24.09.2014 - 14:01 Uhr
Chnokfir
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Chnokfir
Top Rezension
19
Leuchte mir den Weg
Düfte testen ist an und für sich ein Glückspiel. Und es ist auch ziemlich unfair.
Man kann sich natürlich auch beraten lassen, aber – mal ehrlich – wer in diesen Heiligen Hallen lässt sich schon gerne wahllos Teststreifen in die Hand drücken, missverstehen, ignorieren, manipulieren, bevormunden, „beraten“?
Wenn man etwas Glück hat, dann weiß man schon, was einen interessiert und was man testen möchte.
Doch wenn nicht?
Wenn man von einer Welle an Neuheiten schier erschlagen wird?
Nirgends steht geschrieben: „Ich bin ein Gourmand, schnupper mich!“ Kein Flakon säuselt einem ein „Ich bin ein dreckiges kleines Oud-Miststück!“ ins Ohr. Und die Düfte legen einem auch keine dreistreifige Geruchspur mit Wildkatzen-Tatzen von der Tür bis zum Flakon, die einen zielgerichtet zum neuesten Sport-Duft lotsen.
Ist der Name eines Dufthauses ein Garant für den Duft, den man gerade sucht oder finden möchte?
Nein, man kann sich einzig und allein auf seine Augen verlassen und darauf, dass einen eine Verpackung und ein Flakon ansprechen. Doch wie oft sag ich schon bei einem ‚hässlichen‘ Flakon „Nein!“ und lasse ihn links liegen? Leider viel zu oft! Das Leben ist nicht fair …
Da trifft es sich natürlich gut, wenn man sich wie ich von gewissen Formen angesprochen fühlt und man diese Formen auch sofort mit den Händen erfahren möchte. Die erste Kontaktaufnahme ist vollzogen und bis zum ersten Sprüher ist es dann auch nur noch ein kleiner Schritt. Allerdings werden manche Parfümeriefachverkäuferinnen tendenziell und klar augenscheinlich leicht nervös, wenn ich verträumt und entrückt vor einer unüberschaubaren Verkaufsfläche stehe und mit meinen Händen einen Flakon bearbeite, knete, nachfahre, befingere, streichle, liebkose.
Der Roads-Flakon ist dafür so ein Beispiel: Den muss ich einfach in die Hand nehmen und den will ich auch nicht mehr loslassen. Dabei ist eigentlich nichts Spannendes dran. Ein schlichter weißer Karton mit schlichtem Aufdruck enthält einen schlichten Klarglas-Zylinder mit einem schlichten weißen Deckel. Aber die Form und die Proportionen sehen für mich perfekt aus. Muss mal meinen Schulzirkel rausholen und nachmessen, ob es sich dabei um den Perfekten Schnitt handelt. Würde mich schon arg wundern wenn nicht. Ganz weiches und schweres Glas mit einem samtigen Plastik-Deckel. Wunderbar! Aber der Clou für alle Spielkinder wie mich ist der Verschluss: Magnete! Sitzt natürlich sicher auf und bietet einen guten Widerstand zum runternehmen, aber eben auch nicht zu viel. Und dieses dezente und gleichzeitig satte „Klick“, wenn man ihn wieder aufsetzt – fein! Aber dreht man den Deckel eine Achtelumdrehung, dann stoßen sich Flakon und Deckel magnetisch ab, eine weiter Achteldrehung und sie ziehen sich wieder an. Schimpft mich autistisch, kindisch, infantil oder ein Spielkind - egal, ich liebe es! Ich könnte stundenlang damit spielen. Probiert es selber aus, der Flakon hat was! Denkt an meine Worte!
Gut, die Farbe der Flüssigkeit ist jetzt nicht der Burner. Ein seichtes Gelb, welches bei einer Urinprobe in keiner namhaften Arztpraxis Anlass zur Bestürzung oder gar Besorgnis geben würde. Eine Knallerfarbe hätte jetzt dem Namen „Neon“ schon irgendwie gut zu Gesicht gestanden, aber als Neuling auf dem Markt braucht man ja immer noch etwas „room for improvement“. So, jetzt habe ich diese Management-Bullshit-Bingo-Floskel auch endlich mal in einem Parfum-Kommentar untergebracht!
