14.05.2017 - 14:38 Uhr
Meggi
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22
Mailand, Ostersonntag 2017
Ein Fahrstuhl hatte uns rasch in die Höhe gebracht und durch einen engen verwinkelten Gang gelangten wir ins Freie, auf das Dach des Mailänder Doms. Marmor, Marmor, Marmor - gelbweiß und auch aus der Nähe nichts von jener Monumentalität einbüßend, die den Betrachter vom Boden aus staunen lässt.
Tastende, zögernde Schritte. Nach einigen oder einigen Dutzend davon, ich weiß es nicht mehr genau, dringen aus einer Öffnung zu meinen Füßen Orgelklänge und Gesang der morgendlichen Messe, die Töne gleichsam eingewoben in den Geruch grünlich-hellen Weihrauchs.
Und plötzlich trete ich auf eine große, offene Fläche in gleißenden Sonnenschein hinaus und blicke mit zusammengekniffenen Augen auf die ringsum unter einem strahlend blauen Frühlings-Himmel liegende Stadt. Ein geradezu unwirkliches Erlebnis.
In einen ähnlich untypischen oder unwirklichen Zusammenhang stellt Preludio d’Oriente den Rauch. Hellwürziger Weihrauch mit grünlichen Anklängen schält sich nämlich aus einem zarten Schleier von Zitrusfrucht heraus. Von Letzterem bleibt lediglich ein leichter Stich im Hintergrund, während nun eine cremig-halspastillige, angedeutete Meinetwegen-Ledernote heranweht, die etwa – um Italien nicht zu verlassen – an Cuoio von Pal Zileri denken lässt, doch ebenso gut natürlich an diverse andere aus dieser Ecke. Eine süßlich-dunkle Frucht meldet sich, bzw. meldet sich zurück. Eine Mandarine an der Schwelle zur Überreife. Für den kleinen „Stich“ ist mittlerweile Beifuß plausibel, wenngleich ich den wohl kaum von allein erkannt hätte.
Und hinter alledem schwebt eine sinnlich-unsakrale, fast honighafte Süße im Rauch. Bereits nach wenigen Minuten kündigte sie sich an und gewinnt im Fortgang an Gewicht.
Alsbald bewegt sich der Duft in eine verblüffend raue, dunkelholzige Richtung. Das Rauchige weicht, die Süße hält die Stellung. Ansatz-erdiges Patchouli dimmt den Duft zusätzlich ab. Es dürfte beim Thema Holz von Beginn an eine Rolle gespielt haben. Der Leder-Hauch ist zur Phantasie im Grenzbereich zum (abermals) Patchouli geworden.
Mehr und mehr erinnert mich das Süßrauchig-Holzige im Auftritt von Preludio d’Oriente an den freilich üppigeren (und jüngeren) Calling all Angels von April Aromatics, einen meiner rauchigen Lieblinge. Der Calé ist allerdings nicht nur stiller, sondern zudem finsterer gehalten.
Am frühen Nachmittag offenbart das Patchouli neben dem schon Erwähnten gar schokoladige Ambitionen, die sich mit der Honigsüße sehr apart mischen. Gourmandig wird es indes nicht, denn einerseits wird das potentiell Essbare dafür nicht hinreichend isoliert, andererseits ist der „Stich“ davor, der nunmehr eher holzigen Ursprungs zu sein scheint und vermutlich ebenfalls auf Patchouli fußt. Schön! Preludio mag zwar von arg dezenter Sillage sein - in Sachen Auslotungstiefe des Patchouli versteckt er sich hingegen nicht.
Binnen der siebenten, achten Stunde zeigt sich ein deutlicher Rückgang der ohnehin geringen Intensität. Sandelholz-Cremigkeit führt den Duft zu einem freundlichen und angenehmen Ende.
Mir gefällt das sehr gut. Auch wenn das Preludio spätestens ab der halben Wegstrecke für eine angemessene Würdigung ein bisschen Aufmerksamkeit benötigt, weil es sich nicht in den Vordergrund drängen mag. Das ist etwas, was den Duft – um die Einleitung noch einmal aufzugreifen – von besagtem Dom dann doch ein klein wenig unterscheidet.
