15.09.2011 - 07:50 Uhr
Fhfhfh
23 Rezensionen
Fhfhfh
Sehr hilfreiche Rezension
7
Blüte der Vergangenheit
Wann hat man mal die Gelegenheit einem Parfüm von 1916 zu begegnen? Selten. Vielleicht auch in diesem Fall nicht. "Euthrixine" ist das erste Parfüm aus dem Haus Shiseido, wurde 1917 lanciert, aber es gab schon Vorläufer, das parfümierte Haaröl "Hana Katsura", das 1909 in "Hanatsubaki" umbenannt wurde, "sold for a pricey 40 sen per bottle" (wieviel das auch immer heute wäre, vermutlich ein Halbjahrestaschengeld). Haaröl für die Damen selbstverständlich, denn wir sind im Japan der Jahrhundertwende (vor der Jahrtausendwende), als die Europäisierung in großen Schritten voranstürmte, aber die Haartracht der Damen noch ganz dem Muster einer ewigen Vergangenheit entsprechen musste: meterlang, kolkrabenschwarzblauglänzend, geschmeidig genug, um in atemberaubenden Schlingen und Formen gelegt werden zu können. Die Geburt des Parfüms aus dem Haaröl also.
"Hanatsubaki" – für den westlichen Markt wählte man den Namen "Euthrixine" – heißt "blühende Kamelie" und das beschreibt das Parfüm hinlänglich: es ist ein Soliflor, hat auch keine Einschwingzeit, keine Übergänge zu anderen Noten und fast kein Ende: es ist wie auf Knopfdruck da und bleibt und bleibt und bleibt – präsent, aber dezent, weder Wumme noch Flüchtling. Der Glaube ist vergleichsweise weit verbreitet, dass Kamelien gar nicht riechen würden – die meisten tun es auch nicht – und die "Kameliendüfte" eigentlich Zusammensetzungen aus Gardenia, Jasmin oder Hyazinth sind. Einige herbstblühenden Sorten duften allerdings doch, und das dann recht intensiv, trocken-süßlich, komplex. Nur wenige Parfüms setzen auf Kamelie als tragende Komponente – "Une Fleur de Chanel" (1998, bereits wieder eingestellt) etwa, oder Kenzos "Winter Flowers" (2008).
Für Shiseido wurde die Kamelie zur Leitblüte und ging auch in das Wappen ein. "Euthrixine" wurde als Parfüm, wie so viele Düfte aus diesem Haus, bald wieder aufgegeben. Aber im Jahr 2008 erschien eine limitierte Edition. Hier wird die der "Duft der 'wilden Kamelie' in moderner Weise interpretiert" – wie es in dem 14sprachigen Booklet heißt. Was das in Bezug auf die Original-Rezeptur bedeutet bleibt unklar, vermutlich wäre man ohnehin nicht in der Lage die erforderlichen Essenzen für eine Rekonstruktion zu beschaffen. Die wilde Kamelie bringt jedenfalls gegenüber den Zuchtformen deutlich herbere, holzigere Komponenten ins Spiel.
In die freie Wildbahn scheint "Euthrixine" nie gelangt zu sein, sondern war wohl als Jahresgabe für verdiente Mitarbeiter in aller Welt gedacht (daher die 14 Sprachen), ist ein EdP im 25ml Glasflakon, der in eine, nun ja, kamelienfarbene Hard-Box eingesargt ist. Verdiente Mitarbeiter sind treulose Wesen und deshalb finden sich doch gelegentlich vereinzelte Individuen auf den Flohmarkt-Börsen der Welt - zum ganz großen Preis, manchmal aber auch zum Aufräum-Preis. Daher kann es doch durchaus zu einer Begegnung mit dem Zeugen einer fernen Duft-Vergangenheit kommen, jedenfalls mit einer Interpretation von ihr.
"Hanatsubaki" – für den westlichen Markt wählte man den Namen "Euthrixine" – heißt "blühende Kamelie" und das beschreibt das Parfüm hinlänglich: es ist ein Soliflor, hat auch keine Einschwingzeit, keine Übergänge zu anderen Noten und fast kein Ende: es ist wie auf Knopfdruck da und bleibt und bleibt und bleibt – präsent, aber dezent, weder Wumme noch Flüchtling. Der Glaube ist vergleichsweise weit verbreitet, dass Kamelien gar nicht riechen würden – die meisten tun es auch nicht – und die "Kameliendüfte" eigentlich Zusammensetzungen aus Gardenia, Jasmin oder Hyazinth sind. Einige herbstblühenden Sorten duften allerdings doch, und das dann recht intensiv, trocken-süßlich, komplex. Nur wenige Parfüms setzen auf Kamelie als tragende Komponente – "Une Fleur de Chanel" (1998, bereits wieder eingestellt) etwa, oder Kenzos "Winter Flowers" (2008).
Für Shiseido wurde die Kamelie zur Leitblüte und ging auch in das Wappen ein. "Euthrixine" wurde als Parfüm, wie so viele Düfte aus diesem Haus, bald wieder aufgegeben. Aber im Jahr 2008 erschien eine limitierte Edition. Hier wird die der "Duft der 'wilden Kamelie' in moderner Weise interpretiert" – wie es in dem 14sprachigen Booklet heißt. Was das in Bezug auf die Original-Rezeptur bedeutet bleibt unklar, vermutlich wäre man ohnehin nicht in der Lage die erforderlichen Essenzen für eine Rekonstruktion zu beschaffen. Die wilde Kamelie bringt jedenfalls gegenüber den Zuchtformen deutlich herbere, holzigere Komponenten ins Spiel.
In die freie Wildbahn scheint "Euthrixine" nie gelangt zu sein, sondern war wohl als Jahresgabe für verdiente Mitarbeiter in aller Welt gedacht (daher die 14 Sprachen), ist ein EdP im 25ml Glasflakon, der in eine, nun ja, kamelienfarbene Hard-Box eingesargt ist. Verdiente Mitarbeiter sind treulose Wesen und deshalb finden sich doch gelegentlich vereinzelte Individuen auf den Flohmarkt-Börsen der Welt - zum ganz großen Preis, manchmal aber auch zum Aufräum-Preis. Daher kann es doch durchaus zu einer Begegnung mit dem Zeugen einer fernen Duft-Vergangenheit kommen, jedenfalls mit einer Interpretation von ihr.