Was erwartet man eigentlich wenn man „Neon“ aufsprüht? Genau, alles und nichts. Aber meine Nase entschied sich sogleich für das „alles“. Blumig-fruchtige Süße ist der erste Eindruck. Vielleicht etwas feminin, aber sofort sagt mir meine Nase, dass ich so riechen soll. Doch was rieche ich da? Es ist synthetisch und mein Hinterkopf sagt mir schnell, dass ich mir um Namen und Benennungen bei diesem Duft besser keine Gedanken mehr machen sollte. Jedenfalls nicht, solange man nicht eine Duftpyramide nachlesen kann. Und in der Tat, Vanille und Heliotrop setzen ihre Süße voll ein. Und Muskat und Zimt kitzeln ein wenig in der Nase, aber nur sehr dezent. Doch wenn die sich aus dem Staub machen, dann wird es rauchig und ein wenig harzig. Aber am Ende ist da die weiche Vanille, die einen über den Tag trägt.
Und das mit über den Tag meine ich auch so. Zwölf Stunden hat man gut erkennbar seinen Spaß. Vier Stunden davon recht ausdruckstark, dann bewegt es sich dem Körper wieder mehr zu, doch immer noch gut umhüllend. Am Tag darauf riecht die Kleidung noch immer beeindruckend stark. Aber so soll es ja auch sein.
Ich liebe diesen Duft, doch ist er der richtige für mich? Denn feminin ist er ja, kann man nicht leugnen. Meine Verlobte taugt da auch nur bedingt als Korrektiv, hat sie bei meinen Duftvorlieben ja schon längst resigniert. Obgleich sie schon anfänglich meinte, ob ich nicht diesen Duft für sie ausgesucht hätte. Nein, für mich. Denn die Künstlichkeit der fruchtig-blumigen Süße nimmt ihr das Weibliche, macht es auch ein wenig androgyn, metrosexuell, unisex. Dazu die würzigen und rauchigen Untertöne. Lecker!
Was sagt einen das alles am Ende? Man sollte sich einfach mal von seinen äußeren Eindrücken leiten lassen, dann wird es schon. Gut, Neon ist nicht zwingend jedermanns und jederfraus Welt, besonders, wenn man die 1990er mitgemacht hat, aber manchmal sollte man etwas Mut zur Farbe beweisen. Auf alle Fälle bei diesem Duft!
Man kann sich natürlich auch beraten lassen, aber – mal ehrlich – wer in diesen Heiligen Hallen lässt sich schon gerne wahllos Teststreifen in die Hand drücken, missverstehen, ignorieren, manipulieren, bevormunden, „beraten“?
Wenn man etwas Glück hat, dann weiß man schon, was einen interessiert und was man testen möchte.
Doch wenn nicht?
Wenn man von einer Welle an Neuheiten schier erschlagen wird?
Nirgends steht geschrieben: „Ich bin ein Gourmand, schnupper mich!“ Kein Flakon säuselt einem ein „Ich bin ein dreckiges kleines Oud-Miststück!“ ins Ohr. Und die Düfte legen einem auch keine dreistreifige Geruchspur mit Wildkatzen-Tatzen von der Tür bis zum Flakon, die einen zielgerichtet zum neuesten Sport-Duft lotsen.
Ist der Name eines Dufthauses ein Garant für den Duft, den man gerade sucht oder finden möchte?
Nein, man kann sich einzig und allein auf seine Augen verlassen und darauf, dass einen eine Verpackung und ein Flakon ansprechen. Doch wie oft sag ich schon bei einem ‚hässlichen‘ Flakon „Nein!“ und lasse ihn links liegen? Leider viel zu oft! Das Leben ist nicht fair …
Da trifft es sich natürlich gut, wenn man sich wie ich von gewissen Formen angesprochen fühlt und man diese Formen auch sofort mit den Händen erfahren möchte. Die erste Kontaktaufnahme ist vollzogen und bis zum ersten Sprüher ist es dann auch nur noch ein kleiner Schritt. Allerdings werden manche Parfümeriefachverkäuferinnen tendenziell und klar augenscheinlich leicht nervös, wenn ich verträumt und entrückt vor einer unüberschaubaren Verkaufsfläche stehe und mit meinen Händen einen Flakon bearbeite, knete, nachfahre, befingere, streichle, liebkose.
