Von der Herrlichkeit des Privatduftes
Manchmal ist es nicht nur sinnvoll und nötig, sich eine Pause zu gönnen.
Mir wurden die faden, mittelmäßigen und uninspirierten Düfte, welche ich testen durfte, langsam lästig.
Klar, Verrisse oder Lobpreisungen liegen mir und ich bedanke mich bei allen fleißigen Lesern für ihre Reaktionen und Antworten auf meine Kommentare.
Die grauen, langweiligen Herdenvertreter aber fingen leider an, meine Lust an Beschreibungen auszulaugen.
Mir fehlten die umstrittenen, die aufwühlenden Düfte.
Wie schön es doch ist, hier im Forum einen guten Freund gefunden zu haben, welcher zaubern kann.
Mich erreichte nun Anfang Februar des Jahres 2025 eine Probe seines Schaffens.
Dieser Privatduft gleicht dem Luxus jener Jahrzehnte, um ein Beispiel zu nennen, in denen man bei Caron sich einen Duft hat abwiegen und etikettieren lassen.
Ja, das war echter Prunk!
Und heute kann ich mich glücklich schätzen, so eine exquisite Schöpfung testen und genießen zu dürfen.
Zisch!
Chypre alter Schule?
Mehr als hundert Jahre alt?
Nun ja, ein scheinbar melancholischer Osmanthus aprikotiert den Besuch einer alten Dame nach dem Schellen der Bergamotte.
Elegant ist sie, umhüllt in Zobel und pudrigem Coumarin der Tonkabohne.
Doch diese Dame verschwindet plötzlich im Nebel, ihre japanische Arie verblasst und weicht Stärkerem.
Es folgt Bibergeil an Alpenveilchen, ungezügeltem Jasmin und einer zwielichtigen Rose.
Der Akkord an Labdanum und Patchouli könnte ledriger nicht sein.
Männers, es ist endlich mal wieder Zeit, die Lederkluft knirschen zu lassen!
Obacht, der Meister sorgte für eine herrliche Balance der Noten.
Als Gegenpart fungieren frische Minze, Gartennelke und ein kleiner Hauch an Petitgrain.
Ja, die Zitate der 1980er wurden hier prächtig weiterentwickelt.
Doch der Zauber geht weiter.
Und hier kommt echtes Eichenmoos ins Spiel.
Tief grün, reich an labenden und pflegenden Schattierungen, welche so nur in den 1970ern möglich waren.
Ein je ne sais quoi an Bindegliedern orchestriert gelungene wie widersprüchliche Eleganz.
Ein Hauch Honig schafft die Magie.
Wie ein goldener Faden näht der Bienenschatz die Kontraste zusammen.
Nachdem sich die Anfangsphase gelegt hat, pendelt sich der Duft wie folgt ein.
Animalisch, ledrig, blumig, leicht trocken pudrig und herrlich seifig moosig.
Gegen Ende taucht erstaunlicherweise der Osmanthus pochend wieder auf.
Genau die passende Untermalung des Gentlemans im Dreiteiler.
Doch Obacht, Intellekt bedeutet nicht, dass man keusch ist.
Körperlich ist er, keine Frage, sehr intim und dennoch provozierend.
Und das ist genau die meisterliche Art und Weise, bebende Leidenschaft in einem Flakon festzuhalten.
Dafür, lieber Cenno, danke ich Dir von ganzem Herzen und wünsche Deiner Schöpfung den größtmöglichen Erfolg!
Und wenn es nur für Kenner und Freunde reserviert sein sollte, dann verbeuge ich mich.
Nun kann ich mit Stolz schreiben, einen Privatduft erlebt zu haben.
Ob ich nun den schönen Namen Deiner Schöpfung preisgeben sollte, bedarf Deiner Zustimmung.
Ich lasse hier die Spannung steigen…
Ich finde, dass die Pause meistens wichtiger ist als die Aktion.
Und übersättigt ist man schnell, in allen Bereichen unseres Luxuslebens hier in der ersten Welt (und dazu noch in Deutschland).
Genieß Deinen schönen Duft, und lobpreiset Cenno allezusammen 😊
Das liest sich alles sehr ansprechend. Und was die gewisse Portion Abstand hier betrifft, so sehe ich es wie Du. Ab und zu mal einen Schritt zurücktreten und die Sinne freibekommen ist mal notwendig.
Den aktuellen Düften nobler Häuser habe ich mich ja schon vor einiger Zeit entzogen..
Danke schonmal!
@Cenno AUFLÖSUNG! Ich kann sonst nicht schlafen...
Und wie? Auch noch die Hoffnung auf eine Vernissage?!
* Taschentuch hol*
Rezension, Blog, Text, egal... du weißt, was ich sagen wollte 😄
Okay, warten wir auf die Erlaubnis.
🤓
Und auf eure Freundschaft @Axiomatic und @Cenno
So verbinden uns nun Duft UND Text - was für eine schöne Freundschaft hier mit Dir entstanden ist! Danke Dir von Herzen!
Und nun alle kollektiv gerührt ab auf die Eichen(moos)couch zur:
"Mousse Thérapie"
😂😂😂😂
Wirklich, endlcih wieder Großes!
🏆🤗
Pssst: Es gibt - so wird gemunkelt - in diesem Jahr wieder eine Vernissage in der Galerie "ABGELEHNT".. Parfumo sorgt gerade für viele neue Exponate ;)
"Mir wurden die faden, mittelmäßigen und uninspirierten Düfte, welche ich testen durfte, langsam lästig."
Ich VERSTEHE dich SO gut.
Ist immer wieder schön, wenn solche Schätze unter die Nase kommen.
Mal sehen, ob du das Rätsel auflösen darfst.