Estée Lauder Legacy Kollektion

Estée Lauder hat jetzt in Zusammenarbeit mit Frédéric Malle und den Parfumeuren Bruno Jovanovic, Anne Flipo & Carlos Benaim (Parfumo listet derzeit nur Frédéric Malle als Parfumeur) einige Lauder Klassiker überarbeitet/reformuliert und diese werden demnächst erscheinen:

Die fünf Düfte auf Parfumo neu hier: https://www.parfumo.de/s_perfu...

Artikel:

https://nstperfume.com/2024/01...
https://www.fragrantica.com/ne...

Aus den genannten Artikeln wird nicht ersichtlich, was mit all den anderen alten Lauder Klassikern aus der in 2015 erschienenen Kollektion "The House of Estée Lauder" passieren wird:

Spellbound (2015)Cinnabar (2015)Aliage (2015)Tuscany per Donna Eau de ParfumBeyond ParadíseIntuition Eau de Parfum 

Bisher hatten Private Collection Eau de Parfum , White Linen Eau de Parfum und Knowing Eau de Parfum eine Sonderrolle und waren nicht Bestandteil der "The House of..." Kollektion. Auch Youth-Dew Eau de Parfum wird nicht erwähnt, von dem ich ausgehe, dass aufgrund der grundsätzlichen Popularität nichts geändert werden dürfte.

Grundsätzlich sehen die neuen 100 ml Flakons ja gut aus und ich bin auch gerne positiv neugierig, aber der Preis von 280,00 USD erscheint mir exorbitant, wenn man auch die derzeitigen Preise der Düfte direkt vergleicht (50 ml Azurēe (2015) kosten in den USA offiziell derzeit 63,00 USD, in DE derzeit 110,00 EUR, online ist günstiger...klar). Damit dürfte diese Legacy Kollektion in Deutschland vermutlich noch teurer werden.

Welche alten Lauder Kunden glauben Sie damit zu überzeugen?
Aufgrund der Charakters der Düfte werden - denke ich - junge Kunden nicht wirklich überzeugt...auch die neuen Flakons sprechen eher für Klassik...zudem die Luxury Collection von 2021 (wie Oasis Dawn etc.) auch nicht dauerhaft - meiner Beobachtung nach - so viel Zuspruch bekommt.

Gerade Lauder hatte doch schon immer preiswert/bezahlbaren Luxus im Sortiment?
Grundsätzlich ärgert mich mehr und mehr die größere - nennen wir es Gier, meiner Meinung nach - mit ungerechtfertigten Preiserhöhungen Geld zu machen. Das Artikel teurer werden ist okay, auch beim Relaunch, aber muss es so viel sein?
...so sehr ich Frédéric Malle bewundere und auch noch immer die alten Lauder "Keulen" für in einem guten Zustand bewerten würde.

Schöner Beitrag. Ich habe bei dem Thema auch ein paar Fragezeichen. Werden sie die Klassiker damit aus dem regulären Sortiment nehmen? Sind das jetzt die Les Exklusifs von Estee Lauder? Cuir de Russie, No.22 und Bois des Isles waren früher auch mal Bestandteil des Mainstreams von Chanel.

Ich liebe alte Klassiker. Ich finde sie deutlich komplexer und origineller als das Allermeiste, was der Mainstream zu bieten hat. Es ist das, was uns Nische versprechen möchte. Somit macht es für mich auch irgendwie Sinn, daß sie in einer exklusiven Linie landen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Verkaufszahlen noch eine Massenproduktion und den entsprechenden Preis rechtfertigen. Gut finde ich es natürlich nicht.

Ich habe großen Respekt für Malle und ich bin überzeugt, daß er diese Düfte mit Würde behandeln wird. Aber wenn man diese Düfte lange kennt, ist die Enttäuschung natürlich vorprogrammiert.

... und damit wäre ich auch schon raus, sorry.

Gerade Estee Lauder stand doch immer für qualitativ anständige, aber dabei noch bezahlbare Düfte.

