Freefall - Etruscan Water Francesca Bianchi 2019
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Top Rezension
Etruskische Seele
Komm mit mir durch etruskisches Land. La ci darem la mano… Gib mir Deine Hand, wir gehen durch niedrige Eichenwälder in Richtung Meer. Obwohl es warm ist, ist es hier nicht trocken, sondern grün, moosig, harzig, auch die kleinen Eichenstämme von Moos bewachsen, das in kleinen Bärten herabhängt. Der Duft der feuchten Erde steigt unter unseren Füßen auf. Wir finden Spuren der Wildschweine, die hier nach Nahrung gesucht haben. Und schau, hier liegen einige große Stacheln, die ein Stachelschwein verloren hat. Hier wächst auch das etruskische Geißblatt und verströmt besonders im grünhellen Schatten seinen Blütenduft. Der Weg führt uns jetzt durch einen Pinienwald, das Grün wird ein anderes, bleibt aber von Lichtsprengseln durchsetzt, auf dem Boden die Nadeln und die leckeren Pinoli, die wir tütenweise einsammeln. Vom Meer her kommt ein leicht kühler Lufthauch und erfrischt uns, ich kann den Duft Deiner Haut riechen wie zartwarmes Fell, mit Resten Deiner Seife von heute morgen und zugleich frisch verschwitzt, wir betten uns im trockenen Gras am Wegrand… Verschlungen ineinander, verschlungen in Geschichte von Jahrhunderten.
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Dies ist sehr altes Kulturland. Maremma, Etrurien, Toscana. Lange vor den Römern waren die Etrusker, die Tusci, hier und haben ihre Kulturstätten hinterlassen. Populonia. Tarquinia. Das Ehegatten-Grabmal, das zwei Menschen in berührender Zuneigung und großer Würde zeigt.
„Cinquecento catenelle d'oro
Hanno legato il tuo cuore al mio
E l'hanno fatto tanto stretto il nodo
Che non si scioglierà né te né io”
- singt Gianna Nannini in ihrer Version eines alten Liedes über die tiefe Verbindung zu ihrer Heimat, die in alte Zeiten zurückreicht. Auch Francesca Bianchi nennt ihre Heimat als eine der beiden Inspirationsquellen für diesen Duft. Für mich kommt auch er 500 Jahre aus der Vergangenheit - oder auch mit dem Eichenmoos aus den 1980ern - und reicht gleichzeitig als moderner Chypre in die Zukunft. Francesca Bianchi hatte 2019 mit der Freefall-Serie nach ihren sehr charakteristischen dunkelsüßen Düften eine neue Richtung eingeschlagen. Sozusagen einen freien Fall ins Unbekannte gewagt. Als zweite Inspirationsquelle nennt sie klassische männliche Zitrusdüfte – „nicht die leichten, sondern die mit starkem Charakter“, die auch „Etruscan Water“ geheißen haben könnten. Alle diese Ideen und Assoziationen finde ich hier zusammengebracht.
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Das Grün des Labdanums. Die Frische von grüner Mandarine und Basilikum. Das Grünherbe von Bergamotte und Petitgrain. Das Bittere des Eichenmooses. Das leicht Schwitzig-Fleischige von Kümmel und Grapefruit. Etwas Heu-Erdiges durch Vetiver. Ab und zu ein Geißblattblütenhauch. Etwas Weichheit des Moschus. Die Tiefe und das Leuchten von Ambra. Die schön-schmerzliche Wehmut von Immortellen.
Ich liebe diese etruskische Landschaft.
Gianna Nannini, 500 Anni:
https://www.youtube.com/watch?v=n251USAZ5nY
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Dies ist sehr altes Kulturland. Maremma, Etrurien, Toscana. Lange vor den Römern waren die Etrusker, die Tusci, hier und haben ihre Kulturstätten hinterlassen. Populonia. Tarquinia. Das Ehegatten-Grabmal, das zwei Menschen in berührender Zuneigung und großer Würde zeigt.
„Cinquecento catenelle d'oro
Hanno legato il tuo cuore al mio
E l'hanno fatto tanto stretto il nodo
Che non si scioglierà né te né io”
- singt Gianna Nannini in ihrer Version eines alten Liedes über die tiefe Verbindung zu ihrer Heimat, die in alte Zeiten zurückreicht. Auch Francesca Bianchi nennt ihre Heimat als eine der beiden Inspirationsquellen für diesen Duft. Für mich kommt auch er 500 Jahre aus der Vergangenheit - oder auch mit dem Eichenmoos aus den 1980ern - und reicht gleichzeitig als moderner Chypre in die Zukunft. Francesca Bianchi hatte 2019 mit der Freefall-Serie nach ihren sehr charakteristischen dunkelsüßen Düften eine neue Richtung eingeschlagen. Sozusagen einen freien Fall ins Unbekannte gewagt. Als zweite Inspirationsquelle nennt sie klassische männliche Zitrusdüfte – „nicht die leichten, sondern die mit starkem Charakter“, die auch „Etruscan Water“ geheißen haben könnten. Alle diese Ideen und Assoziationen finde ich hier zusammengebracht.
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Das Grün des Labdanums. Die Frische von grüner Mandarine und Basilikum. Das Grünherbe von Bergamotte und Petitgrain. Das Bittere des Eichenmooses. Das leicht Schwitzig-Fleischige von Kümmel und Grapefruit. Etwas Heu-Erdiges durch Vetiver. Ab und zu ein Geißblattblütenhauch. Etwas Weichheit des Moschus. Die Tiefe und das Leuchten von Ambra. Die schön-schmerzliche Wehmut von Immortellen.
Ich liebe diese etruskische Landschaft.
Gianna Nannini, 500 Anni:
https://www.youtube.com/watch?v=n251USAZ5nY
39 Antworten


Ich mag besonders ihre älteren.
Könnte sein mit dem deutschen Publikum...
Der tragbarste & langweiligste Bianchi
Ein sehr grün-erdiger, herb-mediterraner Freshie, der leicht cremig daherkommt. Nicht mein Geschmack
😂, denke aber rückblickend war der schon solide. Gut geschrieben !
Ob man jemals das Geheimnis um die Etrusker entschleiern kann?
Und Gianna Nanini ist großartig!
Eine malerische Stimmung hast Du eingefangen.
Der Duft klingt bei dir so schön, freue mich für dich, weil er dich begeistert, immerhin hat er 8.5 Points von dir erhalten 👌🏻💜
Leider konnte ich bisher mit Chypreartigen Düften nicht - ich befürchte auch dieser würde mir nicht zusagen...Soll ja dem Sisley Eau Du Soir ähneln - mit dem konnte ich gar nicht...
Beim Lesen Deiner Zeilen wird er noch besser!
🏆