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vor 1 Jahr - 17.02.2023
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Tasting-Tour der anderen Art - Wie die Kilian Liebe entfacht wurde

Tasting-Tour der anderen Art - Wie die Kilian Liebe entfacht wurde

Nachdem ich mit Mine, pernoire und Rirana bereits drei kleinere Haustouren gemacht habe, möchte ich mich noch einem Haus widmen, welches mich prägte wie kein anderes. Nicht, weil es besonders natürlich oder qualitativ erhaben ist, sondern weil es sich um einen Teil meiner Reise durch die Welt der Düfte handelt.

Mit Kilian habe ich meine ersten intensiven Erfahrungen im Bereich der Nische/Mainstream-Nische gemacht und DNAs entdeckt, die mir bis dahin unbekannt waren. Parfums de Marly hatte ich am Anfang zwar auch getestet, doch war das Haus Kilian, welches mir die Eindrücke brachte um mehr Neugier für diese Welt zu erfahren. Nach einem Test der Probe von Black Phantom Memento MoriBlack Phantom Memento Mori, war es schnell um mich geschehen und ich bestellte einen Tag vor meiner Anmeldung auf Parfumo am 01.02.2019 den vollen Flakon im schicken Klavierlack-Köfferchen. Eine neue Welt begann sich aufzubauen, da ich im gleichen Zuge auch ein Sample-Set mit vier weiteren Düften orderte. So konnte ich direkt mehr von diesem Haus kennenlernen und entschied mich für eine weitre Probe Black Phantom, Gold KnightGold Knight, Dark Lord Ex Tenebris LuxDark Lord Ex Tenebris Lux, Love Don't Be Shy (Perfume)Love Don't Be Shy Perfume und IntoxicatedIntoxicated.

Zum damaligen Zeitpunkt waren fast alle noch nicht in meinem Geschmacksmuster und war teilweise überfordert. Zu würzig, zu süß oder einfach zu viel waren meine Eindrücke. Alle Proben, außer die des Dark Lord wurden weitergegeben und so konzentrierte ich mich auf andere Düfte. Obwohl ich dann etwas Abstand zum Haus hatte, folgte recht kurzfristig ein Flakon von Straight to Heaven ExtremeStraight to Heaven Extreme und überzeugte mich vom ersten Tag an.

Die Jahre vergingen, die Erfahrungen wuchsen unaufhörlich, sodass irgendwann Punkte kamen, an denen ich eine Rechtfertigung für den Platz in meiner Sammlung hinterfragte. Straight to Heaven ExtremeStraight to Heaven Extreme verschwand schon 2020 aus der Sammlung und im Jahre 2021 entschied ich mich schweren Herzens meinen Koffer + den Flakon vom Black Phantom Memento MoriBlack Phantom Memento Mori abzugeben. Ich hatte das Gefühl, dass der Duft nicht mehr so wirkt wie er es am Anfang tat und hinterfragte zusätzlich die Performance. Im Nachhinein würde ich sagen, es war ein gewisser Teil Duftblindheit, da ich recht oft das Parfüm auf der Haut hatte. Heute weiß ich, dass alle Kilians keine Sillage-Monster sind, trotzdem sehr gut und auch lange halten. Eher Düfte, die angenehm auf der Haut liegen ohne zu schreien.

So lange hielt ich es dann auch nicht ohne den Duft aus, da ich ihn bis heute als einen meiner Signature-Düfte ansehe. Daher durfte der Flakon ohne den Koffer wieder einziehen. Heute bin ich froh ihn wieder gekauft zu haben, denn gerade 2022 habe ich gut 20ml verbraucht.

Ende des Jahres 2022 konnte ich nun viele Düfte erneut testen und auch neue für mich entdecken, die mir noch unbekannt waren. Es war schön zu sehen, wie ich diese Düfte, die ich am Anfang meiner Reie unter die Nase bekam im Laufe meiner persönlichen Entwicklung verändert haben.

Ich möchte zum Abschluss meiner Einleitung noch einige allgemeine Punkte benennen, die einfach genannt werden müssen.

Mir ist bewusst, dass Kilian nicht Top Notch ist. Weder bei der Qualität, noch bei den DNAs. Jeder Duft der Marke hat seine Vor- und Nachteile. Der Flakon ist hingegen einfach eine 10/10, auch wenn der Sprühkopf deutlich besser sein könnte(typisch Estée Lauder). Da ich allerdings die grundsätzliche DNA der Marke mit ihren alkoholischen Einflüssen liebe, kann man über einige Sachen hinwegsehen. Ich verstehe jeden, der manche Düfte als synthetisch empfindet, jedoch muss für mich die gesamte Komposition rund wirken. Da es keine anderen Häuser gibt, die so eine Konsequenz bei bestimmten Noten aufzeigt, ist das Haus trotzdem etwas Besonderes. Nicht jeder kann behaupten Teil der Hennessy-Dynastie zu sein und sein Erbe in die eigene Duft-Marke einfließen zu lassen.

