
Ist die Nische noch ganz dicht …?
Das habe ich mich jedenfalls nach einer Begegnung der dritten Art diese Woche gefragt. Aber fangen wir ganz vorne an …
Die Marke ADAR ist von Parfumo verschwunden – wie ich jetzt auch weiß, auf eigenen Wunsch. Ist es schade drum? Nicht wirklich … Zwei der drei Düfte waren von Miguel Matos und wirklich spannend, aber halt auch typisch Matos. Nichts super Besonderes, wenn man mal von den handgeklöppelten Holzboxen absieht, die den Düften zusätzlich den Hauch des Mysteriösen und Künstlerischen verleihen sollten. Warum ist das Verschwinden von ADAR trotzdem etwas, worüber ich reden will? Weil diese Marke mich wie keine vorher beeindruckt hat – und zwar negativ.
Da ich ein Statement zu einem der Düfte geschrieben habe, habe ich direkt gemerkt, dass die Marke nicht mehr da ist. Komisch, habe ich mir gedacht, die sind doch noch ganz neu – sind die schon pleite? Haben die so wie TSVGA aufgehört? Was ist da los? Also schnell zur Website rüber und zack: passwortgeschützt. Das ist ja schon mal so nervig, wenn Marken derart auf teuer machen, dass sie ihre Website mit einem Passwort schützen, das man sich dann bei Instagram zusammenbetteln darf. Eigentlich wäre das schon ein Grund, die Marke links liegen zu lassen und sich Wichtigerem zuzuwenden. Aber was tut man nicht alles für die Recherche? Also habe ich den ominösen Herren eine Nachricht geschrieben und durchblicken lassen, dass ich diesen Mummenschanz mit dem Passwort mehr als albern finde. Zu meiner Überraschung kam dann doch das Passwort, und mir wurde versichert, das Passwort sei notwendig, um ADAR nur einem ganz exklusiven Kundenkreis zugänglich zu machen (es gibt sie auch bei Periyard ohne Passwort zu kaufen, was das Ganze noch absurder macht). Nun gut, damit fing der Fiebertraum aber erst an, denn ich wurde sofort gefragt, woher mein Flakon sei (hab dummerweise erzählt, dass ich einen ihrer Düfte habe – großer Fehler!). Als ich dann freimütig zugegeben habe, dass es sich um einen Sharing-Flakon handele, wurden die „ADAR ARTISINALS“ (wie sie sich selber nennen) ganz schön ungemütlich und verwiesen mich auf einen Paragraphen auf ihrer Website, der sich „Artistic and Intellectual Property“ nennt. Hier wird dann recht deutlich darauf hingewiesen, dass Abfüllungen u. Ä. nicht erwünscht seien und gebrauchte Flakons „korrumpierte Kunst“ seien. Ich war also kein Kunstliebhaber mehr, sondern nur ein Trittbrettfahrer, der sich auf Umwegen einen Flakon erschlichen hatte, der ihm eigentlich nicht zusteht.
Jetzt wissen wir auch, warum die Marke sich bei Parfumo hat löschen lassen: damit es keinen Handel mit ihren Flakons und/oder Abfüllungen gibt. Davon abgesehen, dass ein derartiges Gebaren mehr als nur unsympathisch ist, stellt sich auch die Frage, ob die überhaupt was verkaufen wollen. Aber auch wenn nicht – das ist ihr gutes Recht. Eine solch herablassende und arrogante Art gegenüber Kunden an den Tag zu legen, geht für mich allerdings gar nicht. Damit sind sie zwar nicht alleine (es gibt in der Nische genug Leute, die vielleicht ab und zu mal therapeutischen Rat einholen sollten), aber in dieser Radikalität dann doch etwas Besonderes. Denn die Geschichte ist noch nicht zu Ende … Mir wurde sofort der Zugriff auf die Website wieder entzogen. Logisch, jemand, der nur einen Restflakon gekauft hat, hat da natürlich nichts zu suchen (doppelt albern, da im Shop alle Düfte ohnehin ausverkauft waren). Doch es geht noch weiter: Wie ich von einem anderen Parfumo erfahren konnte, ist ihm mit den „ADAR ARTISINALS“ genau dasselbe passiert. Auch hier wurde gefragt, woher der Duft stammt, und noch krasser: Sie haben seinen Parfumo-Account ausfindig gemacht und ihn damit konfrontiert, warum er nur 9 statt 10 Punkte vergeben hätte. Das muss man sich mal vorstellen – davon abgesehen, dass Einflussnahme auf Bewertungen bei Parfumo ohnehin nicht erlaubt ist, ist das eine unfassbare Unverschämtheit. Einerseits auf einer Plattform nicht stattfinden wollen, damit keiner Abfüllungen verkaufen kann, und andererseits Leute unter Druck setzen, weil sie nicht die volle Punktzahl rausrücken. Ich kann nur sagen: So eine verrückte Geschichte habe ich noch nie erlebt bzw. gehört. Jedenfalls kann ich nach diesen Erfahrungen – und das ist meine ganz persönliche Meinung – nur ausdrücklich vor diesen Typen warnen und würde allen davon abraten, diesen Leuten Geld in den Rachen zu werfen.