Aber scheinbar hat man, seit der Konzern in Besitz von Torm Ford Beauty ist, gemerkt, dass man auch mit der heissen Nadel gestrickte Parfums für 250 Euro an die Leute bringen kann, wenn man nur das richtige Zielgruppenmarketing betreibt. Warte ja nur drauf, dass irgendwann Joop! und Mexx auch in dieses "Premium-Segment" a.k.a. Pseudo-Nische einsteigen mit irgendwelchen "Privé Colletions" o.ä., die dann beim KaDeWe im Einheitsflakon rumstehen.

Besonders betrüblich finde ich ja, dass Frederic Malles in diesem Zusammenhang die komplex formulierten Basisnoten, die den Lauder-Klassikern ihre Tiefe und Reichhaltigkeit verleihen als unnötig und "background noise" bezeichnet:

"Cleaning up" klingt in meinen Ohren wie "vereinfachen", also die Düfte banalisieren und zur Beliebigkeit reformulieren.

Wie wenn man Shalimar Eau de Parfum "aufräumen" und alle "background noises" entfernen würde und am Ende kommt dann "Vanilla Sex | Tom Ford" raus. Womit wir wieder bei den Estee Lauder Companies Inc. wären.

Ich liebe Private Collection Eau de Parfum, aber Private Collection Legacy hört sich anders an. Eichenmoos rein, Geißblatt raus - kein guter Tausch für meine Nase.

Anhand der übersichtlichen Antworten kann man ja schon das Interesse erkennen 😆.

Das mit dem "cleaning up" hatte ich auch gelesen, aber man muss Frédéric Malle zu Gute halten, dass das schon immer sein Credo war und er schon vor Jahren in Interviews meinte, dass Formeln präzise und ohne unnötige Kurven sein sollten, damit der "Effekt" des Duftes klar sichtbar ist...mal gekürzt in eigene Worte gefasst.

Ich bin schon neugierig.

Und ein kleines bisschen Hoffnung habe ich hierdurch noch, dass evtl. irgendwann der Lauder Konzern entscheidet, die alten eingestellten Aramis Düfte wie meine Liebe Aramis 900 Eau de Cologne zurückzubringen.
Es gab ja nie eine eigene Website für die Aramis Düfte, jetzt ist der noch produzierte Rest direkt auf der Lauder Website bestellbar. Hierzu gab es vor einigen Jahren einen Artikel auf Fragrantica, wonach sich der Lauder Konzern neu aufstellen wollte und Aramis innerhalb des Konzerns neu ausrichten wollte...dann kam Corona.

Den offiziell genannten Duftpyramiden und auch denen hier auf Parfumo würde ich keinen Glauben schenken, das sind nur noch Anmerkungen/Hinweise der Hersteller, was man ungefähr riechen kann.

"Cleaning up" finde ich eigentlich spannend - L'Eau d'Hiver und APOM Homme z. B. sind ja auch "cleaned up"-Versionen von Klassikern und gefallen mir in diesen Fällen besser als die Vorbilder. 

Aber wer ist denn die Parfumeurin / der Parfumeur? Der gute Frédéric ist ja eher so eine Art Art Director, denke ich. Oder?

EDIT: Ach, wer lesen kann - Anne Flipo, Carlos Benaïm and Bruno Jovanovic. Hmm, geht so. Beim Duftnotenreduzieren hätte ich an andere gedacht.

@Ronin 

Sehe ich auch so....vielleicht wird die einzelne Verteilung später noch klarer genannt.

Gerade hierzu noch diesen neuen Bericht (in engl.) gefunden:

https://www.allure.com/story/f...

Auf der USA Lauder Website verfügbar:

https://www.esteelauder.com/pr...

Mit einzelnen erklärenden 15 Sekunden Videos zu jedem der fünf Düfte mit Frédéric Malle selbst...und einem gekürzten Gesamtvideo.

Hier gibt es einen ersten Eindruck:

Das neue Azuree macht mich neugierig; an das Original habe ich mich nie herangetraut da ich von Isobutyl Quinoline immer sofort Kopfschmerzen bekomme. Vielleicht ist es etwas safer geworden.

