Voodoo Flowers 2020

Toppine
03.10.2021 - 15:19 Uhr
27
Top Rezension
7
Preis
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Doppelsinn

Das hier ist kein Parfüm. Das hier ist duftende Musik. Musik, die direkt ohne Umwege in den Bauch geht. Nicht intellektuell, nicht gefiltert und nicht auf gute Manieren und Schönheit getrimmt. Dafür kraftvoller, gut riechender Rhythmus. Blues-Rock vom Feinsten.

Limette, Champagner, Gin? Kann sein, es perlt jedenfalls. Von Anfang an ist da Wucht und Präsenz. Wer jemals den wunderbaren Konzertfilm "Stop Making Sense" über die Talking Heads gesehen hat, weiß, wovon ich rede. David Byrne betritt die Bühne und die Sache geht langsam und rhythmisch los, bis die restlichen Bandmitglieder kommen. So auch hier. Und dann haut mir der Duft "Burning Down the House" um die Ohren und in die Nase. Was für eine Eröffnung.. Ich wechsle zu "Once in a Lifetime", während sich der Auftakt etwas beruhigt.

Iris, Veilchen, Jasmin und andere Blümeleien? Mir egal, Noten sind hier überhaupt nicht wichtig. Sie fügen nur kleine Lichtblitze zum Voodoo-Zauber hinzu. Zudem zeigt sich jetzt rasch das pfeffrige Leder, sehr sexy und raumgreifend. Zusammen mit einer gehörigen Portion Rauch. Beides zusammen läßt nur noch Platz für alte Klassiker wie "Stairway to Heaven" oder "Another Brick in the Wall" oder was ihr wollt. Auch Ginger Bakers Drum Solo von Creams "Toad" passt bestens, ist aber hardcore....

Das rauchige Leder begrünt und beruhigt sich langsam. Was bleibt, hat leise Töne und stimmt mich sanft und ruhig. Ich denke an "Rough God Goes Riding" von Van Morrison mit seinen wundervollen Saxophon-Soli. Damit klingt der Duft aus, schön....

Bei aller psychedelischen Rockigkeit ist Voodoo Flower zwar dominant und präsent, aber tatsächlich niemals laut oder aufdringlich. Ein sehr körperlicher Duft für Nase und Ohren, der sofort Kopfkino in Gang setzt. Dabei vollkommen tragbar.

Meine beiden Vorkommentatoren haben ebenfalls die Musik in diesem Duft wahrgenommen. Marilyn Manson ist zwar nichts für mich, aber die Welt ist ja bunt. Floyd hat sich von Jimi Hendrix inspirieren lassen. Da würde ich gerne folgen, klappt aber nicht. Die jaulende, kreischende, sich in Endlosschleifen windende Fender höre ich hier leider nicht.

Das Parfüm hat einen wunderbar passenden Namen.
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