Der Roads-Flakon ist dafür so ein Beispiel: Den muss ich einfach in die Hand nehmen und den will ich auch nicht mehr loslassen. Dabei ist eigentlich nichts Spannendes dran. Ein schlichter weißer Karton mit schlichtem Aufdruck enthält einen schlichten Klarglas-Zylinder mit einem schlichten weißen Deckel. Aber die Form und die Proportionen sehen für mich perfekt aus. Muss mal meinen Schulzirkel rausholen und nachmessen, ob es sich dabei um den Perfekten Schnitt handelt. Würde mich schon arg wundern wenn nicht. Ganz weiches und schweres Glas mit einem samtigen Plastik-Deckel. Wunderbar! Aber der Clou für alle Spielkinder wie mich ist der Verschluss: Magnete! Sitzt natürlich sicher auf und bietet einen guten Widerstand zum runternehmen, aber eben auch nicht zu viel. Und dieses dezente und gleichzeitig satte „Klick“, wenn man ihn wieder aufsetzt – fein! Aber dreht man den Deckel eine Achtelumdrehung, dann stoßen sich Flakon und Deckel magnetisch ab, eine weiter Achteldrehung und sie ziehen sich wieder an. Schimpft mich autistisch, kindisch, infantil oder ein Spielkind - egal, ich liebe es! Ich könnte stundenlang damit spielen. Probiert es selber aus, der Flakon hat was! Denkt an meine Worte!
Gut, die Farbe der Flüssigkeit ist jetzt nicht der Burner. Ein seichtes Gelb, welches bei einer Urinprobe in keiner namhaften Arztpraxis Anlass zur Bestürzung oder gar Besorgnis geben würde. Eine Knallerfarbe hätte jetzt dem Namen „Neon“ schon irgendwie gut zu Gesicht gestanden, aber als Neuling auf dem Markt braucht man ja immer noch etwas „room for improvement“. So, jetzt habe ich diese Management-Bullshit-Bingo-Floskel auch endlich mal in einem Parfum-Kommentar untergebracht!
Was erwartet man eigentlich wenn man „Neon“ aufsprüht? Genau, alles und nichts. Aber meine Nase entschied sich sogleich für das „alles“. Blumig-fruchtige Süße ist der erste Eindruck. Vielleicht etwas feminin, aber sofort sagt mir meine Nase, dass ich so riechen soll. Doch was rieche ich da? Es ist synthetisch und mein Hinterkopf sagt mir schnell, dass ich mir um Namen und Benennungen bei diesem Duft besser keine Gedanken mehr machen sollte. Jedenfalls nicht, solange man nicht eine Duftpyramide nachlesen kann. Und in der Tat, Vanille und Heliotrop setzen ihre Süße voll ein. Und Muskat und Zimt kitzeln ein wenig in der Nase, aber nur sehr dezent. Doch wenn die sich aus dem Staub machen, dann wird es rauchig und ein wenig harzig. Aber am Ende ist da die weiche Vanille, die einen über den Tag trägt.
Und das mit über den Tag meine ich auch so. Zwölf Stunden hat man gut erkennbar seinen Spaß. Vier Stunden davon recht ausdruckstark, dann bewegt es sich dem Körper wieder mehr zu, doch immer noch gut umhüllend. Am Tag darauf riecht die Kleidung noch immer beeindruckend stark. Aber so soll es ja auch sein.
Ich liebe diesen Duft, doch ist er der richtige für mich? Denn feminin ist er ja, kann man nicht leugnen. Meine Verlobte taugt da auch nur bedingt als Korrektiv, hat sie bei meinen Duftvorlieben ja schon längst resigniert. Obgleich sie schon anfänglich meinte, ob ich nicht diesen Duft für sie ausgesucht hätte. Nein, für mich. Denn die Künstlichkeit der fruchtig-blumigen Süße nimmt ihr das Weibliche, macht es auch ein wenig androgyn, metrosexuell, unisex. Dazu die würzigen und rauchigen Untertöne. Lecker!
Was sagt einen das alles am Ende? Man sollte sich einfach mal von seinen äußeren Eindrücken leiten lassen, dann wird es schon. Gut, Neon ist nicht zwingend jedermanns und jederfraus Welt, besonders, wenn man die 1990er mitgemacht hat, aber manchmal sollte man etwas Mut zur Farbe beweisen. Auf alle Fälle bei diesem Duft!
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