanille hatte ich hier weggelassen...bei Parfum ein zu weites Feld. Aber im Essen ist Vanille auch in salzigen Gerichten wirklich oft eine Bereicherung! Stimme Dir voll zu! Habe sie auch schon mal bei Garnelen verwendet.
ExUserExUser vor 9 Jahren
Wie schön, noch jemand der gerne kocht! Im Prinzip kann ich fast alles unterschreiben. Nur bei dem geräucherten Paprika, da bin ich raus. Damit habe ich mir im vergangenen Jahr einen ganzen Topf Ajvar verhunzt. Vorher war es total lecker, mit dem geräucherten Paprika fand ich es nur noch BÄH.
Was aber einigen Gerichten eine spannende Note gibt, ist Vanille! Und die liebe ich auch in Parfums.
SerafinaSerafina vor 9 Jahren
@Flanker: danke für den Tipp! Das klingt gut! Stelle mir gerade vor: gegrillte, dann geschälten gelbe und rote Paprika mit Hühnerbrühe püriert, ein paar Paprikawürfel oben auf...ja da drin kommt Safran sicher gut!
FlankerFlanker vor 9 Jahren
Hey! Kann das sehr gut nachvollziehen; Koche sehr gerne :-) Kreuzkümmel ist für viele Nasen eher schwierig, mir geht es genauso, einigen Düften verleiht er jedoch eine gewisse Tiefe. Bin mir ziemlich sicher Cumin im Bigarade Concentrée wahrzunehmen (steht nicht in der Pyramide). Manche schreckt das etwas ab; ich finde es passend. Zum Safran kann ich dir im Übrigen eine Safran-Paprika-Suppe ans Herz legen. Ein Traum und kommt bei vielen Besucher sehr gut an...
PorcelainPorcelain vor 9 Jahren
Gewürze in Parfums mag ich weniger gern, dafür umso mehr auf dem Teller! Kreuzkümmel in Düften z. B. finde ich zum Davonlaufen (schweißig trifft es schon ganz gut...), im Kichererbsensalat oder Rote-Linsen-Eintopf dagegen verwende ich es oft und gerne als Zutat. Da fällt mir gerade ein, ich hatte mal "Oriental Lumpur" von Les Néréides, damit riecht man wie drei Tage in Currysauce mariniert... :-/ Hab' ich dann weiterverkauft. Und Korianderblätter... oh je. Schmeckt tatsächlich wie Seife ^^
Sweetsmell75Sweetsmell75 vor 9 Jahren
Ich hab´s auch gern gelesen.... sehr informativ und interessant! Danke :)
JumiJumi vor 9 Jahren
Habe ich gerne gelesen. Ich mag es auch gerne würzig - Essen wie Parfum. Besonders mag ich Koriandersamen und Ingwer sowie viele Kräuter, aber auch bei anderen Gewürzen experimentiere ich gern. Nur bei Zimt, Anis und Nelke bin ich vorsichtig.
Yuki68Yuki68 vor 9 Jahren
Mein Freund sagt auch immer, Kreuzkümmel riecht wie Schweiß. Ich finde das überhaupt nicht! Ist wohl eine Sache der Wahrnehmung. Im Parfum ist er mir, glaube ich, aber noch nicht untergekommen.
Zimt liebe ich in Düften, genau wie im Essen. Safran esse ich gerne, rieche ihn aber nicht ganz so gern. Die einzige Ausnahme ist "Daimiris".
Ingwer in Düften finde ich absolut gruselig!
VialaViala vor 9 Jahren
Interessant. Beim Lesen Deines Blogs ist mir klar geworden, dass Gewürze, die ich im Essen mag, mir auch im Parfum gefallen, beispielsweise frischer Basilikum. Das trifft allerdings nicht auf alle Gewürze zu. Kümmel mag ich ganz gern, möchte aber nicht danach riechen. Zimt und Anis mag ich weder im Essen noch im Parfum.

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