12.01.2015 - 07:41 Uhr
CJS
14 Rezensionen
CJS
Sehr hilfreiche Rezension
16
Das Paradies des Konsums
Ach wie herrlich, ein Creed Duft, der noch nicht ausführlich bewertet wurde! Na was ein Glück, dass ich über Weihnachten in London war. Und ja, so wie jeder Touri auch bei Harrods. Aber ich kann Euch sagen, ich hab es etwas bereut. Zum einen finanziell, zum anderen war es wohl doch keine so gute Idee am 23. Dezember dieses "Mekka des Konsums" aufzusuchen. Aber die liebe Familie saß einem im Nacken und wollte unbedingt irgendeine Kleinigkeit aus dem wohl berühmtesten Kaufhaus in Europa.
Gut, da stand ich also vor den Auslagen der Food Halls, der Teeabteilung, der Parfümeriemeile, dem hermetisch gesicherten Raum mit Preziosen der "High Jewelery". Wer glaubt, man kann bei Wempe teuer einkaufen, haha. Ja da muss ich lachen. Harry Winston, Tiffany, Chopard, Cartier, van Cleef and Arpels etc. sind hier vertreten. Den teuersten Ring in der Auslage hätte ich fast übersehen, aber das Preisschild dann doch nicht: 375.000 gewichtige britische Pfund, bei dem Wechselkurs knapp eine halbe Million Euro. Spätestens da wurde mir klar, warum in diesem Eck des Kaufhauses kaum jemand war. Aber sehr freundliche Verkäufer der alten Schule waren da, kein Wunder, wenn man Zehntausende dort lassen kann.
Aber gut. Nun schnell zurück in die überfüllten Haupthallen - schade, aber ich konnte mir dann doch keine brilliantene Jaeger-LeCoultre für 60.000 Pfund leisten - zu den japanischen Touristen, Familien mit Kinderwagen (bescheuert, wer sich da durchquält!), durch das grün-goldene Tütengewimmel.
Und aus reinem Zufall stand ich dann vor dem Creed-Stand. Komisch dachte ich mir, wieso stehen quasi versteckt alle Düfte des Hauses etwas ab vom Schuss und die Regale füllen nur grüne Flaschen mit goldener Schrift?
"Ja wissen Sie, dieser Creed-Duft ist so exklusiv, den finden Sie nur bei uns, im ehrwürdigen Kaufhaus Harrods" erzählte mir die doch leicht eingebildete Dame, die meinte Sie wäre genauso nobel wie die Parfums, die sie verkaufen darf. Nun gut, so testete ich alle üblichen Klassiker. Bois du Portugal, SMV, GIT, Aventus und Pure White Cologne (schönes EdC, aber völlig überzogen ist der Preis).
Doch dann wurde mir als Krönung dieses 1849er aufgesprüht, ungefragt. Na Gott sei dank waren die anderen alle schön auf exklusiven Creed Papierkärtchen. Erwartungsfroh strahlte mich die Dame an, als ob ich gleich an flüssigem Gold riechen dürfte. Nun war ich dann doch eher skeptisch. Was soll diesen Duft besser machen als andere der Firma? Augenscheinlich der Preis: 225 Pfund für 75 ml. Solange ich da war, kaufte auch tatsächlich jemand einen solchen Flakon. War mir nur recht, hatte ich doch mehr Zeit zum schnuppern und die hochnäsige Verkäuferin war beschäftigt! Auf die Frage nach Proben reagierte sie so als hätte ich sie nach einem Liter ihres eigenen Blutes gefragt, bitteschön. Dann halt nicht. Zum Duft:
Kopfnoten, ja das können Sie, Mr. Creed. Frische Bergamotte, mehr zitrisch als orangig, so flüchtig, dass gleich das Herz durchschimmerte: Würzigkeit, eine wirklich schöne Würzigkeit, vielleicht nur 20 % derer die man von Bois du Portugal kennt. Und dazu noch eine schöne Blütenansammlung, was genau, puh das hätte alles sein können, vermutlich Patchouli oder Jasmin. Ich bin mir aber fast sicher, dass hier größten Wert auf die Basis gelegt wurde, denn der Duft roch etwas eindimensional, aber nicht schlecht, im Gegenteil. Hölzer, Würzigkeit, Moschus und die Blüten blieben. Wie eine runde Mischung aus GIT, Bois du Portugal und ein Spritzer Néroli Sauvage. Aber insgesamt ein eher traditionellerer Mix für den reiferen Herren, so ab 40 plus. Bilder von den Serien "The Paradise" oder "Mr. Selfridge" kommen mir vor Augen. Nun wird vielleicht auch klar, für wen dieser Duft gedacht war: für den distinguierten älteren, grundseriösen und gut gekleideten Geschäftsmann der alten Schule oder den etwas konservativen Papa. Das Rad haben die Herren Olivier und Erwin nicht neu erfunden, aber haben sie wohl noch nie abgesehen von Aventus. Komplimente wird man wohl nur wenige bekommen, da die Sillage überschaubar bleibt, hallo Büroalltag!
