Über Bewertungen und Kommentare
...ein Thema für sich. Vor kurzem habe ich mich im Forum abfällig über Oud Royal von Armani geäußert. Ich hätte eine ganz andere Rosennote, edelste, echte Taifrose und auch anderes Oud - nach Möglichkeit echtes, ätherisches Oud in so einem Duft riechen wollen. Meine Vorstellung, die durch Erfahrungen und persönlichen Geschmack entstanden ist. Doch wollte der Parfümeur das? Eigentlich wollte ich mit meiner pöbelnd rüberkommenden Äußerung jedoch wohl eher aussagen "teste lieber noch andere Düfte, bevor du dir Oud Royal kaufst, damit du es nicht später bereust" - doch weil ich mich denkbar ungünstig ausgedrückt habe, wurde es wohl falsch verstanden. Doch darum soll es in diesem Blog nicht gehen. Es ist nur ein Beispiel, dass ich einen Duft "schlecht" finde, der in der Community sehr gut bewertet wird. Doch wer entscheidet, was gut und was schlecht ist?
Ich und wir alle, wir wissen was wir schön finden - wenn sich auch der Geschmack stetig verändern kann. Doch Düfte zu kreieren ist Kunst und Handwerk. Zuerst ist da die Kreativität, die Idee, das Konzept. Wie soll der Duft riechen, wie sollen die Duftnoten ineinander übergehen. Im Kopf entsteht ein Dufteindruck. Später dann kommt das Handwerk und somit kommt für uns dann auch die Unmöglichkeit einer annähernd objektiven Bewertung in`s Spiel.
Kunst kann man nicht bewerten. Ich kann nicht objektiv bewerten, ob die Idee des Parfümeurs gut oder schlecht war. Um dann bewerten zu können, ob er seine Idee gut umgesetzt hat, müsste ich Gedanken lesen können. Ich müsste also genau wissen, was er tun wollte und wie er wollte, dass dieser Duft riecht. Zudem nehmen wir Gerüche auch alle etwas anders wahr.
Was bleibt also? Ich kann meine eigenen Eindrücke niederschreiben. Es steht mir zu, dass ich selbst an einem Duft gerne etwas anders gehabt hätte, dass ich einen Duft nicht mag. Es steht mir auch zu, dass ich einen Duft total bescheuert finde. Aber wie kann ich einen Duft prozentual bewerten? Das kann ich machen, wenn ich einen Duft getestet habe und ihn nicht kommentiere - um für mich im Gedächtnis zu behalten, ob er einen zweiten Versuch wert ist, oder nicht.
Ich werde in meinen Kommentaren demnächst vermutlich auf prozentuale Bewertungen verzichten. Doch ich werde weiterhin schreiben, was ich mag und was ich furchtbar finde. Denn das bringt auch mich selbst weiter.
Ich hab den Eindruck, viele holen sich erst möglichst viele Infos über einen Duft und mit diesem theoretischen Wissen ausgestattet - z.B., dass ein bestimmter Duftstoff nicht in der Pyramide angegeben wurde - konstruieren sie dann einen pseudowissenschaftlichen Kommentar. Da sind mir ehrliche Kommentare wie "da ist was drin, was mich stört" oder "das ist zu süß" oder riecht muffig" wesentlich lieber.
Bei manchen Mainstreamdüften fällt es mir schwer, diese als gut gemacht zu bezeichnen. Wenn einem Parfümeur aber gesagt wird, er soll möglichst billig und möglichst schnell irgend einen neuen Duft kreieren, so ist es vielleicht gut gemacht. Was war also die Vorgabe?
@Haley74: zu der künstlichen Note, lies mal den Blog zu Korman`s September. Viele haben kritisiert, dass er kein echtes Sandelholz benutzt hat. Aber das wollte er nie. Der Duft sollte sich eben um Javanol drehen. Es sollte nie nach Sandelholz duften, er wollte einen Javanolduft. Dann kann man nicht kritisieren, dass dieser Duft nach Javanol und nicht nach Sandelholz riecht. Du kannst auch nicht kritisieren, dass ein Orangenduft nicht nach Veilchen riecht, oder?
Es gibt allerdings Parfums die hochwertig und liebevoll gemacht sind, jedoch so gar nicht meinen persönlichen Vorlieben entsprechen. Das ist dann für mich trotzdem ein gut gelungenes Parfum.
Beurteilungen sollten auch subjektiv ausformuliert werden und ein Duft nicht generell als unerträglich abgestempelt werden.
Das verletzt die Nutzer dieser Düfte und hilft keinem weiter.