Nun möchte ich aber einen Überblick über die Düfte geben, die mir unter Nase gelandet sind (Volle Rezensionen findet ihr in den meisten Fällen auch).

Angels' ShareAngels' Share

Ein Duft, der noch gar nicht so lange auf dem Markt ist und trotzdem direkt für Furore sorgte. Der Beginn der Liquors-Collection überzeugte auf Anhieb viele Leute und etablierte sich zu einem Kassenschlager. Diese intensive Würzigkeit mit einer besonders markanten Zimt-Note bleibt niemals stumm. Dicht, voluminös und schnell zu überfordern. Zumindest in meiner Nase. Die alkoholische Note versucht einiges an Würzigkeit aufzufangen, doch ist der Zimt so dominant in meiner Wahrnehmung, dass ich unweigerlich an Wrigleys Big Red denken muss, der zur damaligen Zeit ein bisschen den Charakter meines Kryptonits hatte. Da gefiel mir das weichere Pendant #ilcapricciodelmaestro deutlich besser.

Gold KnightGold Knight

Das Parfüm war Teil meiner Probenbestellung und einem wiederholten Test 2023 und löste in mir vor allem Fragezeichen aus. Damals wie heute auch war es die Anis-Note, die merkwürdige Aromen in meine Nase spült und völlig falsche Wahrnehmungen auslöst. Die Kombination aus Anis und Honig macht den Duft besonders, edel und auch elegant. Zum einen wirkt er leicht süß, im anderen Moment leicht ätherisch nach einem Husten-Bonbon. In der Mischung erreichen die Aromen aber einen bestimmten Punkt, die ich nicht mehr verarbeiten kann und damit das Ganze in Richtung eines edlen Rasierwassers abdriftet. Das mag einigen gefallen, mir aber nicht unbedingt, da ich kein Freund von Barbershop-Düften bin.

Back to Black Aphrodisiac (Perfume)Back to Black Aphrodisiac Perfume

Back to Black geht auch ein wenig in die Richtung des Gold Knight, was eindeutig am Honig liegt. Dabei pendelt der Duft aber eher im süßlichen Bereich und wirkt deutlich jünger. Meine Assoziationen bewegen sich irgendwo zwischen Marzipan und auch einem leicht ätherischen Bonbon. Hier spielt wohl die Mischung aus Kamille und Kardamom eine gewisse Rolle. Außerdem besitzt der Duft eine Gemeinsamkeit mit #intoxicated. Eine kühlende Wirkung aus Kardamom und Muskat, welches dem Duft angenehmer zu tragen macht, da die süßen Komponenten etwas abgefedert werden und nicht zu sehr ins pappige abgleiten lässt. Insgesamt ein schöner Duft, gerade wenn man Honig mag und mit etwas süßlicheren Düften keine Probleme hat.

IntoxicatedIntoxicated

Kommen wir zum schon gerade angesprochenen Kardamom-Duft, der auch kräftig mit Muskatnuss gewürzt wurde. Eine wirklich gute Mischung, die vor allem kühlend auf der Haut wirkt. Beim ersten Test kam mir der Duft viel zu drückend vor, was als unerfahrener Duft-Freund aber nicht verwunderlich ist. Vor allem weil ich kräftig-grüne Kaffeebohnen wahrnahm. Überraschenderweise merkte ich im 2023er Test überhaupt keinen Kaffee mehr, sondern hauptsächlich die angesprochene Kardamom- und Muskat-Note. Den angegeben Mokka vernehme ich zu keiner Sekunde in meiner Nase.

Black Phantom Memento MoriBlack Phantom Memento Mori

Mein Signature, mein Liebling, mein Irish Coffee. Ein Traum von einem alkoholischen Gourmand, der bis heute der für mich beste Kilian ist. Kaffee-Noten, Schokolade, Rum und im späteren Verlauf Vanille und Zuckerrohr. Edel, süßlich, cremig und überaus abwechslungsreich. Bei jeder Temperatur kommen andere Noten in den Vordergrund, sodass man sich immer wieder auf etwas Neues freuen darf. Kommen bei kälteren Temperaturen vor allem Kaffee und Rum durch, so ist es bei wärmeren Gradzahlen die Vanille und der Zuckerrohr. Die Schokolade ist in der Duftpyramide zwar nicht angegeben, durch die dunkle Kaffee-Note kommen allerdings schokoladige Aromen auf, die einfach lecker sind.


Apple Brandy New YorkApple Brandy New York

Einer meiner neuesten Käufe und was für einer. Ich beschreibe ihn gerne als gelagerten Apfelkorn, da er dem Thema und dem Namen alle Ehre macht. Alkoholischer Apfelsaft mit viel Tiefe. Dazu nach ein paar Minuten ein ausgebranntes Holzfass, welches leichten Rauch abgibt und dunkel-holzige Aromen versprüht. Besser kann man einen alkoholischen Duft nicht kreieren und gehört unverwechselbar zum Trio Infernale rund um Single Malt LondonSingle Malt London und Straight to Heaven ExtremeStraight to Heaven Extreme.

