Veränderung der Duftwahrnehmung
Ich bin ja noch nicht lange hier, aber in der Zeit haben sich meine Vorlieben doch etwas verschoben. Ich hatte mich bisher immer als olfaktorischen Allesfresser gesehen und habe, bis auf ganz wenige Ausnahmen, fast jedem Duft etwas abgewinnen können; auch vielen Drogerianern. Nun muss ich nach dem Testen von bisher über 250 Parfums diverser Preisklassen doch feststellen, dass mir plötzlich viele günstigere Düfte sehr synthetisch vorkommen. Nicht dass sie nach Synthetik riechen würden, aber ich habe den Eindruck, dass viele Düfte einfach nicht wirklich lebendig oder vibrierend wirken. Auch stelle ich immer wieder eine schlechte Haltbarkeit fest. Manchmal bricht schon nach 1-3 Stunden Note für Note weg, während ich teurere Düfte auf Teststreifen teilweise noch eine Woche nach dem Aufsprühen deutlich riechen kann. Dazu kommt, dass mir auch einige günstigere Düfte zu simpel und nicht komplex genug erscheinen.
Gott sei Dank, gefallen mir teure Düfte nun auch nicht ausnahmslos. Doch wenn ich mal in einer Drogerie stöbern gehe, kommen inzwischen etwa 90% in die Kategorie „würd ich nicht tragen“. Während es in Parfümerien etwa max. 50% sind.
So manchen günstigen Duft, den ich vor 2 Monaten noch richtig schön fand, empfinde ich nun nur noch als gut oder als etwas besseren Durchschnitt. Das liegt teilweise auch daran, dass ich neue Lieblinge entdecke, die die vorherigen Liebsten dann von den oberen Plätzen verdrängen. Da werde ich noch so manche Bewertung anpassen müssen.
Ich stelle mich ja gern selbst in Frage und frage mich auch ernsthaft, ob ich durch Präsentation und hohen Preis der Parfums unterbewusst die Teureren als tendenziell besser bewerte oder ob ich tatsächlich langsam eine immer schwerwiegendere qualitätsbedingte Abneigung gegen Drogeriedüfte entwickle. Vielleicht werde ich mir mal einen Blindtest überlegen mit Düften, die ich noch nicht kenne, um mich selbst auf die Probe zu stellen.
Bisher empfand ich es immer als etwas Abgehoben, wenn jemand schrieb, er findet alles aus der Drogerie schrecklich. Aber so langsam kann ich’s in teilen verstehen. Den viel beklagten Kopfschmerz, den einige Düfte angeblich auslösen würden, kann ich hingegen noch nicht wirklich glauben. Jetzt ohne Witz, gibt’s das echt? Ich habe noch niemals Kopfschmerzen von einem Duft bekommen, nicht einmal von einem Gestank und sei er noch so fäkal, ungewaschen oder verdorben. Übelkeit und Brechreiz schon, aber Kopfschmerzen...mhhh..., vielleicht hab ich auch einfach nur Glück. Betrifft das vielleicht Personen, die sowieso oft daran leiden oder Migränepatienten sind?
Apropos Gestank: An dem Duft La Vie Est Belle scheiden sich ja die Geister, ich mochte ihn schon immer ganz gern, auch wenn er nie mein Liebling war. Überhaupt alles, was vor Fruchtigkeit, Vanille und süßer Gourmandnoten nur so strotzte fand ich super. Langsam riechen mir diese vielen übersüßen Düfte etwas zu zahm und zu niedlich.
Ich kriege immer mehr Lust zu den schweren, sinnlichen, dunklen Düfte abzudriften. Vielleicht sogar etwas in meine Richtung des Schreckens: die Orientalen.
Das Forum habe ich schon nach potenziellen neuen Lieblingen durchforstet und auch das Sichten der Sammlungen einiger Mitglieder lässt meine Merkliste anschwellen. Falls jemand diesen Eintrag hier liest, würde ich mich über ein paar Testempfehlungen und Anregungen freuen.