01.10.2015 - 14:39 Uhr
loewenherz
881 Rezensionen
loewenherz
Sehr hilfreiche Rezension
11
Hölle! Hölle! Hölle!
Neulich war ich - erstmals seit Jahren wieder und selbstredend ausschließlich aus anthropologischem Interesse - in einem Store von Abercrombie & Fitch. Auf den ersten Blick schien alles unverändert: die Wandgemälde mit den entblößten Athletenleibern im Treppenhaus, das dunkle Holzinterieur, die spärlich illuminierte Ware - und schließlich die auf die Straße wabernden Wogen des unvermeidlichen Fierce, der vielleicht ikonischsten Signatur der Marke mit dem Elch. Was allein fehlte, waren die wenig bekleideten Jungs im Eingang, mit denen man sich früher fotografieren lassen konnte - und die Kunden. Es war ziemlich leer da drinnen, und auch die Discobeats waren weniger wummernd, als ich sie in Erinnerung hatte. Abercrombie & Fitch ist - trotz mannigfaltiger Versuche dem entgegenzusteuern - so out, dass man ein neues Wort dafür erfinden müsste.
Inmitten dieser surreal vertrauten Szenerie - dass die In-Crowd in New York, London und Tokyo vor den Tempeln der Coolness und künstlichen Verknappung Schlange stand, ist kaum zehn Jahre her - einer Szenerie, die fast rührend anmutete in ihrer Leere, präsentierte sich Fierce Icon, Abercrombies neuer Duft. Ganz ungeachtet meines heutigen - zweifellos durch zuviel Beschäftigung mit Parfum 'verbildeten' - Urteils über ihn ist Fierce - der Echte, Wahre - auf seine Art ein Monolith in seiner Klasse: nicht unbedingt geliebt oder auch nur geachtet, doch wiedererkannt von nahezu jedem, der ihn einmal in der Nase hatte. Und es gab eine Zeit vor vielen Jahren, da ich ihn mochte, weswegen er bis heute Rührung und beinahe etwas Wehmut in mir weckt.
Fierce Icon, sein 2015er Bastard, hat diesen Basiscredit nicht und enthüllt daher ganz schutz- und schonungslos seine ganze, metallisch künstlich-süße Drogeriemarktpracht. Schwarzer Pfeffer, Bergamotte und Leatherwood (so der etwas cooler klingende englische Name der tasmanischen Scheinulme) werden genannt als seine Duftingredienzen - als 'einzigartig, raffiniert, warm und verführerisch' voll 'kühner und maskuliner Attitude' beschreibt Abercrombie & Fitch ihn. Es tut mir fast ein bisschen weh zu konstatieren, dass bereits Raffinesse, Wärme, Verführung oder Kühnheit nur mühsam auszumachen sind. Über Maskulinität ließe sich noch streiten, aber Einzigartigkeit - guys, come on! - wenige Attribute treffen weniger zu auf diesen fast schmerzhaft belanglos-beliebigen Schülerduft, dem selbst die Fußstapfen des nicht unumstrittenen Fierce dergestalt zu groß sind, dass man das Echo viel zu kleiner Füße in dessen ausgetretener Mulde buchstäblich zu hören glaubt.
Fazit, in den Worten des unsterblichen Wolfgang Petry:
'Das ist Wahnsinn - warum schickst du mich in die Hölle? (Hölle! Hölle! Hölle!)
Eiskalt lässt du meine Seele erfrier'n!'
Inmitten dieser surreal vertrauten Szenerie - dass die In-Crowd in New York, London und Tokyo vor den Tempeln der Coolness und künstlichen Verknappung Schlange stand, ist kaum zehn Jahre her - einer Szenerie, die fast rührend anmutete in ihrer Leere, präsentierte sich Fierce Icon, Abercrombies neuer Duft. Ganz ungeachtet meines heutigen - zweifellos durch zuviel Beschäftigung mit Parfum 'verbildeten' - Urteils über ihn ist Fierce - der Echte, Wahre - auf seine Art ein Monolith in seiner Klasse: nicht unbedingt geliebt oder auch nur geachtet, doch wiedererkannt von nahezu jedem, der ihn einmal in der Nase hatte. Und es gab eine Zeit vor vielen Jahren, da ich ihn mochte, weswegen er bis heute Rührung und beinahe etwas Wehmut in mir weckt.
Fierce Icon, sein 2015er Bastard, hat diesen Basiscredit nicht und enthüllt daher ganz schutz- und schonungslos seine ganze, metallisch künstlich-süße Drogeriemarktpracht. Schwarzer Pfeffer, Bergamotte und Leatherwood (so der etwas cooler klingende englische Name der tasmanischen Scheinulme) werden genannt als seine Duftingredienzen - als 'einzigartig, raffiniert, warm und verführerisch' voll 'kühner und maskuliner Attitude' beschreibt Abercrombie & Fitch ihn. Es tut mir fast ein bisschen weh zu konstatieren, dass bereits Raffinesse, Wärme, Verführung oder Kühnheit nur mühsam auszumachen sind. Über Maskulinität ließe sich noch streiten, aber Einzigartigkeit - guys, come on! - wenige Attribute treffen weniger zu auf diesen fast schmerzhaft belanglos-beliebigen Schülerduft, dem selbst die Fußstapfen des nicht unumstrittenen Fierce dergestalt zu groß sind, dass man das Echo viel zu kleiner Füße in dessen ausgetretener Mulde buchstäblich zu hören glaubt.
Fazit, in den Worten des unsterblichen Wolfgang Petry:
'Das ist Wahnsinn - warum schickst du mich in die Hölle? (Hölle! Hölle! Hölle!)
Eiskalt lässt du meine Seele erfrier'n!'
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