Düfte in Filmen und Serien N°6
Liebe Krimi-Freunde, hier habe ich etwas aus der Hippie-Zeit der alten Bundesrepublik.
Und sogar in Schwarz-Weiß!
Und mit viel Cognac!
Eine skurrile Folge der Krimireihe „Der Kommissar“, quasi eine Art Proto-Derrick, mit Fritz Wepper als spundjungem Harry Klein in einer Nebenrolle.
Ein wahre Gaudi bietet aus der ersten Staffel die Folge 7: „Keiner hörte den Schuß“, gedreht 1969.
Die Erstausstrahlung war am 18.04.1969.
Es ermitteln in erfrischend verstaubter Altherren-Manier:
Erik Ode als Hauptkommissar Herbert Keller,
Reinhard Glemnitz als Inspektor Robert Heines,
und Günther Schramm als Inspektor Walter Grabert.
Zwischen angenehm kruden Lebensweisheiten, notorisch verqualmten Büros - gerne auch Pfeifenrauch - und gesunden Cognac-Rationen am helllichten Tage, schafft es unser Trio Infernale, jeden Verbrecher hinter Schloß und Riegel zu bringen.
Unterstützt werden sie von herzensguter Mutti Helma Seitz, unsere kaffeekochende Schreibmaschinen-Domteuse Käthe Rehbein, liebevoll Rehbeinchen betitelt.
Und Emely Reuer, so eine Art blonde Antwort auf Wonderwoman. Als Kriminalassistentin Helga Lauer ist sie nicht nur in Sachen Tatortsicherung, Beweisaufnahme und verständnisvolles Trostspenden versiert, ihr makelloser Alabasterkörper dient in manch einer Situation schonmal als Falle für einen Serienkiller. Aber nicht in dieser Folge.
Handlungsort ist selbstverständlich die heimliche Hauptstadt der alten Bundesrepublik, auch Bonner Republik genannt, unser putziges München im Baufieber.
Am Anfang der Folge werden wir Zeugen eines brutalen Raubmordes am helllichten Tag mitten in der Innenstadt. Ein Mann wird in seinem Alfa Romeo erschossen!
Durch den Baustellenlärm scheint niemand davon was bemerkt zu haben, erst ein parkplatzsuchender Autofahrer stellt mit Entsetzen fest, dass der Stellplatz-Blockierer mit einem Kopfschuss ab übern Jordan befördert wurde.
Wie sich herausstellen wird, hatte der Getötete, ein Angestellter eines Juweliers, jede Menge Rohdiamanten bei sich, um sie zu einer Diamantenschleiferei zu bringen.
Ach ja, schon der Abtransport der Leiche gibt uns einen netten Hinweis, dass wir es in dieser Folge mit schriller Mode zu tun haben werden. Kein Sarg mit Deckel und Griffe, nein, ein schicker, mit Raubkatzenfell-Muster versehener Teppich leistet gute Dienste im Morddezernat.
Die frische Witwe des Beraubten ist selbstverständlich Mannequin und führt Mode vor.
So, und jetzt bitte anschnallen, wir betreten nun eine mit Meskalin und LSD aufgemunterte Modeschau in der Völkerkunde-Abteilung des Münchner Stadtmuseums. Passend dazu spielt man im Hintergrund „On The Road Again“ von Canned Heat, die Hippie-Hymne schlechthin.
Die ekstatischen Models Pattie Boyd, Kari Ann Muller, Gil Gerroway und Amanda Lear führen eine Love & Peace Kollektion von Ossie Clark und Alice Pollock aus London vor. Beide betrieben zusammen mit Celia Birtwell die legendäre Boutique Quorum der Swinging Sixties. Sie waren mit ihren Entwürfen dermaßen revolutionär, dass sie sogar Yves Saint Laurent inspirierten.
Ach ja, bitte verzeihen Sie die sublime Charakterisierung des Veranstalters der Modeschau, noch gilt offiziell StGB § 175 in der Fassung von 1935, erst im Jahr der Handlung, 1969, wird er geringfügig abgemildert.
Zum Glück entgeht Inspektor Heines einer möglichen peinlichen Situation mit dem gestikulierenden Conférencier und flüchtet sich inmitten der charmanten Modevorführerinnen. Kommissar Keller mahnt väterlich den kleinen Schlingel zur Pflicht, schließlich sind sie ja dienstlich hier.
In der Garderobe erwartet sie keine andere als Erika Pluhar in ihrer Paraderolle des männerverschlingenden Vamps.
Scheinbar unberührt ob der traurigen Mitteilung des Mordes an ihrem Mann, fängt sie an, sich vor den beiden Ermittlern umzuziehen.
Während sie ihre zurückhaltende Perücke im Stile eines Nürnberger Weihnachtsmarkt-Christkindl und einer euphorischen Spaghetti-Eruption des Vesuvs ablegt, erblicken wir etliche Flakons auf ihrem Schminktisch.
Ich konnte mindestens drei Düfte ausmachen. Falls jemand mir weitere Hinweise geben könnte, werde ich selbstverständlich es hier einfügen.
Da wäre zunächst eine große Flasche J'aime Eau de Cologne als nette Erfrischung nach dem ermüdenden Catwalk.
Und ein gut sortiertes Nina Ricci Sortiment:
L'Air du Temps Eau de Toilette
und
Ich möchte auch nichts weiter verraten, die weitere Handlung ist ziemlich spannend und voller emotionaler Momente.
Also, viel Spaß bei der Aufklärung des Verbrechens!
Natürlich ploppten da etliche andere Folgen auf.
Natürlich musste ich mir die AUCH anschauen.
Ich mag diese alten Schinken ab und an gerne schauen. Tja, und die Mannequins ... 1969 war ich gerade mal kniehoch, aber ich denke, meine Oma hat den Auftritt sicher als „unschicklich“ empfunden. 😆
😌
Edgar Wallace und Agatha Christie waren eher was für mich.
Auch "mit Schirm Charme und Melone" war für mich toll mit der so hübschen Diana Rigg
Danke für deine tolle Arbeit
Diese J'aime Cologne ist hier noch UNKOMMENTIERT! Ruf mal bitte Erika Pluhar an, sie möge das zügig nachtragen... :-) .
(mit Siegfried Lowitz natürlich).
Jetzt muss ich schnell recherchieren ... in der Mediathek ;-)