Ich bedanke mich bei Ernstheiter für die Probe.
Tastende, zögernde Schritte. Nach einigen oder einigen Dutzend davon, ich weiß es nicht mehr genau, dringen aus einer Öffnung zu meinen Füßen Orgelklänge und Gesang der morgendlichen Messe, die Töne gleichsam eingewoben in den Geruch grünlich-hellen Weihrauchs.
Und plötzlich trete ich auf eine große, offene Fläche in gleißenden Sonnenschein hinaus und blicke mit zusammengekniffenen Augen auf die ringsum unter einem strahlend blauen Frühlings-Himmel liegende Stadt. Ein geradezu unwirkliches Erlebnis.
In einen ähnlich untypischen oder unwirklichen Zusammenhang stellt Preludio d’Oriente den Rauch. Hellwürziger Weihrauch mit grünlichen Anklängen schält sich nämlich aus einem zarten Schleier von Zitrusfrucht heraus. Von Letzterem bleibt lediglich ein leichter Stich im Hintergrund, während nun eine cremig-halspastillige, angedeutete Meinetwegen-Ledernote heranweht, die etwa – um Italien nicht zu verlassen – an Cuoio von Pal Zileri denken lässt, doch ebenso gut natürlich an diverse andere aus dieser Ecke. Eine süßlich-dunkle Frucht meldet sich, bzw. meldet sich zurück. Eine Mandarine an der Schwelle zur Überreife. Für den kleinen „Stich“ ist mittlerweile Beifuß plausibel, wenngleich ich den wohl kaum von allein erkannt hätte.
Und hinter alledem schwebt eine sinnlich-unsakrale, fast honighafte Süße im Rauch. Bereits nach wenigen Minuten kündigte sie sich an und gewinnt im Fortgang an Gewicht.
Alsbald bewegt sich der Duft in eine verblüffend raue, dunkelholzige Richtung. Das Rauchige weicht, die Süße hält die Stellung. Ansatz-erdiges Patchouli dimmt den Duft zusätzlich ab. Es dürfte beim Thema Holz von Beginn an eine Rolle gespielt haben. Der Leder-Hauch ist zur Phantasie im Grenzbereich zum (abermals) Patchouli geworden.
Mehr und mehr erinnert mich das Süßrauchig-Holzige im Auftritt von Preludio d’Oriente an den freilich üppigeren (und jüngeren) Calling all Angels von April Aromatics, einen meiner rauchigen Lieblinge. Der Calé ist allerdings nicht nur stiller, sondern zudem finsterer gehalten.
Am frühen Nachmittag offenbart das Patchouli neben dem schon Erwähnten gar schokoladige Ambitionen, die sich mit der Honigsüße sehr apart mischen. Gourmandig wird es indes nicht, denn einerseits wird das potentiell Essbare dafür nicht hinreichend isoliert, andererseits ist der „Stich“ davor, der nunmehr eher holzigen Ursprungs zu sein scheint und vermutlich ebenfalls auf Patchouli fußt. Schön! Preludio mag zwar von arg dezenter Sillage sein - in Sachen Auslotungstiefe des Patchouli versteckt er sich hingegen nicht.
Binnen der siebenten, achten Stunde zeigt sich ein deutlicher Rückgang der ohnehin geringen Intensität. Sandelholz-Cremigkeit führt den Duft zu einem freundlichen und angenehmen Ende.
Mir gefällt das sehr gut. Auch wenn das Preludio spätestens ab der halben Wegstrecke für eine angemessene Würdigung ein bisschen Aufmerksamkeit benötigt, weil es sich nicht in den Vordergrund drängen mag. Das ist etwas, was den Duft – um die Einleitung noch einmal aufzugreifen – von besagtem Dom dann doch ein klein wenig unterscheidet.
Ich bedanke mich bei Ernstheiter für die Probe.
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