04.06.2015 - 18:15 Uhr
Palonera
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Palonera
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34
Shame on me!
Ich schäme mich.
Immer noch, unverändert, drei Jahre später.
Es war einer dieser Tage, die man ausspucken möchte, ausspucken sollte, kaum daß man sie probiert.
Die bitter sind und pelzig ab dem Moment, in dem der Wecker die Nacht verjagt, die Lider auseinander zwingt und den Körper aus dem warmen Weich.
Die die Seele schwarz färben und das Denken grau, bitterbösegiftiggrau.
So ein Tag war es, dessen Verteidigung auf "unzurechnungsfähig" plädiert, der mich gestochen und getreten hatte, gebissen und gebeutelt und jede Freundlichkeit vertrieben.
"Geh heim!" sagte mein Kopf.
"Geh in die Stadt!" sagte sein Feind. "Geh und probier 'L'Excès' – wann, wenn nicht jetzt?!"
Mein Kopf schwieg.
Ich ging.
Es ist voll, sehr voll.
Menschen drängen sich zwischen Regalen, schieben, stoßen, sprühen.
Die Luft eine Kakophonie aus tausend Düften, zum Schneiden dick.
Nein – nicht hier, nicht jetzt, nicht heute.
Fast ist die Kehrtwende vollbracht, da schiebt ein Lächeln sich in meinen Blick.
"Darf ich helfen?" fragt der Mund, klein und rund und rot.
Braune Augen hinter Glas, freundlich, wach und nicht mehr jung.
"Eigentlich nicht!" rutscht heraus - und das hat sie nicht verdient.
Es ist laut, sie versteht nicht, was ich sage – nicht ihre Schuld, doch ich bin grantig und ich will hier raus.
Sie bleibt freundlich und geduldig, führt mich schließlich zu "L'Excès".
Sprühen, schnuppern – keine Chance.
Zuckerbäckerwattewolken wabern um mich her, Blütenfruchtgirlanden weben kreuz und quer den Raum, ein Hundertstel davon näßt das Papier in meiner Hand.
Sie schaut mich an, lächelt wieder, nimmt den Tester: "Ich bin gleich zurück!"
Schon steht sie wieder vor mir, drückt mir etwas in die Hand: "Zu Hause ist mehr Ruhe – lassen Sie sich Zeit!"
In meiner Hand ein Schmuckzerstäuber, groß und golden glänzend, randvoll mit "L'Excès".
Sie lächelt, meine Ohren werden heiß.
Das hab' ich nicht verdient, nicht an diesem Tag, nicht von dieser Frau - Zicke, die ich bin.
Ich schäme mich.
Und wann immer ich seither "L'Excès" getragen habe, war da ein Gefühl von Scham.
Denn eigentlich, so meine ich, bin ich keine Zicke.
Eigentlich, so denke ich, bin ich nett zu Menschen – zu jenen gerade, die so freundlich zu mir sind wie jene Frau.
Sie, die einem blöden Tag die Kurve gab, die dem dunklen Deprigrau ein lebensfrohes Purpurrot entgegenhielt.
Viele Tage lang, immer wieder, zu meiner Freude und zu der des Liebsten, der schon vor dem Flanker "Black XS" verfallen war.
Meist genießen Flanker keinen guten Ruf.
Nach der aber-x-ten Variante eines Duftes meint selbst der größte Fan, nun sei es langsam doch zuviel.
"L'Excès" hingegen schien mir eigenständig genug, um nicht als reine Variation zu gelten – so verschieden lesen sich die Pyramiden, daß man ohne Blick auf Namen und Flacon kaum an eine Verwandtschaft denkt.
Und tatsächlich eröffnet "L'Excès" nicht gleich mit abertausend Walderdbeeren, aus denen "Black XS" an mir fast ausschließlich besteht – blutjung ist die Rose, die im Dunst des frühen Morgens auf meiner Haut erblüht, hellpurpurrot, gewässert von vergoss'nem Saft.
Lang bleibt es freilich nicht erhalten, das süße Bild der Unschuld, das so recht zum Namen auch nicht passen will – sehr bald wird deutlich, wes Geistes Kind sich hinter "L'Excès" verbirgt, gewinnt der Duft an Süße und Intensität, reifen prall und rot auch hier die Beeren, für mich in "Black XS" Zechs Erdbeermund.
Doch was in "Black XS" authentisch wirkt in Saft und Süße, erscheint in "L'Excès" fast artifiziell, erinnert mehr an schaumzuckrige Süßigkeiten meiner Kindheit und ist wie jene auch mit Vorsicht zu genießen – allzu leicht wird es zuviel, wird die Süße zäh und klebrig, sticht in Nase mir und Hirn.
Die Dosis macht das Gift, hier so sehr wie anderswo.
Und während "Black XS" sich viele Stunden an mich schmiegt, geht "L'Excès" nach einer Handvoll Stunden sacht die Puste aus, bei Kälte schneller als im Warmen, auf nackter Haut eher als im dichten Haar.
