24.04.2015 - 10:17 Uhr
Hofnärrin
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Hofnärrin
Top Rezension
18
Warmer Lama-Hals
Wer schon immer den dingenden Wunsch hatte, nach warmem Lama-Hals zu duften, kann jetzt erleichtert aufatmen. Wer hingegen beim Gedanken an Fell spontan seine Nase rümpft, dem sei versichert: Malabrigo riecht nicht nach Stall, sondern nach der alpinen Sonne Patagoniens. Er ist ein Kuschelduft, der Weite atmet. Er verkörpert für mich die Fellröcke einer Schamanin und weckt Sehnsucht nach einem Miteinander mit Tieren, das nicht von Ausbeutung, sondern von Respekt und Dankbarkeit geprägt ist.
Ich habe Malabrigo in einer exzellenten kleinen Parfumerie an der via settembre XX in Alassio entdeckt. Nun, ehrlich gesagt habe nicht ich ihn entdeckt, sondern Harlekino. Als eingefleischter Bordeaux-Kistli-Fetischist ist er den schmucken Holzkästchen, in welchen die Fueguias über den Ladentisch gehen, sofort verfallen. Kommt dazu, dass laut Prospekt für die Herstellung besagter Kästchen nur Holz von Bäumen verwendet wird, die von sich aus zu Boden gehen. Eine schöne Idee.
Begnadeten Strickerinnen ist Malabrigo vielleicht als Bezeichnung für ein Garn bekannt, welches laut Internet von einer Frauenkooperative in Urugway produziert wird. Es soll sich durch eine ganz besondere Weichheit auszeichnen. Das Parfum riecht für mich aber ganz eindeutig nach einer Wolle, an der ein Tier dranhängt, und zwar ein lebendiges. Ich kann aber auch jede Menge dunkler, holziger Komponenten und etwas Rauch wahrnehmen. Malabrigo enthält Guajakholz und Kopaivabalsam, ein mir bis anhin unbekanntes Balsam, das mich entfernt an Oud erinnert. Copa bedeutet in der Tupisprache (eine Sprache, die vor der Conquista in Brasilien gesprochen wurde) Harzsaft. Dieser Harzsaft wird gewonnen, indem man in die Stämme der Kopaifera bis ins Mark reichende Höhlungen schlägt. Ein Baum liefert auf diese Weise in kurzer Zeit bis zu 50 Liter. 10 ml kosten ca. 1.70 Euro, sind also relativ erschwinglich. Kopaivabalsam wird auch heute noch in der Heilkunde, aber auch zur Herstellung von Lack und Firnis verwendet. Es ist goldgelb, dickflüssig und sein Geruch wird als eigentümlich, kratzend und bitter beschrieben. Als kratzend empfinde ich Malabrigo keineswegs, wofür das Cashmeran verantwortlich sein dürfte. Als ein bisschen struppig und eigentümlich aber schon. Bitter ja, aber perfekt ausbalanciert durch eine Süsse, die ich dem Guajakholz zuschreibe und aus der ich eine Spur Lakritze herauszuriechen glaube, gerade so wenig, dass Lakrtizenhasser damit klarkommen dürften. Beim ersten Aufsprühen hatte ich so meine Zweifel, ob Malabrigo und ich Freunde werden könnten. Aber Malabrigo erwies sich als weitaus tragbarer als angenommen. Er hat eine starke Präsenz, macht aber keinerlei Lärm auf der Haut. Meine Umgebung reagierte ausnahmslos positiv auf den Duft, obwohl ich freimütig verkündete, ich würde heute zur Abwechslung einmal nach Vicuna-Lama riechen. Der Duftverlauf ist stabil, Haltbarkeit und Sillage sind sehr gut, wenn auch nicht herausragend. Das wirklich Herausragende an diesem Parfum ist die Art, wie es sich an die jeweilige Persönlichkeit anschmiegt. Was mir ebenfalls gefällt, ist seine mutige Nähe zu Holz und Tier, an der ich absolut nichts Grobschlächtiges sehe. Ich könnte mir durchaus vorstellen, Malabrigo auch zu gesellschaftlichen Anlässen zu tragen. Und obwohl mein erster Eindruck ein anderer war, empfinde ich ihn als ausgesprochen unisex. Sonne und Sport tun Malabrigo keinerlei Abbruch, im Gegenteil, sie lassen ihn erst so richtig aufleben, sodass ich es als eine sträfliche Verschwendung betrachten würde, ihn lediglich kälteren Jahreszeiten zuzuordnen.
