04.09.2016 - 13:46 Uhr
Meggi
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Meggi
Top Rezension
20
Montmartre von rechts nach vorne
Unser Familien-Credo bei der Besichtigung von beliebten Sehenswürdigkeiten lautet: Wenn die Horden auftauchen, sind wir schon wieder weg. In Sachen Sacré-Cœur hatten wir außerdem von einer lieben Parfuma den Tipp bekommen, die Sache gewissermaßen von hinten aufzuziehen, den Tag nämlich mit einem Besuch des afrikanischen Marktes nord-östlich des Montmartre zu beginnen und sich der Kirche anschließend nicht (wie üblich) von Süden, sondern von der Seite via Rue Muller zu nähern.
Markt ist ja immer extra-früh, so dachten wir. Nur mussten wir feststellen, dass die Gegend erst allmählich erwachte, als wir zu einer für dortige Verhältnisse offensichtlichen Unzeit aufschlugen. Es war vielleicht acht. Nix Markt, die ersten Händler steckten eben die Köpfe hervor und begannen den Aufbau.
Na gut, dann halt gleich weiter zur Sacré-Cœur (Klasse-Tipp, das mit dem anderen Weg, da war nix los!), vor Ort Kopfschütteln über einige zeitige Asiaten, die trotz unübersehbarer Piktogramme unbeirrt drinnen knipsten. Oder draußen, am Fuße des Hügels, eine öffentliche Toilette betraten, sobald der daran arbeitende Handwerker, der ihnen mit ausgestreckt-abwehrenden Händen die Un-Benutzbarkeit angezeigt hatte, hinter dem Häuschen im Technik-Zugang verschwunden war.
Besagtes Klo-Häuschen liegt am unteren Ende der Zahnradbahn, wenige Schritte entfernt von der Fragonard-Filiale in der Rue Tardieu. Während meine Lieben schlussendlich - dem unverdrossenen (und hoffentlich unbeschissenen) Freiluft-Klempner sei Dank! - erleichtert ein Souvenir-Geschäft in Augenschein nahmen, nutzte ich die Zeit, bei Fragonard mal quasi im Vorbeigehen ein, zwei Sachen auf den Papierstreifen zu sprühen. Es sprach mich nichts hinreichend an, um den Wunsch nach vertiefender Beschäftigung zu wecken. Womöglich hatte ich seinerzeit dieses E-labor-at gegriffen…?
Ich bin geradezu fassungslos. Von Fragonard gibt es angeblich doch schöne Sachen! Aber was soll das denn? Bereits beim Aufknibbeln des Tütchens mit dem Duft-Tuch steigt mir eine synthetisch-süße Woge in die Nase. Mit den Angaben hat das nichts zu tun, ich hätte auf eine Art Vanille-Aroma getippt, wie es einem Dr.-Oetker-Pudding aus den 70ern entsprungen sein könnte. Als man noch stolz vermeinte, es besser zu können als die Natur. Jede Heliotrop-Pflanze (und die haben wahrhaft auch einen Künstlich-Dreh in ihrem Vanille-Duft) riecht natürlicher.
Binnen einer Minute dringt helles Kunstholz durch und schafft eine Unterlage der allergängigsten Art. Nach zehn Minuten klammere ich mich an eine Spur Blattgrün und diagnostiziere ein pieksiges, ansonsten völlig undefinierbares Gewürz. Das Grün hätte bei stärkerer Präsenz einige Punkte retten können, nur hat es gegen die süßlich-holzige Creme keine Chance. Irgendwas Zitrisches schwingt zwar mit, es allerdings Bergamotte zu nennen, ist mutig. Da hat lediglich einer den Hahn mit der Säure aufgedreht.
Nach rund einer Stunde deutet Patchouli-Rauheit an, dass wir es schon mit der Basis zu tun haben. Und richtig, es gibt keine Überraschungen mehr; kaum zwei Stunden später ist tatsächlich praktisch (langes) Ende in einer primär pieksholzig-patchoulirauen Schicht, der gleichwohl noch ein erklecklicher Rest der obigen Süße innewohnt.
Hm. Es handelte sich wie gesagt um ein Duft-Tuch in einem Tütchen. Bislang habe ich um derlei stets einen Bogen gemacht. Ich kann daher selbstverständlich nicht ausschließen, dass Homme Élégant sich bei diesem Gewische (zum Glück beschränkt auf die Hand…) nicht so toll entfalten mag wie beim Aufsprühen, bezweifele freilich ernsthafte Unterschiede. Das ist – ich bemühe mich um Objektivität - jetzt keineswegs untragbar, nach hinten raus ist das sogar „ganz nett“, wenn auch in denkbar negativem Sinne. Bloß scheint mir dieses Synthetik-Wasser vollständig überflüssig. Solche gibt es wohl zu Hunderten. Da hilft nicht mal der relativ geringe Preis von 27 Euronen.
