08.06.2024 - 08:07 Uhr

Plotzenhotz
6 Rezensionen

Plotzenhotz
Sehr hilfreiche Rezension
17
Die Grenzen des Euro-Oud
Hey zusammen,
ich gebe es offen und ehrlich zu: Ich bin Oud-Liebhaber! Deshalb widme ich meine erste Rezension nach so langem stummem Mitlesen und Mitsouken einem von Ramons fordernden Düften, dem Alhambra Oud.
Duft:
Wir haben es hier mit einem sehr markanten (gerade noch so) Euro-Oud zu tun, das den Duft eröffnet und ihn bis zum späten Ende (dazu weiter unten mehr) nicht nur begleitet, sondern ausmacht. Es ist der uneingeschränkte Star des Dufts. Direkt nach dem Sprühen wird das Holz von einem spritzigen, eher grünen Apfel begleitet, der aber keinesfalls jung oder spitz-stechend riecht. Das weiß Herr Monegal durch das reife Oud zu verhindern. In den nächsten zwei bis vier Stunden formt sich der Apfel immer klarer zu einer Rose. Dieser Schritt vergeht aber nicht einfach so digital von 0 auf 1, sondern hier passiert für mich etwas spannendes, sehr gekonntes. Während der Metamorphose von der Rosaceen-Frucht zu einer Blume durchläuft der Alhambra Oud viele, viele Facetten. Dabei immer untermauert von einem wirklich authentischen, nicht zu medizinisch-cleanem, aber NIE (!) animalischen Oud. (Habe mal gelesen, Ramon Monegal destilliert seine ätherischen Öle selbst. Meinen Respekt an dieser Stelle) Ist die Wandlung vollbracht, verbleibt eine weichere, unweniger intensive Variante des Parfums auf der Haut bis zum Ende. Ambroxan und Birke schmiegen sich leicht an, klinken sich ein und tragen den Duftstar Oud bis zum Ende, ohne selbst zu viel Aufmerksamkeit einzufordern. Vorbei geht eine olfaktorische Reise weit über die Grenzen der Festung im Süden Spaniens hinaus.
Haltbarkeit:
Lang! Begleitet dich vom Aufsprühen am Morgen (oder wann auch immer) bis ins Bett. Ist wahrscheinlich sehr unabhängig vom Hauttyp.
Sillage:
Der Knackpunkt des Dufts ist, dass er wirklich (wirklich) raumfüllend performt. Gut: man bekommt viel fürs Geld geboten. Schlecht: Andere auch. Also seid vorsichtig und überlegt euch vorher, was ihr damit vorhabt. Auf eine Zugfahrt oder eine Flugzeugreise würde ich den Duft eher nicht mitnehmen, denn der ist sehr potent. Drei, maximal vier Sprüher reichen locker aus und ihr befindet euch in der orientalischen Wolke. Auch wenn ich Düfte nur für mich und für niemanden anders trage, ist das ein Akt der Rücksichtnahme. :)
Flakon:
Wie bei RM gewohnt sehr solide. Der Atomizer ist gewiss nicht auf Roja-Niveau, aber - ehrlich - muss er das? Mir gefällt besonders der Deckel mit Scharnier, schöne Idee.
Für wen ist der was und wie kommt er an?
Meines Erachtens ist er kein guter Duft, um Oud kennenzulernen. Der fordert schon mit seiner Intensität, der will schon bewusst getragen und wahrgenommen werden. Kann mir vorstellen, dass bei jemandem, der mit der Note noch nicht zu vertraut ist, der Reflex schneller zum Abwaschen tendieren kann. Deshalb würde ich den jenen Menschen empfehlen, die nach ein paar gefälligeren Düften tiefer in die Welt des Adlerholzes einsteigen wollen. (Kann ich nur wärmstens dazu raten :D) Wer erste Berührungen mit dem Thema Oud riskieren will, den möchte ich hier eindeutig an Düfte von Jodi Fernandez (wie z. B. Infusion Velours Eau de Parfum oder "London | Widian / AJ Arabia") verweisen. Der Mann weiß wie kein zweiter das Holz verständlich und verträglich einzuarbeiten. Auch ein guter Einsteiger im Haus Monegal ist übrigens Agar Musk.
Ich empfinde den Duft als eher maskulin, aber sicher kann jede/r mit einer gewissen präsenten Einstellung den tragen. Altersbeschränkungen möchte ich nicht vergeben. Der ist eindeutig ein Statement- und kein Dateduft, auch wenn er kein orientalischer "Stinker" ist. Das Gegenüber wird möglicherweise überfordert sein ohne geschulte Nase. Ich trage den Duft gern für mich und meine Freundin mag übrigens auch sehr, wenn ich den trage.
Mein Geheimtipp: Legt den an einem frischen Frühsommer-Sonntagmorgen für euch auf, legt euch auf die Terrasse und lasst euch langsam von der Sonne und diesem Duft aufwärmen.
Um den Bogen zum Titel wieder zu kriegen. Für mich sind Einteilungen in europäische und orientalische Ouddüfte eher wage Orientierungen als harte Grenzen. In meinen Augen (oder meiner Nase, oh well whatever nevermind...) kann der Alhambra Oud Platzhirschen wie dem Nefs im Segment der fortgeschrittenen Ouds durchaus den Kampf ansagen, aber macht euch dazu ruhig einen eigenen Eindruck.