Ich habe Malabrigo in einer exzellenten kleinen Parfumerie an der via settembre XX in Alassio entdeckt. Nun, ehrlich gesagt habe nicht ich ihn entdeckt, sondern Harlekino. Als eingefleischter Bordeaux-Kistli-Fetischist ist er den schmucken Holzkästchen, in welchen die Fueguias über den Ladentisch gehen, sofort verfallen. Kommt dazu, dass laut Prospekt für die Herstellung besagter Kästchen nur Holz von Bäumen verwendet wird, die von sich aus zu Boden gehen. Eine schöne Idee.
Begnadeten Strickerinnen ist Malabrigo vielleicht als Bezeichnung für ein Garn bekannt, welches laut Internet von einer Frauenkooperative in Urugway produziert wird. Es soll sich durch eine ganz besondere Weichheit auszeichnen. Das Parfum riecht für mich aber ganz eindeutig nach einer Wolle, an der ein Tier dranhängt, und zwar ein lebendiges. Ich kann aber auch jede Menge dunkler, holziger Komponenten und etwas Rauch wahrnehmen. Malabrigo enthält Guajakholz und Kopaivabalsam, ein mir bis anhin unbekanntes Balsam, das mich entfernt an Oud erinnert. Copa bedeutet in der Tupisprache (eine Sprache, die vor der Conquista in Brasilien gesprochen wurde) Harzsaft. Dieser Harzsaft wird gewonnen, indem man in die Stämme der Kopaifera bis ins Mark reichende Höhlungen schlägt. Ein Baum liefert auf diese Weise in kurzer Zeit bis zu 50 Liter. 10 ml kosten ca. 1.70 Euro, sind also relativ erschwinglich. Kopaivabalsam wird auch heute noch in der Heilkunde, aber auch zur Herstellung von Lack und Firnis verwendet. Es ist goldgelb, dickflüssig und sein Geruch wird als eigentümlich, kratzend und bitter beschrieben. Als kratzend empfinde ich Malabrigo keineswegs, wofür das Cashmeran verantwortlich sein dürfte. Als ein bisschen struppig und eigentümlich aber schon. Bitter ja, aber perfekt ausbalanciert durch eine Süsse, die ich dem Guajakholz zuschreibe und aus der ich eine Spur Lakritze herauszuriechen glaube, gerade so wenig, dass Lakrtizenhasser damit klarkommen dürften. Beim ersten Aufsprühen hatte ich so meine Zweifel, ob Malabrigo und ich Freunde werden könnten. Aber Malabrigo erwies sich als weitaus tragbarer als angenommen. Er hat eine starke Präsenz, macht aber keinerlei Lärm auf der Haut. Meine Umgebung reagierte ausnahmslos positiv auf den Duft, obwohl ich freimütig verkündete, ich würde heute zur Abwechslung einmal nach Vicuna-Lama riechen. Der Duftverlauf ist stabil, Haltbarkeit und Sillage sind sehr gut, wenn auch nicht herausragend. Das wirklich Herausragende an diesem Parfum ist die Art, wie es sich an die jeweilige Persönlichkeit anschmiegt. Was mir ebenfalls gefällt, ist seine mutige Nähe zu Holz und Tier, an der ich absolut nichts Grobschlächtiges sehe. Ich könnte mir durchaus vorstellen, Malabrigo auch zu gesellschaftlichen Anlässen zu tragen. Und obwohl mein erster Eindruck ein anderer war, empfinde ich ihn als ausgesprochen unisex. Sonne und Sport tun Malabrigo keinerlei Abbruch, im Gegenteil, sie lassen ihn erst so richtig aufleben, sodass ich es als eine sträfliche Verschwendung betrachten würde, ihn lediglich kälteren Jahreszeiten zuzuordnen.
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