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Top Rezension
Rolltreppe ins Schlaraffenland
Meine Frau und mein Sohn wollten noch ein Weilchen im obersten Stock des Alsterhauses sitzenbleiben; bei Kaffee und feiner, weißer Trink-Schokolade. Der Junge (7; aber fast schon 8!) ist kein begeisterter Stadt-Bummler, doch mit der Aussicht auf dieses Getränk - und womöglich auf einen Besuch im Lego-Laden - kriegen wir ihn. Ich hingegen war bereits vorausgegangen ins Erdgeschoss, welches für jeden halbwegs Parfüm-Interessierten bekanntlich eine Art Schlaraffenland ist. Wer im vierten Stock von der der Binnenalster zugewandten Seite aus die Rolltreppen betritt, fährt auf dem letzten Stück vom ersten Stock ins Erdgeschoss auf hunderte von Quadratmetern Parfüm zu und stolpert praktisch in den Guerlain-Stand.
Ich bin dort völlig unvorbereitet, sprich, ohne irgendwas über den Duft gelesen zu haben, bei Bois d’Armenie gelandet. Und der hat einiges zu tun mit dem Schlaraffenland: So wie rings um be-sag(e)-ten Ort ein berghoher Wall aus Reisbrei liegt, durch den Einreisewillige sich vorab hindurchfressen müssen, so liegt – oder lag – für mich um das Herz dieses Duftes eine Mauer von Vanillepudding. Leider ein Vanillepudding, der aus saurer Milch zubereitet ist. Diese Note habe ich (recht guerlain-unerfahren) ähnlich in Shalimar wahrgenommen und entweder bin ich dafür nicht von Natur aus geschaffen oder ich musste mich daran halt erst abarbeiten. Wahlweise hindurchfressen. Kein Ahnung, ob es sich dabei nun um die legendenumkränzte Guerlinade handelt.
Dass manche Düfte gelernt sein wollen, ist mir inzwischen natürlich nichts Neues mehr. Ich hätte es nur nicht für möglich gehalten, dies könne einmal für einen Duft gelten, in dem ich spontan auf dem Papierstreifen vor allem Vanille und Guajak wahrgenommen hatte. Diverse Anläufe mit Pausen dazwischen habe ich benötigt, bevor ich die Auftakt-Note „gelernt“ hatte. Und es lohnt sich wahrlich. Denn danach empfängt mich eine unbeschreiblich edel abgemischte Note von Guajak, später eher Zeder, abgeschmeckt mit ein bisschen feiner Vanille. Luftig-dezent kommt beides daher, gewiss Beitrag der Iris und des duftigen Aspekts von rosa Pfeffer, die jeweils ansonsten für mich nicht als solche spürbar sind.
Der Weihrauch ist weitgehend unharzig und unterstreicht den schwebenden Charakter des Duftes mit einer Rauchigkeit, die im Grunde mehr luftig, rauchig allenfalls direkt auf der Haut ist. Ich bin normalerweise sehr für Weihrauch-Knaller zu haben und diese Art des Auftritts war deshalb etwas ungewöhnlich für mich.
Ab der vierten Stunde ist das Holz in den Mittelpunkt gerückt, ich fühle mich weiterhin an luftige Zeder erinnert, trockenes Patchouli könnte nun Quelle des Schwebenden sein. Unbeschreiblich edel, doch niemand lasse sich von der ostentativen Dezenz täuschen. Das Zeug ist präsenter, als man es zunächst selbst glauben will.
Ehe ich jetzt von der tadellosen Einbindung des Kopaiva-Balsam in den Duft schwärme, gebe ich lieber zu, dass ich keine Ahnung habe, was das ist. Was ich lesenderweise herausfinden konnte, passt zum Dufteindruck. Der Moschus fügt sich ebenfalls tadellos ein. Ich bezweifele, dass ich ihn je vornehmer und un-animalischer gerochen habe. Eine Spur vanilliger Ambra bilde ich mir noch ein.