Aber einen Gefallen möchte ich den Herren von ADAR an dieser Stelle noch tun – nämlich hier meinen Alpha 11 von ADAR zum Verkauf anbieten. Einfach nur, weil sie das auf gar keinen Fall wollen. Denn es gibt den sogenannten „Erschöpfungsgrundsatz“. Scheinbar scheint sich das aber bis nach Rumänien noch nicht herumgesprochen zu haben. Der besagt, dass eine Marke mir den Weiterverkauf nicht untersagen kann, da ein Flakon (einmal gekauft) mir gehört und ich damit machen kann, was ich will. Wenn ihr also Lust habt, mal günstig einen ADAR zu schießen, dann schreibt mir gerne eine DM. In diesem Sinne wünsche ich einen schönen Abend und habe noch immer keine Antwort auf meine Eingangsfrage gefunden: Ist die Nische noch ganz dicht? Ich bin auf eure Meinungen gespannt und ob ihr schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht habt.
Das sind ja fast schon Mafiamethoden, dass kann man ja kaum glauben...
Haben die auf den Straßen auch schon Spürhunde am Start, die ihr "Kunstgebräu" ausfindig machen damit dann gefragt werden kann, woher der Stoff bezogen wurde und ob der Träger überhaupt des Tragens würdig ist?!
Das ist ja wirklich absurd und mega seltsam🤪.
Die spinnen, die Römer ... :-).
Haken an die Marke!
Dieses elitäre Getue geht mir schon lange auf den S**k.
Fahr doch einfach mit ner Dampfwalze über den Flakon und lade das Video hier hoch.
Meinen Like hast du jetzt schon. ✌️😂
Mich wundert, dass ich auf der Website von Adar gar kein Impressum finde. Das würde mich bei einer Kaufabsicht auch direkt schon Mal misstrauisch machen. Oder übersehe ich das nur?
Andererseits, solche Allüren gibt es ja inzwischen auch gerne bei weniger obskuren Marken.
Die Philosophin in mir kann nicht anders: Ich kann deine Wut sehr gut nachempfinden, habe ähnliches noch nicht erlebt. Für mich ein schönes Beispiel, um eine Diskussion über die Abgrenzung und Verschmelzung zwischen Kunst und Konsumgut anzuregen.
Man könnte argumentieren, dass die "ADAR ARTISINALS" sich als Künstler verstehen, das Kunstwerk wäre in dem Fall die Einheit aus dem Juice und dem Flakon. Wäre man kleinkariert, könnte man das Verkaufen von Abfüllungen als "Entstellung eines Werkes" werten, theoretisch geregelt unter § 14 des Urheberrechtsgesetzes:
„Der Urheber hat das Recht, eine Entstellung oder eine andere Beeinträchtigung seines Werkes zu verbieten, die geeignet ist, seine berechtigten geistigen oder persönlichen Interessen am Werk zu gefährden.“
Am Ende bist du ein Kunde, der wie ein Bittsteller behandelt wird, und im Falle von ADAR auch noch auf eine sehr unsympathische, für mich ehrlich gesagt geradezu abschreckende und verabscheuungswürdige Art und Weise. Unsympathisch weil elitär. Abschreckend weil unsympathisch - und verabscheuungswürdig weil es die Kommerzialisierung von Kunst indirekt antreibt. Immerhin: Kunst kann und soll ja durchaus auch mal sehr negative Emotionen hervorrufen, was in diesem Fall passiert ist (zählt man das Betragen der Künstler dazu), was wiederum dazu geführt hat, dass du darüber geschrieben hast, was wiederum die Bekanntheit der Marke erhöht.
Wenn diese Düfte so stark limitiert sind haben die Herrschaften wohl kein Interesse daran, kurzfristig mehr Umsatz zu generieren. Es ist wie bei der Birkin Bag einfach eine andere Form von "Marketing" - kann funktionieren, macht es aber nicht besser, und die Düfte müssten schon die Krone der Parfumschöpfung sein, wenn die Rechnung aufgehen soll!
Über die Auslegung dieses Paragraphen wird seit hundert Jahren mehr oder weniger passioniert vor Gericht gestritten. Unter diesem Gesichtspunkt kann ich es schon ein klitzekleines bisschen nachvollziehen, dass man als Urheber nicht möchte, dass - möglicherweise verunreinigte - Abfüllungen verkauft werden. Aber darum geht es dir in deinem Artikel offenbar ja gar nicht.
