Phũl-Nãnã 1891 Eau de Parfum

Phũl-Nãnã (Eau de Parfum) von Grossmith
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8.5 / 10 149 Bewertungen
Phũl-Nãnã (Eau de Parfum) ist ein beliebtes Parfum von Grossmith für Damen und erschien im Jahr 1891. Der Duft ist blumig-würzig. Haltbarkeit und Sillage sind überdurchschnittlich. Es wird noch produziert.
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Duftrichtung

Blumig
Würzig
Orientalisch
Pudrig
Holzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
NeroliNeroli OrangeOrange BergamotteBergamotte
Herznote Herznote
RosengeranieRosengeranie TuberoseTuberose Ylang-YlangYlang-Ylang
Basisnote Basisnote
PatchouliPatchouli BenzoeBenzoe Bourbon-VanilleBourbon-Vanille OpoponaxOpoponax ZedernholzZedernholz SandelholzSandelholz TonkabohneTonkabohne
Bewertungen
Duft
8.5149 Bewertungen
Haltbarkeit
8.4115 Bewertungen
Sillage
8.0114 Bewertungen
Flakon
8.3103 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
6.511 Bewertungen
Eingetragen von Feylamia, letzte Aktualisierung am 12.06.2023.

Rezensionen

13 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Can777

232 Rezensionen
Can777
Can777
Top Rezension 52  
Der Tempel der Kaali Maa
Einst vor langer,langer Zeit war ich auf Mauritius. Die dort lebende Bevölkerung besteht zum Großteil aus Indern die sich dort niedergelassen haben. Hält man sich in einen der kleinen Städte auf,kommt man sich wirklich von als sei man in Indien. Frauen mit wunderschönen Saris beherrschen das Stadtbild. Es gibt spezielle Geschäft die diese prächtigen und schillernden Stoffe verkaufen. Betritt man eines dieser Geschäfte wird man durch die Flut der Farben fast blind. Aber es sind nicht die lauten und schreienden Stoffe die am kostbarsten sind. Genau das Gegenteil ist der Fall. Es sind die seidig-matten und dumpfen Farben die am kostbarste sind und standesgemäß einer Maharani gleich kommen würden. Der Preis den man für so einen augenscheinlich nichtssagenden Sari-Stoff bezahlen kann ist beachtlich. Weiterhin hatte ich die große Ehre mitgenommen zu werden in einen tief im inneren der Insel gelegenen Hindu-Tempel.

Der Tempel lag an einen kleinen Berg. Als ich den Tempel betrat kam mir schon ein unglaublich schöner Geruch entgegen. Er wurde immer intensiver umso mehr ich mich der Halle näherte. Was ich dann sehen durfte glich mehr einer Filmkulisse als einer Gebetshalle. Am Ende der kleinen Halle saß sie. Kali die schwarze Göttin des Todes,des Zorns und der Erneuerung. Sie war komplett aus schwarzen Ebenholz und um die fünf Meter groß. Geschmückt über und über mit Blumenkränzen die man ihr um den Hals und zu Füßen legte Ein Meer aus weißen Blumen umgab sie. Überall brannten kleine Bündel aus Räucherstäbchen. Der Raum war geschwängert von würzig,harzig und cremigen Gerüchen. Der Duft von Sandelholz,Patchouli und diverse Gewürze durchzog die Luft und vermischte sich mit den Blüten zu etwas einzigartigen Ganzen. Stunden nach diesem Besuch duftete meine Kleidung noch danach,obwohl ich nur wenige Minuten im inneren des Tempels war. Lange habe ich mich danach gesehnt diesen einzigartigen Nachhall wieder wahrzunehmen an mir. Phul-Nana ist eine Hommage an die Schönheit Indiens und für mich das Ende einer langen Suche. Dieses Parfüm duftet exakt so wie meine Kleidung nach dem Besuch im Tempel,....einzigartig!

Phul-Nana
Phul-Nana kommt der Kunst gleich eine Maharani in einen edle und prächtigen Sari zu wickeln. Man stelle sich vor auf die mit Neroli bedurftet nackte Haut kommen feine und kostbare Lagen aus Stoffen in matten und gebrochenen Tönen. Eine seidenweiche Tuberose die fast schon pulverisiert wirkt legt sich auf der Haut nieder. Keineswegs schwer und kräftig,sondern so als sei sie zu feinsten Puder geworden der die Haut umschließt. Lange verweilt der Duft in diesen Zustand wie weicher Wachs auf der Haut bis weitere Lagen von Stoff hinzukommt die ihn veredeln. Immer tiefer sinkt Phul-Nana hin zu seiner Basis aus trockenen und staubigen Tönen. Die wohl symbolträchtigste Note Indiens Patchouli kommt zum Vorschein mit Lagen aus matt-würzigen Vanille und fein-herber Tonka. Alles wird gehalten durch einen zarten Schleier aus cremig-weicher Benzoe und zart-schmelzenden Opoponax. Edelste (Duft)Stoffe umhüllen den Körper einer Maharani gleich!