Genießt die nächste Zeit und bis bald...
ich gebe es offen und ehrlich zu: Ich bin Oud-Liebhaber! Deshalb widme ich meine erste Rezension nach so langem stummem Mitlesen und Mitsouken einem von Ramons fordernden Düften, dem Alhambra Oud.
Duft:
Wir haben es hier mit einem sehr markanten (gerade noch so) Euro-Oud zu tun, das den Duft eröffnet und ihn bis zum späten Ende (dazu weiter unten mehr) nicht nur begleitet, sondern ausmacht. Es ist der uneingeschränkte Star des Dufts. Direkt nach dem Sprühen wird das Holz von einem spritzigen, eher grünen Apfel begleitet, der aber keinesfalls jung oder spitz-stechend riecht. Das weiß Herr Monegal durch das reife Oud zu verhindern. In den nächsten zwei bis vier Stunden formt sich der Apfel immer klarer zu einer Rose. Dieser Schritt vergeht aber nicht einfach so digital von 0 auf 1, sondern hier passiert für mich etwas spannendes, sehr gekonntes. Während der Metamorphose von der Rosaceen-Frucht zu einer Blume durchläuft der Alhambra Oud viele, viele Facetten. Dabei immer untermauert von einem wirklich authentischen, nicht zu medizinisch-cleanem, aber NIE (!) animalischen Oud. (Habe mal gelesen, Ramon Monegal destilliert seine ätherischen Öle selbst. Meinen Respekt an dieser Stelle) Ist die Wandlung vollbracht, verbleibt eine weichere, unweniger intensive Variante des Parfums auf der Haut bis zum Ende. Ambroxan und Birke schmiegen sich leicht an, klinken sich ein und tragen den Duftstar Oud bis zum Ende, ohne selbst zu viel Aufmerksamkeit einzufordern. Vorbei geht eine olfaktorische Reise weit über die Grenzen der Festung im Süden Spaniens hinaus.
Haltbarkeit:
Lang! Begleitet dich vom Aufsprühen am Morgen (oder wann auch immer) bis ins Bett. Ist wahrscheinlich sehr unabhängig vom Hauttyp.
Sillage:
Der Knackpunkt des Dufts ist, dass er wirklich (wirklich) raumfüllend performt. Gut: man bekommt viel fürs Geld geboten. Schlecht: Andere auch. Also seid vorsichtig und überlegt euch vorher, was ihr damit vorhabt. Auf eine Zugfahrt oder eine Flugzeugreise würde ich den Duft eher nicht mitnehmen, denn der ist sehr potent. Drei, maximal vier Sprüher reichen locker aus und ihr befindet euch in der orientalischen Wolke. Auch wenn ich Düfte nur für mich und für niemanden anders trage, ist das ein Akt der Rücksichtnahme. :)
Flakon:
Wie bei RM gewohnt sehr solide. Der Atomizer ist gewiss nicht auf Roja-Niveau, aber - ehrlich - muss er das? Mir gefällt besonders der Deckel mit Scharnier, schöne Idee.
Für wen ist der was und wie kommt er an?
Meines Erachtens ist er kein guter Duft, um Oud kennenzulernen. Der fordert schon mit seiner Intensität, der will schon bewusst getragen und wahrgenommen werden. Kann mir vorstellen, dass bei jemandem, der mit der Note noch nicht zu vertraut ist, der Reflex schneller zum Abwaschen tendieren kann. Deshalb würde ich den jenen Menschen empfehlen, die nach ein paar gefälligeren Düften tiefer in die Welt des Adlerholzes einsteigen wollen. (Kann ich nur wärmstens dazu raten :D) Wer erste Berührungen mit dem Thema Oud riskieren will, den möchte ich hier eindeutig an Düfte von Jodi Fernandez (wie z. B. Infusion Velours Eau de Parfum oder "London | Widian / AJ Arabia") verweisen. Der Mann weiß wie kein zweiter das Holz verständlich und verträglich einzuarbeiten. Auch ein guter Einsteiger im Haus Monegal ist übrigens Agar Musk.
Ich empfinde den Duft als eher maskulin, aber sicher kann jede/r mit einer gewissen präsenten Einstellung den tragen. Altersbeschränkungen möchte ich nicht vergeben. Der ist eindeutig ein Statement- und kein Dateduft, auch wenn er kein orientalischer "Stinker" ist. Das Gegenüber wird möglicherweise überfordert sein ohne geschulte Nase. Ich trage den Duft gern für mich und meine Freundin mag übrigens auch sehr, wenn ich den trage.
Mein Geheimtipp: Legt den an einem frischen Frühsommer-Sonntagmorgen für euch auf, legt euch auf die Terrasse und lasst euch langsam von der Sonne und diesem Duft aufwärmen.
Um den Bogen zum Titel wieder zu kriegen. Für mich sind Einteilungen in europäische und orientalische Ouddüfte eher wage Orientierungen als harte Grenzen. In meinen Augen (oder meiner Nase, oh well whatever nevermind...) kann der Alhambra Oud Platzhirschen wie dem Nefs im Segment der fortgeschrittenen Ouds durchaus den Kampf ansagen, aber macht euch dazu ruhig einen eigenen Eindruck.
Genießt die nächste Zeit und bis bald...
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