Denn auf der anderen Seite ist ein Parfum halt eben auch nur duftender Alkohol, den man sich aufsprüht, und damit vor allem ein Konsumgut. Das Problem liegt wie so oft in der Kommerzialisierung von "Kunst", was sie per se zu einem Konsumgut macht und damit auch und vor allem den ideellen Wert der künstlerischen Arbeit selbstgewählt zerstört. Ich persönlich habe daher beschlossen, erst nach meinem Ableben berühmt zu werden 😜
Dem Vorwurf des Kunstbanausen und Trittbrettfahrers könnte man entgegnen, dass du das genau nich sein willst und deswegen ja vorhattest, ihre Produkte an der einzig zuverlässigen Quelle zu kaufen. Immerhin bist du ja durch das Sharing wenigstens auf diese Firma aufmerksam geworden, was wohl kaum verwerflich sein kann. An wen sie letztlich verkaufen wollen ist die eine Sache, aber völlig unbekannt bleiben zu wollen kann doch kaum im Interesse eines Warenanbieters sein.
Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Dann wollen wir doch mal schauen ob die Marke Bestand hat wird. Und wenn ich sehe wie in Hamburg Menschen vor einer Boutique Schlange stehen, wie früher in der DDR wenn es Bananen gab, lächle ich. Für mich ist das eine seltsame Art von Masochismus. Man lässt sich erniedrigen, bevor man dann eventuell etwas käuflich erwerben darf. Aber, wer drauf steht... Bitteschön. Ich hoffe für Dich, dass man Dir nicht irgendwann mal auftaucht, nachdem Du Dich hier kritisch geäußerst hast.
Nun ja, wer den Account von einem Parfumo-User ausfindig macht um jemanden zu stalken, ich weiß ja nicht.
Ich kannte die Marke bisher nicht von daher danke für deine Aufklärung
#Vomex
Grüße aus Oldenburg, Jan
#birkinbag
Irgendwie läuft mir das ganze Parfumthema momentan stellenweise etwas zu heiß.
Unfassbar, so ein unreifes Möchtegerngehabe. Auf so Brüh kann man wohl sicher verzichten.
Häuser die sich zu fein sind mit Influencern zusammen zu arbeiten und Parfümerien, die minderjährige des Hauses verweisen. Die Welt des Duftes scheint schleppend zu verstehen das, sich ihre Zielgruppe weg von mittelalten, elitären Besserverdienern, hin zu einem breiteren, besser informierten Puplikum entwickelt hat.
so weit, so bekannt...
Der Fall den du hier beschreibst wirkt wie eine Karikatur der Kunstwelt. Künstliche Verknappung, geheuchelte Exklusivität (wie LV sie nicht besser könnte), ein schier endloses pseudointellektuelles Kreisgewichse darüber wer das neueste, völlig unpraktische Exemplar kreiert.
Wenn Kunst zum Selbstzweck verkommt...
Ich hoffe du bekommst nur einen mittel guten Preis für deinen Flakon. Nicht weil ich dir etwas schlechtes Wünsche. Sondern weil ich möchte das die graumarkt Preise für krampfhaft elitäre Werke so niedrig wie möglich bleiben.
Spannender Beitrag!
Lg LG
Und dazu riechen die alle auch noch so unfassbar scheiße…
(Feel free to change my mind)
Gut.... ich hätte es mir auch angetan bis zum geht nicht mehr nur um *hier* zu zeigen was es doch für "Armleuchter" auf der Welt gibt.
Gern gelesen :)
Aber wahrscheinlich gehört das zum Markenimage.
Eigentlich sollte man meinen, dass gerade so ein kleines und unbedeutenden Haus froh ist, wenn hier mal etwas der Bekanntheitsgrad erhöht wird über Parfumo. Aber dass daran so gar kein Interesse besteht.
Aber vielen Dank für die Warnung,
Ich werde die Marke links liegen lassen.
Aber wenn u. die Düfte nichts Besonderes sind, dann würde ich jetzt sagen GESCHENKT u. den Rest verlosen.😜
Gerade deshalb würde es mir jetzt ein grosses Vergnügen bereiten den Bums mlweise wie Kamelle auf dem Rosenmontagszug unters Volk zu bringen u. den finanziellen Verlust als Lehrgeld abhaken.
skippen?
Also, so machen sie sich keine Freund:innen. Und das sage ich als Matos-Anhängerin - doppelt schade!
Ich nehme an,dass dein aufschlussreicher Blog gelöscht werden wird.
https://www.parfumo.de/regeln