24.10.2017 - 02:12 Uhr
Pluto
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Pluto
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Herbstnachmittag im Heim mit Tsukimi - der hat was Tröstliches
Der Aufenthaltsraum im Heim wird immer leerer. Vor einiger Zeit saßen noch 8 bis 10 Leute dort, nun sind es meist nur 5. Viele verlassen ihr Bett gar nicht mehr und die wenigen, die dort sind, sitzen meist allein an einem Tisch. Mein Vater hat einen Stammplatz an einem Zweiertisch, zusammen mit Hubert. Der hat ALS, kann sich kaum bewegen und nur schwer schlucken oder sprechen, oft fütter ich ihn während des Gesprächs mit meinem Vater nebenher so mit. Kürzlich wurde Hubert 60, da hat mein Vater ihm sein halbes Stück Kuchen abgegeben und ich hab ihm ein Happy Birthday gesungen, krumm und schief, der Pfleger bat mich drum. Ich hasse singen, wer mich hört, weiß auch warum, aber Hubert hat sich gefreut, das war es wert. Am Tisch neben meinem Vater sitzt Frau N., ihr Mann ist auch im Heim, sie haben getrennte Zimmer, denn er erkennt sie nicht mehr. Sie parkt ihren Rollator immer hinter meinem Vater, so dass ich Mühe habe, ihn in seinem Rollstuhl raus zu schieben. Platz genug ist da, aber sie will, dass er genauso steht, Punkt. Sonst wird sie unleidlich. Die kleine, demente, zahnlose Frau U. kommt kaum noch in den Aufenthaltsraum, ihr Mann besucht sie jeden Tag, seine Mundwinkel werden immer länger und seine Schritte immer schlürfender. Er ist traurig, wenn seine Frau ihn nicht erkennt und zornig, wenn sie mit Herrn Pluto oder dem Pfleger schäkert, das mag er noch weniger, vielleicht kommt er deshalb nur noch selten mit ihr, Eifersucht mit fast 90, die Gefühle bleiben ein Leben lang. Die Schwester kommt rein und fragt, wer Kaffee mag und bemerkt: Es riecht nach Adventstee hier. Als sie meinem Vater Kaffee einschenkt, schnuppert sie. Ach, sie riechen so, das ist so heimelig und würzig, was ist das?
Vorm Heimbesuch leg ich Düfte großzügiger auf und bevorzuge die wohligen und weicheren Düfte. Tsukimi begleitet mich schon den zweiten Herbst, dank Paloneras Kommentar. Der Duft startet nur sehr zart zitrisch, rasch kommt eine gepfefferte Gewürznelke hinzu und eine Prise Kümmel, die eine pikante Note gibt. Pflaume und Zimt sind gut zu erkennen. Der Duft ist balsamisch und gewürzig, hat eine angenehme Rauchigkeit und etwas Sakrales. Wäre Tsukimi eine Farbe, wäre sie rotgoldbraun. Vanille und Sandelholz runden ab, machen Tsukimi weich und warm, ohne klebrige Süße. Ein verhaltener, fruchtig-holziger Orientale, mit beachtlicher Haltbarkeit, die Sillage ist mittel – oder kräftig, je nach Sprüher :o) Und ich finde, ein Sprüher mehr bekommt ihm gut. Obschon als Damenduft gelistet, kann ich mir Tsukimi gut an einem Mann vorstellen. Der Flakon ist leicht zu händeln, meinen Geschmack trifft er nicht so, er schaut aber nicht billig aus.
Und tatsächlich, während ich so an mir schnuppere, Tsukimi hat auch etwas von Adventstee, die Schwester hat Recht.
Vorm Heimbesuch leg ich Düfte großzügiger auf und bevorzuge die wohligen und weicheren Düfte. Tsukimi begleitet mich schon den zweiten Herbst, dank Paloneras Kommentar. Der Duft startet nur sehr zart zitrisch, rasch kommt eine gepfefferte Gewürznelke hinzu und eine Prise Kümmel, die eine pikante Note gibt. Pflaume und Zimt sind gut zu erkennen. Der Duft ist balsamisch und gewürzig, hat eine angenehme Rauchigkeit und etwas Sakrales. Wäre Tsukimi eine Farbe, wäre sie rotgoldbraun. Vanille und Sandelholz runden ab, machen Tsukimi weich und warm, ohne klebrige Süße. Ein verhaltener, fruchtig-holziger Orientale, mit beachtlicher Haltbarkeit, die Sillage ist mittel – oder kräftig, je nach Sprüher :o) Und ich finde, ein Sprüher mehr bekommt ihm gut. Obschon als Damenduft gelistet, kann ich mir Tsukimi gut an einem Mann vorstellen. Der Flakon ist leicht zu händeln, meinen Geschmack trifft er nicht so, er schaut aber nicht billig aus.
Und tatsächlich, während ich so an mir schnuppere, Tsukimi hat auch etwas von Adventstee, die Schwester hat Recht.
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