Die Neuinterpretation von Knowing hat auch Potential…

Danke, habe ich gestern Abend gleich geguckt. Persolaise ist der einzige Youtuber, den ich gerne mal sehe. Für mich der einzige, mit einer wirklich umfassenden Kenntnis.

Tatsächlich bin ich auch vor allem am meisten auf Azurēe Legacy gespannt. Ich habe mit Isobutyl Quinoline (IBQ) auch eine love/hate Beziehung. Ich finde das Material außerordentlich spannend & wichtig in der Historie, ich rieche gerne an diesen Düften, aber es ist mir für mich selbst meist doch zu "streng" oder auch "agressiv" in seiner Ausstrahlung.
Mein vintage Cabochard hat das nicht in der Massivität und auch bei Malle's Rose & Cuir komme ich sehr gut damit klar. Mal gucken, wie der neue ist...die angesprochene Mineralität des Duftes wegen der Meeresnähe klingt spannend.

Mit Cabochard komme ich leider auch nicht zurecht.

Und so sehr ich diese neue Kollektion testen möchte, ich wurde mit dem Video schmerzlich daran erinnert, daß ich mich schon länger auf die Suche nach vintage Private Collection machen wollte. Leider ist die Datierung bei Estee Lauder so verwirrend bzw. schier unmöglich wenn man einen Flakon ohne OVP hat. Ich wüsste zudem unheimlich gerne mal, wie alt mein Flakon von Knowing ist...bei dem Duft hat sich über die Jahre ja einiges getan.

Die Düfte sind bisher nur in den USA und in London erhältlich.
Nach Deutschland kommen sie vermutlich erst im Herbst.

Ich konnte sie über einen Bekannten bereits letzten Monat in Paris testen...beachte: Nur einmalig in einem Restaurant, immerhin in Ruhe.

Azurée riecht wie Azurée, ist aber vor allem am Anfang von einer starken Kuminwürze dominiert, die weicher wird , aber bleibt...was den Duft für mich von der "Azur" wegbringt.
Private Collection riecht jetzt wie Synthtic Naure/Synthetic Jungle von Frédéric Malle...etwas "naturalistischer," aber die Ähnlichkeit ist frappierend.
White Linen war für mich vorher ein geschlossener weißer Ball, jetzt nehme ich mehr Jasmin wahr, weniger von diesem für mich staubig pudrig geschlossenem Charakter.
Estée hat jetzt ein bemerkbare Note von Honig..hm?!
Knowing riecht jetzt viel moderner, ich weiß nicht ob ich das gut finde.

Wer wird 280,00 Dollar dafür ausgeben?  Ich würde sagen, das floppt.

Die Tatsache des Preises und die Benennung der Serie ist ja schon ein Widerspruch in sich...

Estée, die selbst aus einfachen Verhältnissen stammte, hat mit Youth Dew Bath Oil (denn das war die erste Konzentration vom späteren Youth-Dew Eau de Parfum eben den bezahlbaren Duft, den eine Frau sich damals (wir sprechen von 1953) selber kaufen konnte lanciert, das war ihr Trademark. Das erreichbare, bezahlbare Beduften, im Zweifel auch für sich selbst... Ich lieb(te)e Azurée, wohldosiert und an einem windigen Tag, draußen! Aber das ist mir dafür dann wirklich preislich zu happig... zumindest solange man noch über diverse Quellen die Vintages ergattern kann.

Bei White Linen sehe ich es ebenso skeptisch, das Trockene, leinenartig Pudrige, das Unweich-Knittrige ist/war ja auch hier gerade das Markenzeichen.

Die Zielgruppe? Ich habe keinen blassen Schimmer. US-new money das nach oldschool-old money duften möchte, aber in clean? Interessierter Nachwuchs, dem die alten Brummer zu heftig wären? Aber dafür eine solche Kampagne?

Danke für deine ausführlichen Berichte hierzu und auch deine Eindrücke aus deinen ersten Tests.