Voile D'encens 2019

Chizza
23.03.2022 - 16:41 Uhr
23
Top Rezension
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
1
Duft

Olfaktorisches Milgram-Experiment

„Hallo Freunde, ich bin’s, Oswald, aber nennt mich ruhig Ossi. Schön dass ihr an meinem Kurs „wie mache ich ein Parfum mit unerträglichem Auftakt?“ teilnehmt. Bevor wir starten, hier einige Stimmen von ehemaligen Teilnehmern:“

Basti: „Ossi, der hat es drauf. Selten wollte ich mir so sehr lieber WC-Reiniger als Parfum drauf packen oder die eingesprühten Stellen verätzen, Wahnsinn! Ich bin ein bisschen verliebt.“

Froid: „w-wo bin ich hier? Wer sind Sie und was haben Sie mit diesem Sprayer vor?? H-hi-Hilfe!“

R2Bier2: „Bibub-bibub!“

Wolle W.: „mit 3 Liter Sprit geht der.“

Oswald P.: „ super Parfumeur, der kann’s einfach!“

„Ja…bevor wir starten, ich nehme lieber Vorkasse, hier bitte noch auf das Widerrufsrecht verzichten, danke.“

„So, dann sprühe ich mal, was fällt euch auf? Herr Wutz?“
„Ich…was…?“
„Genau, richtig, weiter?“
„Es Riecht so undefinierbar sauer und dabei auch nach Gewürzen beziehungsweise einer Parodie an Gewürzen, was ist das?“
„Das soll der Rhabarber sein. Nicht der beste, ich kam recht spät in den Discounter aber es ist Rhabarber.“
„….diese Kakophonie geht weiter…wie eine vergorene Pflaume in irgendwie süßlich. Was ist da passiert, Ossi?“
„Das ist das gute Sandelholz.“
„Wirklich widerwärtig. Ist das eine Art Gag für ein Samplekit oder wurde eine Wette verloren?“

„Du bist mir ein Banause! Rhabarber-Weihrauch, das ist das Geheimnis. Dazu eine Prise Birne auf Sandelholz und Rose. Fertig ist ein sauer-fruchtiges Erlebnis der anderen Art.“

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Tatsächlich ist dieses Parfum mit einem der schlechtesten Starts, die ich kenne, „gesegnet“. Dieser Chemieunfall, welche diesen Mutantenduft hervorgebracht hat, ist penetrant, stechend, vergoren-alkoholisch und fast wünschte man sich, man hätte den Geruchssinn verloren. Es gibt nicht die eine unangenehme Note. Alles ist unangenehm und noch schlimmer „austariert“. Die Rose auf Rhabarber in Kombination mit dem Sandelholz, das ist sauer, besitzt die Cremigkeit einer lange abgelaufenen Sahne und wird auch durch die Birne nicht besser. Diese ist so gut inszeniert, wie ebenjene angeschnitten nach einer Woche Kühlschrank noch kräftig schmeckt.

Dieses Szenario bleibt stundenlang und man muss anerkennen, nicht nur der Auftakt quält. Es wird immer grüner, die Kopfschmerzen werden mehr und man überlegt unweigerlich, ob man noch eine Aspirin parat hat. Vielleicht hilft auch ein Konterduft. Tatsächlich riecht es irgendwo harzig. Das aber eher flach und vor allem nur als weitere Dissonanz in einer ganzen Aneinanderreihung von Fehlgriffen. Das geht soweit dass ich mich ernsthaft fragen muss, ob da eine Ingredienz schon drüber war, ob die Qualität einfach schlecht ist oder sonst etwas vorgefallen ist. Bevor ich mich weiter abfällig äußere, diesen Duft kann ich nicht empfehlen. Außer für eine Art olfaktorisches Milgram-Experiment, ich würde jedenfalls sofort meinen Widerstand ablegen und folgen.
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