19.07.2019 - 16:20 Uhr
Profuma
213 Rezensionen
Profuma
Sehr hilfreiche Rezension
8
Entführung einer Parfuma
Quitte gefällt mir seit jeher in Düften. Sie verleiht eine gewisse Süsse mit einem speziellen Einschlag. Nicht einfach banal zuckersüss, sondern eine sinnlich-melancholische Süsse mit Fruchttouch. Hier ist es genau diese Note, die das Duftvergnügen eröffnet und sich einige Zeit genau so hält, bis eine sehr dunkle, reife Pflaume dazukommt. Jasmin steuert etwas sattblumiges bei und so wird aus den drei Noten ein dessertartiges, gourmandiges Leckerchen, das unaufhörlich lockt. Auf meiner Haut mit eh schon süsslichem Eigengeruch hält sich die Quittennote noch beharrlicher, als auf Stoff. Bevor ich deswegen anfange, meinen Arm immer mehr anzuschmachten, geht zum Glück die Rose dazwischen und zwickt mir eins mit ihren Dornen. Gekonnt verschmilzt sie mit den Kopfnoten, als wäre sie nur dazu bestimmt. Ich könnte mir vorstellen, dass auch Rosengegner an so einer vollkommen duftenden, wunderschön sinnlichen Blüte ihre Freude hätten. Verführereisch streicht sie mit ihren Blättern geschmeidig und zärtlich um Nase und Seele und droht mit ihrem Gebahren den Verstand auszuhebeln. Was für ein üppiger und satter Duftteppich liegt da über meiner Haut und dem besprühten Stoff...! Dieser Duft grenzt an einen Traum. Ich entschwebe eingelullt auf einer vanillefarbenen Wolke durch Raum und Zeit. Ich habe keine Ahnung, wohin mich das luftige Gewebe bringen wird, aber ich lasse mich willenlos auf ihm dahintreiben. Immer höher steigen wir, die Luft wird aber nicht dünner, sondern das Gegenteil ist der Fall. Feinste, dicht wabernde Düfte durchziehen die Atmosphäre und streicheln meine Sinne. Amber, Vanille, Oud in edelster Variation umwehen mein Gesicht, vermischen sich zu Einem, nur um im nächsten Moment wieder als Solisten um meine Gestalt zu tänzeln. Die Wolke wird etwas dunkler. Von ihr steigt ein holziger Duft zu mir hoch. Auch er wird in die Reihen der anderen Noten aufgenommen und wieder losgelassen. Um mich herum ist nichts zu sehen, als weisse Leere. Zu hören ist nur der Wind der die Düfte in sich hält und der die Wolke mit mir trägt. Doch fliegen wir tatsächlich noch oder stehen wir in der Luft? Ich kann es nicht sagen. Nichts huscht an uns vorbei, was auf einen Flug hindeuten würde. Nichts verharrt vor oder um uns, was einen Stillstand anzeigen würde. Mein Blick sucht nach Orientierung. Wo ist oben, wo ist unten? Bin ich im Hier oder doch woanders? Alles, was ich überklar wahrnehmen kann, sind diese überwältigend sinnlichen und vollen Düfte, die sich immer wieder zu einer einzigen Komposition verbinden und dann wieder scheinbar einzeln einen anderen Weg einschlagen, nur um Momente später wieder dasselbe zu tun. Und ich bin mittendrin. Gefangen in diesem berauschenden Taumel. Leibeigene eines und auch mehrerer Düfte, die ihr Ziel, mich zu verführen nur allzuleicht erreichen können. Eine süsse Versuchung, die punktgenau meinen Geschmack, was gourmandige Düfte angeht, in die Mitte trifft. Mein kleines Herz zum Beben und meine Augen zum Strahlen bringt, als wäre ich ein Kind im Süssigkeitenladen. Ich schliesse meine Augen und sauge alle Eindrücke um mich herum in mich auf. Der Brustkorb hebt sich immer mehr und nimmt genüsslich alles in sich auf.
Als ich ausatme und die Augen öffne, bin ich wieder zuhause und in meinem Bett. Fragend sehe ich mich um. War es wirklich nur ein Traum? Alles fühlte sich so echt an, habe ich diese Reise tatsächlich erlebt? Ich sehe den Flakon von Giorgio Gold neben mir auf dem Nachttisch. Was tut er da? Sein Platz ist doch im Bad. Wie ferngelenkt greife ich nach ihm und führe den Sprühkopf an meine Nase. Ich schliesse die Augen und lasse den Duft seinen Weg in meine Sinne bahnen. Unvermittelt befinde ich mich wieder auf der vanillefarbenen Wolke im grenzenlos anmutenden weissen Nichts. Diesmal aber hinterfrage ich nicht. Ich lasse geschehen. Schweben. Geniessen. Sein.
Erneut lasse ich mich verführen. Verführen von der Entführung. Der Entführung einer Parfuma...
Als ich ausatme und die Augen öffne, bin ich wieder zuhause und in meinem Bett. Fragend sehe ich mich um. War es wirklich nur ein Traum? Alles fühlte sich so echt an, habe ich diese Reise tatsächlich erlebt? Ich sehe den Flakon von Giorgio Gold neben mir auf dem Nachttisch. Was tut er da? Sein Platz ist doch im Bad. Wie ferngelenkt greife ich nach ihm und führe den Sprühkopf an meine Nase. Ich schliesse die Augen und lasse den Duft seinen Weg in meine Sinne bahnen. Unvermittelt befinde ich mich wieder auf der vanillefarbenen Wolke im grenzenlos anmutenden weissen Nichts. Diesmal aber hinterfrage ich nicht. Ich lasse geschehen. Schweben. Geniessen. Sein.
Erneut lasse ich mich verführen. Verführen von der Entführung. Der Entführung einer Parfuma...
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