Düfte in meinem Arbeitsalltag

In diesem Forum kommt häufiger mal die Frage auf: “Welche Düfte riecht ihr oft an anderen Leuten”. Auch wenn ich selbst eigentlich nur La Vie est Belle und Lost Cherry wirklich sicher an anderen erkennen kann, möchte ich heute mal darüber schreiben, welche Düfte Menschen mit in den Urlaub nehmen. Ich arbeite als Zimmermädchen in einem 5-Sterne-Hotel, und da bekommt man so einiges mit (nicht nur was Düfte angeht, aber das ist ein anderes Thema).

Bei uns wohnen Menschen vom Teenie bis zur fast 100-jährigen ehemaligen Ärztin. Letztere hat übrigens immer einen Herrenduft im Bad stehen! Leider habe ich mir nicht gemerkt, welcher genau das war – auf jeden Fall ein hochpreisiger, klassischer Designerduft, ich glaube es war Terre d'Hèrmes. Ich vermute, dass der ihrem verstorbenen Mann gehörte, da auch immer ein Foto von ihm mitreist. An ihr selbst habe ich noch nie ein Parfum wahrgenommen. Das ist übrigens häufiger der Fall als man glaubt – selbst wenn Flakons im Badezimmer stehen, heißt das noch lange nicht, dass die Gäste sie auch benutzen. Vielleicht beduften sie sich aber auch erst abends, wenn ich schon Feierabend habe?

Ich freue mich immer sehr, wenn ich in einem der Flure eine Duftspur erschnüffle. Diese sind meist dezent (Ausnahmen gibt es natürlich auch). Was mir auf jeden Fall auffällt: Ich sehe so gut wie nie Nischendüfte. In den letzten 2 Jahren ist mir ein einziger Aventusflakon begegnet, bei den Damen würde ich den Anteil auf 2-5% schätzen. Radiant Nectar zum Beispiel, oder Pink Molecule. Einmal habe ich möglicherweise Baccarat Rouge oder ein Dupe davon in einem Zimmer gerochen – ein einziges Mal! Keine Delina, kein Amouage-Flakon, kein Erba Pura weit und breit! Auch Dior Sauvage wird erstaunlich selten benutzt.

Ansonsten tummeln sich auf der Ablage die üblichen Designer-Verdächtigen: Armani Code. K. So Scandal. Chloé. Libre. Mit Abstand am häufigsten aber sehe ich zwei Düfte: La Vie est Belle und Coco Mademoiselle! Auch die Männer mögen Chanel: Allure Homme Sport zierte schon öfter den Waschtisch.
Die älteren Herren sind meist (wenn überhaupt) klassisch-preiswert beduftet: Tabac oder Hattric.

Die meisten Gäste haben einen „richtigen“ Flakon dabei. Abfüllungen oder Pröbchen sehe ich selten. Zu bedenken ist, dass ich natürlich nicht in den Kosmetiktaschen und -koffern herumwühle, das heißt ich bekomme nur das zu sehen, was offen herumsteht. Wenn mir ein Duft begegnet, den ich nicht kenne (wie letztens Cherry in Japan), wird nach der Arbeit gleich Parfumo nach den Duftnoten befragt. Immer wieder schön, wenn das Hobby auch ein kleiner Teil des Arbeitsalltags ist 🥰