29.09.2021 - 10:35 Uhr
FvSpee
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FvSpee
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41
Ein Hauch von Zartheit
Der 1971 in Taiwan produzierte Film "Ein Hauch von Zen" ist auch denjenigen zu empfehlen, die (wie ich) keine mit allen Wassern gewaschene Martial-Arts-Fans sind. "A Touch of Zen" hat mit dem Duft von Shiseido nichts und mit dem Ch'an- (Zen-) Buddhismus nur etwas mehr als einen Hauch zu tun. Es ist aber ein zeitloser Klassiker, der zu Recht als erster Kampfsportstreifen für eine Palme in Cannes nominiert worden ist; und er hätte es auch verdient gehabt, wirklich eine zu bekommen.
Die Handlung und die Charaktere sind differenziert und komplex, die Haltung des Films ist eher pazifistisch - und die Kampfsportszenen sind unglaublich ästhetisch choreografiert. Indem die Hauptheldin Yang (verkörpert von der bei Drehbeginn erst 19-jährigen, wunderschönen Hsu Feng) im Vergleich zum männlichen Protagonisten, dem vertrottelten Ku (Shi Yu) die wesentlich stärkere Persönlichkeit ist, weist das Werk auch eine, wie ich meine für die Zeit beachtliche feministische Tendenz auf. Ein Film, der in mancherlei Hinsicht an den heute 50 Jahre alten Film anknüpft ist der 2000 entstandene moderne Klassiker "Tiger and Dragon" (mit der damals genau doppelt so alten, aber genauso schönen Michelle Yeoh in der weiblichen Hauptrolle).
Ebenso verdient der 2014 erschienene Duft "Ein Hauch von Oud" (oudTouch) von Franck Olivier unbedingt Beachtung - auch bei denjenigen Duftfreunden, bei denen es sich (wie bei mir) um keine auf Herz und Nieren geprüften Oudisten handelt.
Wer Franck Olivier ist, ist mir ein Geheimnis geblieben, ich denke mal, es ist nicht der gleichnamige belgisch-kanadische, inzwischen wohl auch durchaus abgehalfterte, Schnulzensänger. Vielleicht klang der Name einfach nur gut (wie Häagen-Dasz) und es gibt gar keine derartige Person. Ich kenne auch keine anderen Düfte der "Touch"-Reihe von F.O., ja nicht einmal irgendeinen anderen Olivier-Duft. Ich habe mir lediglich, angeregt durch die begeisterte Rezension des geschätzten Carlitos, eine Abfüllung dieses einen Produkts zugelegt - und habe es nicht bereut.
Wie unser portugiesischer Freund bereits herausgestellt hat, enthält die Zutatenliste dieses kraftvollen, komplexen und extrem charakterstarken Duftes weder Oud noch irgendein anderes Holz. Sei es, dass es sich um ein spaßhaftes Verschweigen handelt, sei es, dass das namentlich unbekannte Parfumeurs-Genie hinter OudTouch das Holz durch andere Ingredienzen meisterlich nachgebaut hat: OudTouch riecht ganz massiv holzig. Es ist ein wuchtiges, massives, trockenes Hartholz, welches das Herz, die Seele und die Mitte dieses Werkes bildet. Der Duft ist ziemlich linear und trotz seiner Komplexität in höchstem Maße homogen, in dem Sinne, dass es keiner Note erlaubt wird, sich allzu weit oder eigenständig vom Hartholzbock im Zentrum von OudTouch zu entfernen.
Trotz der aufgeführten Noten "Toffee" und "Vanille" empfinde ich OudTouch mitnichten als gourmandig oder süß, trotz Weihrauch, Patschuli und Jasmin nicht als 'orientalisch'. Die Himbeere wird genannt, aber der Gedanke an ein banales Tuscan-Leather-Imitat stellt sich keine Sekunde ein.
Wenn die solide, kompakte, trockene Holzigkeit durch eine Ahnung von Zartem, Weicherem, womöglich erdiger Wurzeligkeit aufgelockert wird, so mag das allerdings den Veilchen zuzuschreiben sein, und wenn doch einmal eine Andeutung von opulenter Fülle und (allerdings dunkler, fast bitterer) Süße spürbar wird, dann mag das ein ganz atypisches Zitat von Rose sein.
Was sich mir demgegenüber aufdrängt, ist das geruchliche Bild eines starken, schwarzen, scharf gerösteten Robusta-Kaffees (Kaffee ist indes so wenig verzeichnet wie Holz). Zu erahnen (aber wiederum nicht aufgeführt) scheinen mir auch trockene, kräftige und warme, bisweilen fast heiße Gewürze wie Gewürznelke oder Muskat.
OudTouch ist für mich ein Geniestreich und ein Geheimnis. Ich nehme die Abfüllung immer wieder mal gerne zur Hand. Sie hält lange, da der Duft, ohne mörderisch zu sein, sowohl in der Abstrahlung als auch in der Ausdauer ein Leistungsträger ist. Zweifellos würde OudTouch in meine Sammlung einziehen, wenn nicht die Richtung der kraftstrotzenden holzigen Düfte mir generell eher fern und mit dem Geschmack von Frau von Spee sogar ausdrücklich über Kreuz läge.
