09.05.2017 - 14:16 Uhr
Meggi
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Meggi
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20
Hätte, hätte, Fahrradkette…
Hätte die Esxence 2017 in den Osterferien stattgefunden, hätte ich sie vielleicht besuchen können. Hätte, hätte… Bloß ist man(n) als Ehegatte einer Lehrerin und Vater zweier schulpflichtiger Kinder ja leider ziemlich festgelegt und wir haben Mailand deshalb um die Ostertage herum bereist. War natürlich trotzdem schön. Immerhin hat mir der liebe Ernstheiter persönlich versichert, dass das eine wirklich großartige Veranstaltung gewesen sei. Und gleich vier Kreationen der Mailänder Firma Calé Fragranze d'Autore habe ich bei dieser Gelegenheit von ihm geschenkt bekommen. Vielen Dank dafür!
‚Allegro con Brio‘ – soso…. Diese Bezeichnung trägt der erste Satz einer der berühmtesten Symphonien überhaupt, der Fünften von Beethoven. Ein Anlass, auch den Duft als ersten von vier Sätzen meiner kleinen Calé-Testreihe anzugehen. Ohne Furtwänglersches Hände-Gezittere, versteht sich, denn der Auftrag aus den knibbeligen Röhrchen bedarf einer ruhigen Hand.
Und es geht con ordentlich brio los: Stinkige, fast tabakhafte Rosengeranie eröffnet. Muskatellersalbei, seinerseits kein Amateur-Stänkerer, hält wacker dagegen. Es sekundiert Nelke mit zimtigem Einschlag. Dahinter geistert irgendwas Holziges, an der Schwelle zum Baumarkt.
Doch rasch endet der metaphorische Brand. Eine cremige Note schleicht sich hinein, leicht maiglöckchen-beschwülstelt. Plötzlich finde ich den Auftritt verblüffend damenhaft. Dazu gibt es eine gute Portion Karotte, recht bitter sogar; gemeinhin ein Anzeichen für Iris. Wenig überrascht lese ich, dass dies bereits diagnostiziert wurde. In der Tat ist Allegro con Brio noch innerhalb der Auftakt-Stunde primär ein Iris-Duft, sacht bewürzt und bestänkert. Extravagante Idee, die gestreng-reine Dame auf solche Weise einzuwickeln. Gleichwohl: senza brio.
Nach etwa zwei Stunden ist tatsächlich eine Art gewürzt-gesüßten Lippenstifts entstanden. Werden viele womöglich attraktiv finden, als Zielgruppe denke ich vor allem an unsere Damen mit Vorliebe für cremige Düfte. „Ganz lecker“ ließe sich mit einem zugedrückten Auge ebenfalls darüber sagen. Ein leichter Waldmeister-Vanille-Hauch im weiteren Verlauf des Vormittags streift folgerichtig das Nachspeisenhafte, kontrastiert von einer rauen, erdigen Note im Untergrund, die sukzessive Patchouli plausibel macht (und das latent baumarktige Holz ersetzt – endlich!). Um die Mittagszeit ist der erdige Aspekt zwar nicht lauter, aber charakterlich durchaus kräftiger geworden, einem herzhaften Griff in einen gut abgelagerten Kompost-Haufen nicht unähnlich.
Am Nachmittag bleiben wir zumindest in der Nähe, fassen nämlich jetzt in einen Sack mit trockenem Torf. Ist allerdings wiederum nur Unterlage, obenauf lustwandelt die Creme, die in sich blümerant zuspitzendem Gebaren nunmehr zügig in Richtung Backaroma driftet. Diese beißende, ins Marzipanige reichende Süße (Maiglöckchen? Heliotrop? Bittermandel? Alles zusammen?!?) im Verein mit Patchouli erinnert mich an (den edleren) Mahon Leather von Floris. Nicht im Sinne eines Zwillings, sondern bloß von der grundsätzlichen Aufstellung her. Unglücklicherweise habe ich das blumig-stechende Empfinden am zweiten Testtag deutlich früher, es zeigt sich dann schon in der ersten Tageshälfte.
Schade. Denn während Mahon Leather in seiner Kombination abgerundet-stimmig daherkommt, scheint das Allegro auseinanderzufallen. Zunehmend wirken die Komponenten unzusammenhängend, das rau-staubige, doch mittlerweile substanzarme Patchouli auf der einen und eine penetrant-spitze, nur noch arg bemüht einen auf cremig machende Über-Süße auf der anderen Seite. Der aktive Duftverlauf ist offenbar beendet - nach bummelig sechs, sieben Stunden.