Haltbarkeit, ganz ordentlich. Hielt meinen Shopping-Trip von ein Uhr Mittags bis abends um sieben/halb acht durch, geht doch! Völlig ok für Creed.
Ein traditioneller Duft für ein 1849 gegründetes, traditionelles und alt-englisches Kaufhaus. Daher der Name. Für die Themenumsetzung gebe ich volle Punktzahl, für den Duft selbst dann doch nicht so viel, der ist mir etwas zu beliebig. Wer jedoch mal bei Harrods vorbeischaut und sich denkt, hey, das bekomme ich nur hier: greift ruhig zu. Der Duft ist ein echtes Universalmittel, geht immer, überall, tut keinem weh. Zurückhaltende Eleganz. Wer Individualität sucht ist hier falsch, da gibts schöneres für billiger, selbst bei Creed. Als Erinnerung an London und an das traditionelle Kaufhaus erfüllt es seinen Zweck aber gut. Doch bei Harrods gibts ja vieles ganz exklusiv, auch einen Duft von Bond No. 9 in gold-grün. Aber das ist eine andere Geschichte. So und nun hoffe ich, dass ich einen einigermaßen ordentlichen Eindruck von diesem "Most Exclusive"-Wässerchen schaffen konnte. London ich komme wieder, Harrods ja zu dir auch, aber nicht mehr am 23. Dezember!
Gut, da stand ich also vor den Auslagen der Food Halls, der Teeabteilung, der Parfümeriemeile, dem hermetisch gesicherten Raum mit Preziosen der "High Jewelery". Wer glaubt, man kann bei Wempe teuer einkaufen, haha. Ja da muss ich lachen. Harry Winston, Tiffany, Chopard, Cartier, van Cleef and Arpels etc. sind hier vertreten. Den teuersten Ring in der Auslage hätte ich fast übersehen, aber das Preisschild dann doch nicht: 375.000 gewichtige britische Pfund, bei dem Wechselkurs knapp eine halbe Million Euro. Spätestens da wurde mir klar, warum in diesem Eck des Kaufhauses kaum jemand war. Aber sehr freundliche Verkäufer der alten Schule waren da, kein Wunder, wenn man Zehntausende dort lassen kann.
Aber gut. Nun schnell zurück in die überfüllten Haupthallen - schade, aber ich konnte mir dann doch keine brilliantene Jaeger-LeCoultre für 60.000 Pfund leisten - zu den japanischen Touristen, Familien mit Kinderwagen (bescheuert, wer sich da durchquält!), durch das grün-goldene Tütengewimmel.
Und aus reinem Zufall stand ich dann vor dem Creed-Stand. Komisch dachte ich mir, wieso stehen quasi versteckt alle Düfte des Hauses etwas ab vom Schuss und die Regale füllen nur grüne Flaschen mit goldener Schrift?