Doch dafür muß es sich nicht schämen...
Immer noch, unverändert, drei Jahre später.
Es war einer dieser Tage, die man ausspucken möchte, ausspucken sollte, kaum daß man sie probiert.
Die bitter sind und pelzig ab dem Moment, in dem der Wecker die Nacht verjagt, die Lider auseinander zwingt und den Körper aus dem warmen Weich.
Die die Seele schwarz färben und das Denken grau, bitterbösegiftiggrau.
So ein Tag war es, dessen Verteidigung auf "unzurechnungsfähig" plädiert, der mich gestochen und getreten hatte, gebissen und gebeutelt und jede Freundlichkeit vertrieben.
"Geh heim!" sagte mein Kopf.
"Geh in die Stadt!" sagte sein Feind. "Geh und probier 'L'Excès' – wann, wenn nicht jetzt?!"
Mein Kopf schwieg.
Ich ging.
Es ist voll, sehr voll.
Menschen drängen sich zwischen Regalen, schieben, stoßen, sprühen.
Die Luft eine Kakophonie aus tausend Düften, zum Schneiden dick.
Nein – nicht hier, nicht jetzt, nicht heute.
Fast ist die Kehrtwende vollbracht, da schiebt ein Lächeln sich in meinen Blick.
"Darf ich helfen?" fragt der Mund, klein und rund und rot.
Braune Augen hinter Glas, freundlich, wach und nicht mehr jung.
"Eigentlich nicht!" rutscht heraus - und das hat sie nicht verdient.
Es ist laut, sie versteht nicht, was ich sage – nicht ihre Schuld, doch ich bin grantig und ich will hier raus.
Sie bleibt freundlich und geduldig, führt mich schließlich zu "L'Excès".
Sprühen, schnuppern – keine Chance.
Zuckerbäckerwattewolken wabern um mich her, Blütenfruchtgirlanden weben kreuz und quer den Raum, ein Hundertstel davon näßt das Papier in meiner Hand.
Sie schaut mich an, lächelt wieder, nimmt den Tester: "Ich bin gleich zurück!"
Schon steht sie wieder vor mir, drückt mir etwas in die Hand: "Zu Hause ist mehr Ruhe – lassen Sie sich Zeit!"
In meiner Hand ein Schmuckzerstäuber, groß und golden glänzend, randvoll mit "L'Excès".
Sie lächelt, meine Ohren werden heiß.
Das hab' ich nicht verdient, nicht an diesem Tag, nicht von dieser Frau - Zicke, die ich bin.
Ich schäme mich.
Und wann immer ich seither "L'Excès" getragen habe, war da ein Gefühl von Scham.
Denn eigentlich, so meine ich, bin ich keine Zicke.
Eigentlich, so denke ich, bin ich nett zu Menschen – zu jenen gerade, die so freundlich zu mir sind wie jene Frau.
Sie, die einem blöden Tag die Kurve gab, die dem dunklen Deprigrau ein lebensfrohes Purpurrot entgegenhielt.
Viele Tage lang, immer wieder, zu meiner Freude und zu der des Liebsten, der schon vor dem Flanker "Black XS" verfallen war.
Meist genießen Flanker keinen guten Ruf.
Nach der aber-x-ten Variante eines Duftes meint selbst der größte Fan, nun sei es langsam doch zuviel.
"L'Excès" hingegen schien mir eigenständig genug, um nicht als reine Variation zu gelten – so verschieden lesen sich die Pyramiden, daß man ohne Blick auf Namen und Flacon kaum an eine Verwandtschaft denkt.
Und tatsächlich eröffnet "L'Excès" nicht gleich mit abertausend Walderdbeeren, aus denen "Black XS" an mir fast ausschließlich besteht – blutjung ist die Rose, die im Dunst des frühen Morgens auf meiner Haut erblüht, hellpurpurrot, gewässert von vergoss'nem Saft.
Lang bleibt es freilich nicht erhalten, das süße Bild der Unschuld, das so recht zum Namen auch nicht passen will – sehr bald wird deutlich, wes Geistes Kind sich hinter "L'Excès" verbirgt, gewinnt der Duft an Süße und Intensität, reifen prall und rot auch hier die Beeren, für mich in "Black XS" Zechs Erdbeermund.
Doch was in "Black XS" authentisch wirkt in Saft und Süße, erscheint in "L'Excès" fast artifiziell, erinnert mehr an schaumzuckrige Süßigkeiten meiner Kindheit und ist wie jene auch mit Vorsicht zu genießen – allzu leicht wird es zuviel, wird die Süße zäh und klebrig, sticht in Nase mir und Hirn.
Die Dosis macht das Gift, hier so sehr wie anderswo.
Und während "Black XS" sich viele Stunden an mich schmiegt, geht "L'Excès" nach einer Handvoll Stunden sacht die Puste aus, bei Kälte schneller als im Warmen, auf nackter Haut eher als im dichten Haar.
Doch dafür muß es sich nicht schämen...
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