Fazit: Sowohl Angaben als auch Name führen in die Irre. ‚Allegro‘ oder gar ‚con brio‘ sind allenfalls die ersten Momente. Andantino cremico oder Moderato feldwaldundwiesico hätten besser zu einem Duft gepasst, der – um mit der Meinung meiner Lieblingskollegin zu schließen – in weiten Teilen im Wesentlichen „wie irgendeine Körper-Lotion“ riecht.
‚Allegro con Brio‘ – soso…. Diese Bezeichnung trägt der erste Satz einer der berühmtesten Symphonien überhaupt, der Fünften von Beethoven. Ein Anlass, auch den Duft als ersten von vier Sätzen meiner kleinen Calé-Testreihe anzugehen. Ohne Furtwänglersches Hände-Gezittere, versteht sich, denn der Auftrag aus den knibbeligen Röhrchen bedarf einer ruhigen Hand.
Und es geht con ordentlich brio los: Stinkige, fast tabakhafte Rosengeranie eröffnet. Muskatellersalbei, seinerseits kein Amateur-Stänkerer, hält wacker dagegen. Es sekundiert Nelke mit zimtigem Einschlag. Dahinter geistert irgendwas Holziges, an der Schwelle zum Baumarkt.
Doch rasch endet der metaphorische Brand. Eine cremige Note schleicht sich hinein, leicht maiglöckchen-beschwülstelt. Plötzlich finde ich den Auftritt verblüffend damenhaft. Dazu gibt es eine gute Portion Karotte, recht bitter sogar; gemeinhin ein Anzeichen für Iris. Wenig überrascht lese ich, dass dies bereits diagnostiziert wurde. In der Tat ist Allegro con Brio noch innerhalb der Auftakt-Stunde primär ein Iris-Duft, sacht bewürzt und bestänkert. Extravagante Idee, die gestreng-reine Dame auf solche Weise einzuwickeln. Gleichwohl: senza brio.
Nach etwa zwei Stunden ist tatsächlich eine Art gewürzt-gesüßten Lippenstifts entstanden. Werden viele womöglich attraktiv finden, als Zielgruppe denke ich vor allem an unsere Damen mit Vorliebe für cremige Düfte. „Ganz lecker“ ließe sich mit einem zugedrückten Auge ebenfalls darüber sagen. Ein leichter Waldmeister-Vanille-Hauch im weiteren Verlauf des Vormittags streift folgerichtig das Nachspeisenhafte, kontrastiert von einer rauen, erdigen Note im Untergrund, die sukzessive Patchouli plausibel macht (und das latent baumarktige Holz ersetzt – endlich!). Um die Mittagszeit ist der erdige Aspekt zwar nicht lauter, aber charakterlich durchaus kräftiger geworden, einem herzhaften Griff in einen gut abgelagerten Kompost-Haufen nicht unähnlich.
Am Nachmittag bleiben wir zumindest in der Nähe, fassen nämlich jetzt in einen Sack mit trockenem Torf. Ist allerdings wiederum nur Unterlage, obenauf lustwandelt die Creme, die in sich blümerant zuspitzendem Gebaren nunmehr zügig in Richtung Backaroma driftet. Diese beißende, ins Marzipanige reichende Süße (Maiglöckchen? Heliotrop? Bittermandel? Alles zusammen?!?) im Verein mit Patchouli erinnert mich an (den edleren) Mahon Leather von Floris. Nicht im Sinne eines Zwillings, sondern bloß von der grundsätzlichen Aufstellung her. Unglücklicherweise habe ich das blumig-stechende Empfinden am zweiten Testtag deutlich früher, es zeigt sich dann schon in der ersten Tageshälfte.
Schade. Denn während Mahon Leather in seiner Kombination abgerundet-stimmig daherkommt, scheint das Allegro auseinanderzufallen. Zunehmend wirken die Komponenten unzusammenhängend, das rau-staubige, doch mittlerweile substanzarme Patchouli auf der einen und eine penetrant-spitze, nur noch arg bemüht einen auf cremig machende Über-Süße auf der anderen Seite. Der aktive Duftverlauf ist offenbar beendet - nach bummelig sechs, sieben Stunden.
Fazit: Sowohl Angaben als auch Name führen in die Irre. ‚Allegro‘ oder gar ‚con brio‘ sind allenfalls die ersten Momente. Andantino cremico oder Moderato feldwaldundwiesico hätten besser zu einem Duft gepasst, der – um mit der Meinung meiner Lieblingskollegin zu schließen – in weiten Teilen im Wesentlichen „wie irgendeine Körper-Lotion“ riecht.
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