"Ja wissen Sie, dieser Creed-Duft ist so exklusiv, den finden Sie nur bei uns, im ehrwürdigen Kaufhaus Harrods" erzählte mir die doch leicht eingebildete Dame, die meinte Sie wäre genauso nobel wie die Parfums, die sie verkaufen darf. Nun gut, so testete ich alle üblichen Klassiker. Bois du Portugal, SMV, GIT, Aventus und Pure White Cologne (schönes EdC, aber völlig überzogen ist der Preis).
Doch dann wurde mir als Krönung dieses 1849er aufgesprüht, ungefragt. Na Gott sei dank waren die anderen alle schön auf exklusiven Creed Papierkärtchen. Erwartungsfroh strahlte mich die Dame an, als ob ich gleich an flüssigem Gold riechen dürfte. Nun war ich dann doch eher skeptisch. Was soll diesen Duft besser machen als andere der Firma? Augenscheinlich der Preis: 225 Pfund für 75 ml. Solange ich da war, kaufte auch tatsächlich jemand einen solchen Flakon. War mir nur recht, hatte ich doch mehr Zeit zum schnuppern und die hochnäsige Verkäuferin war beschäftigt! Auf die Frage nach Proben reagierte sie so als hätte ich sie nach einem Liter ihres eigenen Blutes gefragt, bitteschön. Dann halt nicht. Zum Duft:
Kopfnoten, ja das können Sie, Mr. Creed. Frische Bergamotte, mehr zitrisch als orangig, so flüchtig, dass gleich das Herz durchschimmerte: Würzigkeit, eine wirklich schöne Würzigkeit, vielleicht nur 20 % derer die man von Bois du Portugal kennt. Und dazu noch eine schöne Blütenansammlung, was genau, puh das hätte alles sein können, vermutlich Patchouli oder Jasmin. Ich bin mir aber fast sicher, dass hier größten Wert auf die Basis gelegt wurde, denn der Duft roch etwas eindimensional, aber nicht schlecht, im Gegenteil. Hölzer, Würzigkeit, Moschus und die Blüten blieben. Wie eine runde Mischung aus GIT, Bois du Portugal und ein Spritzer Néroli Sauvage. Aber insgesamt ein eher traditionellerer Mix für den reiferen Herren, so ab 40 plus. Bilder von den Serien "The Paradise" oder "Mr. Selfridge" kommen mir vor Augen. Nun wird vielleicht auch klar, für wen dieser Duft gedacht war: für den distinguierten älteren, grundseriösen und gut gekleideten Geschäftsmann der alten Schule oder den etwas konservativen Papa. Das Rad haben die Herren Olivier und Erwin nicht neu erfunden, aber haben sie wohl noch nie abgesehen von Aventus. Komplimente wird man wohl nur wenige bekommen, da die Sillage überschaubar bleibt, hallo Büroalltag!
Haltbarkeit, ganz ordentlich. Hielt meinen Shopping-Trip von ein Uhr Mittags bis abends um sieben/halb acht durch, geht doch! Völlig ok für Creed.
Ein traditioneller Duft für ein 1849 gegründetes, traditionelles und alt-englisches Kaufhaus. Daher der Name. Für die Themenumsetzung gebe ich volle Punktzahl, für den Duft selbst dann doch nicht so viel, der ist mir etwas zu beliebig. Wer jedoch mal bei Harrods vorbeischaut und sich denkt, hey, das bekomme ich nur hier: greift ruhig zu. Der Duft ist ein echtes Universalmittel, geht immer, überall, tut keinem weh. Zurückhaltende Eleganz. Wer Individualität sucht ist hier falsch, da gibts schöneres für billiger, selbst bei Creed. Als Erinnerung an London und an das traditionelle Kaufhaus erfüllt es seinen Zweck aber gut. Doch bei Harrods gibts ja vieles ganz exklusiv, auch einen Duft von Bond No. 9 in gold-grün. Aber das ist eine andere Geschichte. So und nun hoffe ich, dass ich einen einigermaßen ordentlichen Eindruck von diesem "Most Exclusive"-Wässerchen schaffen konnte. London ich komme wieder, Harrods ja zu dir auch, aber nicht mehr am 23. Dezember!
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