15.02.2014 - 12:55 Uhr
Inger
112 Rezensionen
Inger
Sehr hilfreiche Rezension
24
Großmutters Geheimwaffe
Alles war peinlich sauber, der Kaffeetisch wunderschön gedeckt. Um ihrer Aufregung Herr zu werden, kontrollierte sie nochmals die Gedecke. Lag jedes Löffelchen gerade, war jede Serviette kunstvoll gefaltet?
Es war noch Zeit, das wußte sie, doch beim Warten können Minuten zu Stunden werden.
Sie hatte das weiße Chinaporzellan genommen - das "gute" und das Silberbesteck, in das ihr Name eingraviert war. Die gelben Servietten paßten gut zum gelb-weiß karierten Leinentischtuch. Der kleine Blumenstrauß, den sie vorhin im Garten gepflückt hatte, war ebenfalls in gelb und weiß gehalten. Süßlich dufteten die Blumen. Die Freesien waren heuer besonders schön. Sie war immer darauf bedacht, daß bei Tisch nicht zu viele Farben mitspielten.
In der Tischmitte auf einem Tortenfuß stand die feine Zitronencremetorte.
Das Rezept stammte ursprünglich von der Großmutter - "Geheimwaffe" hat sie's immer genannt. " Du weißt ja mein Mädchen: "Liebe geht durch den Magen." Dabei hatte sie ihr zugeblinzelt und gelächelt. Wie lange ist das alles schon her!
Das Rezept hat sie dann ein wenig abgewandelt. Auch "Geheimwaffen" ändern sich, müssen mit der Zeit gehen.
Zwischen dem feinen Tortenboden und der leckeren Zitronencreme hat sie in Orangenlikör flambierte Kekse getan. Der Geschmack war wirklich einzigartig. Der feine Zitronen-Vanille-Duft erfüllte das ganze Haus. Den Schlagobers würde sie erst nachher aus dem Frigidaire holen.
Die Fenster standen weit offen. Es war ein wunderschöner Frühsommer-Nachmittag. Die duftigen weißen Vorhänge bauschten sich im Wind. Eine Hummel umkreiste die Blumen auf der Fensterbank.
Aus dem Wohnzimmer klang leises Klavierspiel. Das war ihr Sohn Peter, der dort spielte. Sie summte leise mit. Bei einer Stelle blieb er jedes Mal hängen. Auch der Takt war nicht immer ganz richtig. Morgen würde sie beim Üben wieder neben ihm sitzen. Bis zur Vorführung war ja noch Zeit.
Die Uhr schlug zwei. Jetzt würde er gleich da sein. Er war immer pünktlich. Für den Fall, daß er Blumen mitbringt, hatte sie schon eine Vase bereitgestellt.
Es läutete. Mit flinken Fingern nahm sie die Schürze ab und hängte sie in die Küche. Leichtfüßig durchquerte sie den Flur. Der frisch eingelassene Holzboden knarrte ein wenig. Sie warf einen kurzen Blick in den Wandspiegel. Die blaue Bluse hatte die gleiche Farbe wie ihre Augen. Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar und probierte ein Lächeln. Es würde schon alles gut gehen!
Sie holte tief Luft und öffnete die Tür.
Es war noch Zeit, das wußte sie, doch beim Warten können Minuten zu Stunden werden.
Sie hatte das weiße Chinaporzellan genommen - das "gute" und das Silberbesteck, in das ihr Name eingraviert war. Die gelben Servietten paßten gut zum gelb-weiß karierten Leinentischtuch. Der kleine Blumenstrauß, den sie vorhin im Garten gepflückt hatte, war ebenfalls in gelb und weiß gehalten. Süßlich dufteten die Blumen. Die Freesien waren heuer besonders schön. Sie war immer darauf bedacht, daß bei Tisch nicht zu viele Farben mitspielten.
In der Tischmitte auf einem Tortenfuß stand die feine Zitronencremetorte.
Das Rezept stammte ursprünglich von der Großmutter - "Geheimwaffe" hat sie's immer genannt. " Du weißt ja mein Mädchen: "Liebe geht durch den Magen." Dabei hatte sie ihr zugeblinzelt und gelächelt. Wie lange ist das alles schon her!
Das Rezept hat sie dann ein wenig abgewandelt. Auch "Geheimwaffen" ändern sich, müssen mit der Zeit gehen.
Zwischen dem feinen Tortenboden und der leckeren Zitronencreme hat sie in Orangenlikör flambierte Kekse getan. Der Geschmack war wirklich einzigartig. Der feine Zitronen-Vanille-Duft erfüllte das ganze Haus. Den Schlagobers würde sie erst nachher aus dem Frigidaire holen.
Die Fenster standen weit offen. Es war ein wunderschöner Frühsommer-Nachmittag. Die duftigen weißen Vorhänge bauschten sich im Wind. Eine Hummel umkreiste die Blumen auf der Fensterbank.
Aus dem Wohnzimmer klang leises Klavierspiel. Das war ihr Sohn Peter, der dort spielte. Sie summte leise mit. Bei einer Stelle blieb er jedes Mal hängen. Auch der Takt war nicht immer ganz richtig. Morgen würde sie beim Üben wieder neben ihm sitzen. Bis zur Vorführung war ja noch Zeit.
Die Uhr schlug zwei. Jetzt würde er gleich da sein. Er war immer pünktlich. Für den Fall, daß er Blumen mitbringt, hatte sie schon eine Vase bereitgestellt.
Es läutete. Mit flinken Fingern nahm sie die Schürze ab und hängte sie in die Küche. Leichtfüßig durchquerte sie den Flur. Der frisch eingelassene Holzboden knarrte ein wenig. Sie warf einen kurzen Blick in den Wandspiegel. Die blaue Bluse hatte die gleiche Farbe wie ihre Augen. Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar und probierte ein Lächeln. Es würde schon alles gut gehen!
Sie holte tief Luft und öffnete die Tür.
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