Single Malt LondonSingle Malt London

Der nächste Duft aus dem genannten Trio. Ein Traum von einem Duft, der sich vor allem um Pflaume, alkoholischen Noten und Weizen dreht. Fruchtig, holzig, tief, dunkel, cremig. Wohl nach Black Phantom der Duft meiner Begierde, auch wenn der Flakon noch in der Sammlung fehlt. Besser konnte man bisher einen Highland-Whisky kaum erschnuppern und sich ein ums andere Mal fragen wie gut der eigentlich ist. Vor allem der Weizen gibt eine interessante Note mit, die einerseits trocken nach Getreide duftet und dann trotzdem eine gewisse Cremigkeit verleiht.

Straight to Heaven White Cristal (Perfume)Straight to Heaven White Cristal Perfume

Ein Duft der sich mit zwei Aromen perfekt schreiben lässt, Patchouli und Rum. Erdig, leicht muffig nach Kellerabteil und dazu eine richtig schöne Rum-Note, die düster wirkt. Der Untergrund besteht aus dunkler Zeder, die beide Noten nochmal pusht und aufleben lässt. Manche werden ihn als zu muffig empfinden, andere sich an der schwachen Haltbarkeit stören. Alles in allem ein Duft, der die Cognac-Keller von Hennessy wohl perfect beschreiben dürfte, so wie es Kilian auch wollte.

Straight to Heaven ExtremeStraight to Heaven Extreme

Man nehme die Grund-DNA des Straight to Heaven und drehe sowohl die Patchouli-Note, als auch das Zedernholz etwas herunter. Dafür kommt intensivere Vanille und eine süßlichere Rum-Komponente hinzu. Im Ergebnis hat man einen deutliche haltbareren, runderen und weicheren Duft als das Original. Ein Duft, der wirklich der Marke steht und ein Aushängeschild ist, wenn er nicht discontinued wäre. Ähnlich wie Apple Brandy und Single Malt leider nicht mehr offiziell zu erwerben.

Moonlight in HeavenMoonlight in Heaven

Das Teil hätte für mich wirklich das Potential eines wundervollen Sommerduftes gehabt. Die Beschreibung eines Reiskompotts mit Kokosaromen. Leider wirkt der Duft auf meiner Haut nicht, sodass hier hauptsächlich trockener Reis mit Jasmin zum Vorschein kommt. Dadurch wirkt die Jasminblüte nochmals trockener als sowieso schon. Die angegebene Note von Mango kommt ebenfalls bei mir nicht in die Nase. Schade.



Dark Lord Ex Tenebris LuxDark Lord Ex Tenebris Lux

Der jüngste Spross in meiner Sammlung. Lange habe ich die Probe behalten und jedes Jahr aufs neue getestet. Das Ergebnis war, dass mir der Duft von mal zu mal besser gefiel und die Leder-Jasmin-Vetiver-Kombi überzeugte. Dunkles schwarzes Leder mit einem leichten Blüteneinschlag. Durch das Vetiver bekommt das Ganze einen gebrauchten Eindruck und wirkt durchaus auch mal medizinisch. Aber genau das gefällt mir, denn er macht keine Kompromisse und ist der dunkelste Duft und derjenige mit der besten Performance aus dem Haus. Hier knallt es richtig und man könnte glatt an ein SM-Zimmer denken.



Love Don't Be Shy (Perfume)Love Don't Be Shy Perfume

Wohl einer der bekanntesten Düfte aus dem Haus und ein blütenhafter Gourmand-Traum. Orangenblüte kombiniert mit Marshmallow in unvergleichlicher Weise. Der duftet süß, leicht floral und schön pappig. Hier freut sich jeder Zahnarzt, dass nur gesprüht und nicht gegessen wird. Dazu einen hintergründigen Hauch Animalik, die etwas verruchtes mitbringt. Der war mir 2019 viel zu süß, mittlerweile geht’s ganz gut, auch wenn er schon recht feminin daherkommt.

Rolling in LoveRolling in Love

Dreams of milky ways. Cremige Milch, pudrige Iris und dazu noch etwas Freesie. Das ist Rolling in Love. Vor allem zarte weich-cremige Mandel kommt durch mit gewissen milchigen Aromen. Die Iris sorgt dafür, dass es tragbarer wird und nicht zu sehr wie ein Dessert duftet. Bepuderte Vanille küsst zusätzlich leichte weiße Blüten und legt sich in milchige Bäder.

Good Girl Gone Bad ExtremeGood Girl Gone Bad Extreme

Der für mich als Mann tragbarste Frauenduft. Orangenblüte verschmilzt mit Jasmin zu einer weiß-floralen Liebe. Schokolade gibt etwas Süße ab und wirkt cremig. Osmanthus gibt’s im geheimen auch noch. Diese Note sorgt für eine gewisse Fruchtigkeit und einen Touch Aroma von Pfirsichen. In der Gesamtheit wird der Duft dadurch leicht floral, leicht fruchtig, leicht süß. Von allem nicht zu wenig, von allem nicht zu viel. Genau on Point um tragbar zu sein und niemanden zu überfordern.

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