Kleine Wermutstropfen gibt es gleichwohl: Die Haltbarkeit fällt mit kaum acht Stunden nicht gerade üppig aus. Und für mich persönlich muss ich feststellen, dass mir der Duft ein wenig zu fein, zu nobel ist. Ich glaube, das ist auf Dauer nichts für mich. Trotzdem: Der ist hier schon richtig bewertet! Und – um den Bogen zum Beginn zu schlagen: Es hat was, in der Nähe von Hamburg zu wohnen.
Ich bin dort völlig unvorbereitet, sprich, ohne irgendwas über den Duft gelesen zu haben, bei Bois d’Armenie gelandet. Und der hat einiges zu tun mit dem Schlaraffenland: So wie rings um be-sag(e)-ten Ort ein berghoher Wall aus Reisbrei liegt, durch den Einreisewillige sich vorab hindurchfressen müssen, so liegt – oder lag – für mich um das Herz dieses Duftes eine Mauer von Vanillepudding. Leider ein Vanillepudding, der aus saurer Milch zubereitet ist. Diese Note habe ich (recht guerlain-unerfahren) ähnlich in Shalimar wahrgenommen und entweder bin ich dafür nicht von Natur aus geschaffen oder ich musste mich daran halt erst abarbeiten. Wahlweise hindurchfressen. Kein Ahnung, ob es sich dabei nun um die legendenumkränzte Guerlinade handelt.
Dass manche Düfte gelernt sein wollen, ist mir inzwischen natürlich nichts Neues mehr. Ich hätte es nur nicht für möglich gehalten, dies könne einmal für einen Duft gelten, in dem ich spontan auf dem Papierstreifen vor allem Vanille und Guajak wahrgenommen hatte. Diverse Anläufe mit Pausen dazwischen habe ich benötigt, bevor ich die Auftakt-Note „gelernt“ hatte. Und es lohnt sich wahrlich. Denn danach empfängt mich eine unbeschreiblich edel abgemischte Note von Guajak, später eher Zeder, abgeschmeckt mit ein bisschen feiner Vanille. Luftig-dezent kommt beides daher, gewiss Beitrag der Iris und des duftigen Aspekts von rosa Pfeffer, die jeweils ansonsten für mich nicht als solche spürbar sind.
Der Weihrauch ist weitgehend unharzig und unterstreicht den schwebenden Charakter des Duftes mit einer Rauchigkeit, die im Grunde mehr luftig, rauchig allenfalls direkt auf der Haut ist. Ich bin normalerweise sehr für Weihrauch-Knaller zu haben und diese Art des Auftritts war deshalb etwas ungewöhnlich für mich.
Ab der vierten Stunde ist das Holz in den Mittelpunkt gerückt, ich fühle mich weiterhin an luftige Zeder erinnert, trockenes Patchouli könnte nun Quelle des Schwebenden sein. Unbeschreiblich edel, doch niemand lasse sich von der ostentativen Dezenz täuschen. Das Zeug ist präsenter, als man es zunächst selbst glauben will.
Ehe ich jetzt von der tadellosen Einbindung des Kopaiva-Balsam in den Duft schwärme, gebe ich lieber zu, dass ich keine Ahnung habe, was das ist. Was ich lesenderweise herausfinden konnte, passt zum Dufteindruck. Der Moschus fügt sich ebenfalls tadellos ein. Ich bezweifele, dass ich ihn je vornehmer und un-animalischer gerochen habe. Eine Spur vanilliger Ambra bilde ich mir noch ein.
Kleine Wermutstropfen gibt es gleichwohl: Die Haltbarkeit fällt mit kaum acht Stunden nicht gerade üppig aus. Und für mich persönlich muss ich feststellen, dass mir der Duft ein wenig zu fein, zu nobel ist. Ich glaube, das ist auf Dauer nichts für mich. Trotzdem: Der ist hier schon richtig bewertet! Und – um den Bogen zum Beginn zu schlagen: Es hat was, in der Nähe von Hamburg zu wohnen.
21 Antworten


Die Umsetzung des Geruchs von vebranntem Papier d'Arménie ist für mich pefekt gelungen. Am ehesten überzeugt er, wenn man ihn achtlos aufsprüht, fast vergißt... und schwupps ist man im Märchenwald