Ich bedanke mich bei Gerdi für das schräge Erlebnis.
PS – sollte jemand genervt sein vom Kondom-Tütchen-Aufknibbeln: Das „Danach“ macht dort DEUTLICH mehr Spaß als bei diesem Zeug hier.
Markt ist ja immer extra-früh, so dachten wir. Nur mussten wir feststellen, dass die Gegend erst allmählich erwachte, als wir zu einer für dortige Verhältnisse offensichtlichen Unzeit aufschlugen. Es war vielleicht acht. Nix Markt, die ersten Händler steckten eben die Köpfe hervor und begannen den Aufbau.
Na gut, dann halt gleich weiter zur Sacré-Cœur (Klasse-Tipp, das mit dem anderen Weg, da war nix los!), vor Ort Kopfschütteln über einige zeitige Asiaten, die trotz unübersehbarer Piktogramme unbeirrt drinnen knipsten. Oder draußen, am Fuße des Hügels, eine öffentliche Toilette betraten, sobald der daran arbeitende Handwerker, der ihnen mit ausgestreckt-abwehrenden Händen die Un-Benutzbarkeit angezeigt hatte, hinter dem Häuschen im Technik-Zugang verschwunden war.
Besagtes Klo-Häuschen liegt am unteren Ende der Zahnradbahn, wenige Schritte entfernt von der Fragonard-Filiale in der Rue Tardieu. Während meine Lieben schlussendlich - dem unverdrossenen (und hoffentlich unbeschissenen) Freiluft-Klempner sei Dank! - erleichtert ein Souvenir-Geschäft in Augenschein nahmen, nutzte ich die Zeit, bei Fragonard mal quasi im Vorbeigehen ein, zwei Sachen auf den Papierstreifen zu sprühen. Es sprach mich nichts hinreichend an, um den Wunsch nach vertiefender Beschäftigung zu wecken. Womöglich hatte ich seinerzeit dieses E-labor-at gegriffen…?
Ich bin geradezu fassungslos. Von Fragonard gibt es angeblich doch schöne Sachen! Aber was soll das denn? Bereits beim Aufknibbeln des Tütchens mit dem Duft-Tuch steigt mir eine synthetisch-süße Woge in die Nase. Mit den Angaben hat das nichts zu tun, ich hätte auf eine Art Vanille-Aroma getippt, wie es einem Dr.-Oetker-Pudding aus den 70ern entsprungen sein könnte. Als man noch stolz vermeinte, es besser zu können als die Natur. Jede Heliotrop-Pflanze (und die haben wahrhaft auch einen Künstlich-Dreh in ihrem Vanille-Duft) riecht natürlicher.
Binnen einer Minute dringt helles Kunstholz durch und schafft eine Unterlage der allergängigsten Art. Nach zehn Minuten klammere ich mich an eine Spur Blattgrün und diagnostiziere ein pieksiges, ansonsten völlig undefinierbares Gewürz. Das Grün hätte bei stärkerer Präsenz einige Punkte retten können, nur hat es gegen die süßlich-holzige Creme keine Chance. Irgendwas Zitrisches schwingt zwar mit, es allerdings Bergamotte zu nennen, ist mutig. Da hat lediglich einer den Hahn mit der Säure aufgedreht.
Nach rund einer Stunde deutet Patchouli-Rauheit an, dass wir es schon mit der Basis zu tun haben. Und richtig, es gibt keine Überraschungen mehr; kaum zwei Stunden später ist tatsächlich praktisch (langes) Ende in einer primär pieksholzig-patchoulirauen Schicht, der gleichwohl noch ein erklecklicher Rest der obigen Süße innewohnt.
Hm. Es handelte sich wie gesagt um ein Duft-Tuch in einem Tütchen. Bislang habe ich um derlei stets einen Bogen gemacht. Ich kann daher selbstverständlich nicht ausschließen, dass Homme Élégant sich bei diesem Gewische (zum Glück beschränkt auf die Hand…) nicht so toll entfalten mag wie beim Aufsprühen, bezweifele freilich ernsthafte Unterschiede. Das ist – ich bemühe mich um Objektivität - jetzt keineswegs untragbar, nach hinten raus ist das sogar „ganz nett“, wenn auch in denkbar negativem Sinne. Bloß scheint mir dieses Synthetik-Wasser vollständig überflüssig. Solche gibt es wohl zu Hunderten. Da hilft nicht mal der relativ geringe Preis von 27 Euronen.
Ich bedanke mich bei Gerdi für das schräge Erlebnis.
PS – sollte jemand genervt sein vom Kondom-Tütchen-Aufknibbeln: Das „Danach“ macht dort DEUTLICH mehr Spaß als bei diesem Zeug hier.
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