30.08.2018 - 15:02 Uhr
Meggi
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22
Die Mohrrübe im Schweinehintern
In einer Szene des Films „Brust oder Keule“ wirbelt Louis de Funès als Restaurant-Kritiker Charles Duchemin maßregelnd durch eine Küche. Dabei fällt die Frage: „Und was soll denn die Mohrrübe in dem Schweinehintern?“ Tja, der gestrenge Gralshüter gehobener gallischer Gastronomie kam mit derlei Innovationen eben nicht zurecht. Zwar verschwieg die Regie das zugehörige Bild, doch das Kopf-Kino (allemal ein kindliches) funktionierte ganz gut.
Wer hätte gedacht, dass ich mit einem von Can777 sehr geschätzten Duft (vielen Dank für die Probe!) derartige Schwierigkeiten haben könnte? Normalerweise liegen unsere Meinungen dichter beieinander. Und heute zähle ich gleich drei metaphorische Mohrrüben, die während des Duftverlaufs zu unterschiedlichen Zeitpunkten sozusagen...ähm...eingeschoben werden.
Aber erst einmal geht es mit einem furiosen Auftakt von Kirsche, Gras, sowas wie Bittermandel-Aroma und Klebstoff zur Sache. Bereits binnen einer halben Minute münden die tanzenden Gerüche freilich, auf geradezu alchimistische Weise vereint, in einer Art ambratischer und frisch lackierter Grießbrei-Heckenschnitt-Süße. Garniert mit einer kandierten Cocktail-Kirsche. Ob sich der Leder-Gedanke heute via Pflegemittel einschleichen soll? Ich erinnere mich aus der Kindheit an eine Schuhcreme, die mächtig nach Mandel/Marzipan roch.
Nach rund einer Stunde stellt sich allerdings heraus, dass die Leder-Schiene offenbar keineswegs dominieren soll: Stichiges Harz tritt hinzu. Wie „Drachenblut“ konkret riecht, weiß ich nicht, doch das muss es sein. Umgeben wird es von sacht-cremiger Süße, mit der es ein durchaus apartes Wechselspiel eingeht. Bitter und süß zugleich.
Nur leider stört mich zunehmend die Aura von kirsch-verwandtem Bittermandel-Backaroma, die es über die Eröffnungs-Phase hinweggeschafft hat und nun in unveränderlicher Penetranz außen um das Geschehen herumwabert (Mohrrübe #1). Unpassend (Mohrrübe #2) finde ich zudem den Auftritt der Rose, die sich als von einem trockenen deutschen Rotwein beschwipst gebärdet. Ich vermute, dass – ergänzend zum Pflegemittel – auch jene den Leder-Gedanken auffächern soll. Mir kommt es nämlich gelegentlich so vor, als wenn die Verbindung von Rose und Leder eine recht enge sein kann, siehe Montale.
Zu unguter Letzt (Mohrrübe #3) schwenkt der Duft schon am zeitigen Nachmittag auf ein hell-pelziges, später seltsam becremtes Holz ein, das mich an die diesbezüglich teils etwas unglücklichen – und fraglos vollsynthetischen – Elaborate aus dem Hause MGO denken lässt.
Ein Gutteil meiner Enttäuschung geht darauf zurück, dass meine bisherigen Nimerè-Tests die Latte per saldo einigermaßen hoch gelegt hatten. Nach meinem (bislang einsamen) Dafürhalten fällt ‚Dragon Blood’ mithin gegenüber einigen seiner Geschwister ab.
Wer hätte gedacht, dass ich mit einem von Can777 sehr geschätzten Duft (vielen Dank für die Probe!) derartige Schwierigkeiten haben könnte? Normalerweise liegen unsere Meinungen dichter beieinander. Und heute zähle ich gleich drei metaphorische Mohrrüben, die während des Duftverlaufs zu unterschiedlichen Zeitpunkten sozusagen...ähm...eingeschoben werden.
Aber erst einmal geht es mit einem furiosen Auftakt von Kirsche, Gras, sowas wie Bittermandel-Aroma und Klebstoff zur Sache. Bereits binnen einer halben Minute münden die tanzenden Gerüche freilich, auf geradezu alchimistische Weise vereint, in einer Art ambratischer und frisch lackierter Grießbrei-Heckenschnitt-Süße. Garniert mit einer kandierten Cocktail-Kirsche. Ob sich der Leder-Gedanke heute via Pflegemittel einschleichen soll? Ich erinnere mich aus der Kindheit an eine Schuhcreme, die mächtig nach Mandel/Marzipan roch.
Nach rund einer Stunde stellt sich allerdings heraus, dass die Leder-Schiene offenbar keineswegs dominieren soll: Stichiges Harz tritt hinzu. Wie „Drachenblut“ konkret riecht, weiß ich nicht, doch das muss es sein. Umgeben wird es von sacht-cremiger Süße, mit der es ein durchaus apartes Wechselspiel eingeht. Bitter und süß zugleich.
Nur leider stört mich zunehmend die Aura von kirsch-verwandtem Bittermandel-Backaroma, die es über die Eröffnungs-Phase hinweggeschafft hat und nun in unveränderlicher Penetranz außen um das Geschehen herumwabert (Mohrrübe #1). Unpassend (Mohrrübe #2) finde ich zudem den Auftritt der Rose, die sich als von einem trockenen deutschen Rotwein beschwipst gebärdet. Ich vermute, dass – ergänzend zum Pflegemittel – auch jene den Leder-Gedanken auffächern soll. Mir kommt es nämlich gelegentlich so vor, als wenn die Verbindung von Rose und Leder eine recht enge sein kann, siehe Montale.
Zu unguter Letzt (Mohrrübe #3) schwenkt der Duft schon am zeitigen Nachmittag auf ein hell-pelziges, später seltsam becremtes Holz ein, das mich an die diesbezüglich teils etwas unglücklichen – und fraglos vollsynthetischen – Elaborate aus dem Hause MGO denken lässt.
Ein Gutteil meiner Enttäuschung geht darauf zurück, dass meine bisherigen Nimerè-Tests die Latte per saldo einigermaßen hoch gelegt hatten. Nach meinem (bislang einsamen) Dafürhalten fällt ‚Dragon Blood’ mithin gegenüber einigen seiner Geschwister ab.
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