100 ml dieses Premiumtreibstoffs sind bei Notino derzeit für 17,55 Euro zu haben. Für mich ein weiteres Beispiel dafür, dass von einer regelmäßigen Korrelation zwischen Preis und Qualität bei Düften mitnichten die Rede sein kann. OudTouch könnte auch für 175,50 Euro mit Leichtigkeit Abnehmer finden (was kein Plädoyer für eine Preisanhebung darstellen soll).
Die Handlung und die Charaktere sind differenziert und komplex, die Haltung des Films ist eher pazifistisch - und die Kampfsportszenen sind unglaublich ästhetisch choreografiert. Indem die Hauptheldin Yang (verkörpert von der bei Drehbeginn erst 19-jährigen, wunderschönen Hsu Feng) im Vergleich zum männlichen Protagonisten, dem vertrottelten Ku (Shi Yu) die wesentlich stärkere Persönlichkeit ist, weist das Werk auch eine, wie ich meine für die Zeit beachtliche feministische Tendenz auf. Ein Film, der in mancherlei Hinsicht an den heute 50 Jahre alten Film anknüpft ist der 2000 entstandene moderne Klassiker "Tiger and Dragon" (mit der damals genau doppelt so alten, aber genauso schönen Michelle Yeoh in der weiblichen Hauptrolle).
Ebenso verdient der 2014 erschienene Duft "Ein Hauch von Oud" (oudTouch) von Franck Olivier unbedingt Beachtung - auch bei denjenigen Duftfreunden, bei denen es sich (wie bei mir) um keine auf Herz und Nieren geprüften Oudisten handelt.
Wer Franck Olivier ist, ist mir ein Geheimnis geblieben, ich denke mal, es ist nicht der gleichnamige belgisch-kanadische, inzwischen wohl auch durchaus abgehalfterte, Schnulzensänger. Vielleicht klang der Name einfach nur gut (wie Häagen-Dasz) und es gibt gar keine derartige Person. Ich kenne auch keine anderen Düfte der "Touch"-Reihe von F.O., ja nicht einmal irgendeinen anderen Olivier-Duft. Ich habe mir lediglich, angeregt durch die begeisterte Rezension des geschätzten Carlitos, eine Abfüllung dieses einen Produkts zugelegt - und habe es nicht bereut.
Wie unser portugiesischer Freund bereits herausgestellt hat, enthält die Zutatenliste dieses kraftvollen, komplexen und extrem charakterstarken Duftes weder Oud noch irgendein anderes Holz. Sei es, dass es sich um ein spaßhaftes Verschweigen handelt, sei es, dass das namentlich unbekannte Parfumeurs-Genie hinter OudTouch das Holz durch andere Ingredienzen meisterlich nachgebaut hat: OudTouch riecht ganz massiv holzig. Es ist ein wuchtiges, massives, trockenes Hartholz, welches das Herz, die Seele und die Mitte dieses Werkes bildet. Der Duft ist ziemlich linear und trotz seiner Komplexität in höchstem Maße homogen, in dem Sinne, dass es keiner Note erlaubt wird, sich allzu weit oder eigenständig vom Hartholzbock im Zentrum von OudTouch zu entfernen.
Trotz der aufgeführten Noten "Toffee" und "Vanille" empfinde ich OudTouch mitnichten als gourmandig oder süß, trotz Weihrauch, Patschuli und Jasmin nicht als 'orientalisch'. Die Himbeere wird genannt, aber der Gedanke an ein banales Tuscan-Leather-Imitat stellt sich keine Sekunde ein.
Wenn die solide, kompakte, trockene Holzigkeit durch eine Ahnung von Zartem, Weicherem, womöglich erdiger Wurzeligkeit aufgelockert wird, so mag das allerdings den Veilchen zuzuschreiben sein, und wenn doch einmal eine Andeutung von opulenter Fülle und (allerdings dunkler, fast bitterer) Süße spürbar wird, dann mag das ein ganz atypisches Zitat von Rose sein.
Was sich mir demgegenüber aufdrängt, ist das geruchliche Bild eines starken, schwarzen, scharf gerösteten Robusta-Kaffees (Kaffee ist indes so wenig verzeichnet wie Holz). Zu erahnen (aber wiederum nicht aufgeführt) scheinen mir auch trockene, kräftige und warme, bisweilen fast heiße Gewürze wie Gewürznelke oder Muskat.
OudTouch ist für mich ein Geniestreich und ein Geheimnis. Ich nehme die Abfüllung immer wieder mal gerne zur Hand. Sie hält lange, da der Duft, ohne mörderisch zu sein, sowohl in der Abstrahlung als auch in der Ausdauer ein Leistungsträger ist. Zweifellos würde OudTouch in meine Sammlung einziehen, wenn nicht die Richtung der kraftstrotzenden holzigen Düfte mir generell eher fern und mit dem Geschmack von Frau von Spee sogar ausdrücklich über Kreuz läge.
100 ml dieses Premiumtreibstoffs sind bei Notino derzeit für 17,55 Euro zu haben. Für mich ein weiteres Beispiel dafür, dass von einer regelmäßigen Korrelation zwischen Preis und Qualität bei Düften mitnichten die Rede sein kann. OudTouch könnte auch für 175,50 Euro mit Leichtigkeit Abnehmer finden (was kein Plädoyer für eine Preisanhebung darstellen soll).
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