Fazit
Das Licht was Phul-Nana aussendet ist nicht grell und extrem hell. Es ist eher weich und schummerig,so wie das Licht einer antiken und verschmutzten Öl-Laterne. Das Parfüm scheint zu schweben wie feinste blumig-würzige Puderpartikel in der Luft. Phul-Nana hat etwas schwülstiges,altes und historisches in seiner Aura,ohne dabei aber erdrückend zu wirken. Es hat eine gut wahrnehmbare Sillage die aber zu keinen Zeitpunkt aufdringlich erscheint und eine sehr gute Haltbarkeit von 8. bis 12. Stunden. Das Parfüm ist von beiderlei Geschlechtern gut tragbar,es sei denn man fürchtet sich vor Tuberose oder fühlt sich zu jung für dieses Meisterwerk. Phul-Nana ist wie ein kostbarer blind schimmernder Sari-Stoff oder wie der Wind der durch einen Hindu-Tempel weht und alle prächtigen Gerüche mit sich trägt. Das mir Phul-Nana gefällt,dürfte nach erzählen meiner Erlebnisse wohl sehr klar sein. Ich finde ihn einfach nur märchenhaft schön!

Übrigens der Grund warum die Hindus zu einer so augenscheinlich erschreckenden Göttin wie Kaali Maa beten ist der,dass im Glauben der Hindus sie zu den wenigen Göttinnen zählt die Wünsche erfüllen kann.

Mit Phul-Nana hat sie mir meinen jetzt endlich erfüllt!
28 Antworten
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Inger

111 Rezensionen
Inger
Inger
Top Rezension 48  
"Hol mir vom Himmel die Sterne" -
oder

"Phul-Nana zum Hochzeitstag"

Wenn ich mir die zehn Kommentare zu Phul-Nana durchlese, dann ist eigentlich schon alles zu diesem
außergewöhnlichen Duft gesagt.

Und dennoch habe ich ganz persönliche Eindrücke gewonnen, Seiten entdeckt an mir, verborgen, schlummernd, einzigartig.

Diesen Sommer konnte ich so richtig genießen. Endlich war es so richtig warm. Die Sonne hat mich bis zu den Knochen erwärmt, bis ins Herz.

Im August feiern wir unseren Hochzeitstag und natürlich soll ein Parfum mein Herz erfreuen und mich noch lang an diesen Tag erinnern.

Die Urlaubstage davor habe ich mit diversen Tests meiner "Lieblingsdüfte" verschönert und mein Mann sollte dann die endgültige Entscheidung treffen.

Pünktlich am Hochzeitstag traf das wunderschöne Packerl ein.
Wie ein kleines Kind habe ich ausgepackt, den schweren dunkelblauen Karton ehrfürchtig in den Händen gehalten. Ganz feierlich war mir zumute, als ich Phul-Nana dann aufsprühte.

Diesen Abend haben wir im Garten verbracht.
Die Liegestühle zwischen Rosen und Clematis, Lavendel, Hortensien und Geißblatt aufgestellt, haben wir den Sternenhimmel betrachtet.
Das allein wäre ja schon wunderschön gewesen, doch mir wurde noch viel mehr geboten.
Es war die Nacht der Sternschnuppen!
So saßen wir aneinandergekuschelt, eingehüllt in einen feinen Phul-Nana Hauch und blickten himmelwärts.
Fernab der Stadt in unserem Garten stört kein Licht die wunderschöne Nacht.
Hin und wieder Grillenzirpen und leises Rascheln in den Blättern - sonst nur Stille.
Wünschen konnte ich mir gar nichts mehr beim Anblick der vielen Sternschnuppen, ich war schon wunschlos glücklich.
Als kleines Teilchen dieses großen Universums blickte ich ehrfürchtig und still, drückte die warme, sichere Hand an meiner Seite und war verzaubert.

Schon als ich Phul-Nana das erste Mal testete, war ich hin und weg. Wir passen zueinander, daß war mir sofort klar.
Phul-Nana ist etwas ganz Besonderes; ein Duft, wie aus einer anderen Welt.
Jedes Mal kam ich mir wie eine Königin, eine Göttin vor. Phul-Nana hat mich verzaubert.

Der fast spritzige Neroli-Orangenbeginn läßt schon Großes erwarten; nicht fruchtig oder leicht, eher verträumt, gediegen, anders.
"Altmodisch" habe ich auch gelesen - ja es könnte auch altmodisch sein!

Die Tuberose steht mir. Das muß ich einfach so sagen. Tuberose gefällt mir sehr an mir; schon immer war das so. Auch die Geranie gefällt.
Die zarte Sandelholznote schwingt schon die ganze Zeit über mit, wird stärker, vermischt sich mit Vanille, Patchouli und Zedernholz.
Das ist so wunderschön, daß ich mich leichtfüßig, schwebend, umhüllt und geborgen fühle. Phul-Nana adelt.
Noch lange kann ich mich in diese wunderbare Mischung kuscheln und neuerdings kommt noch eine ganz besondere Note dazu - ein wunderbarer Duft in einer wunderschönen Sternennacht im Sommer.

Da gibt es kein Wünschen, kein Sehnen mehr - da gibt es nur noch Ehrfurcht und Dankbarkeit.
27 Antworten
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Yatagan

386 Rezensionen
Yatagan
Yatagan
Top Rezension 46  
Frühlingserwachen - eine mentalitätsgeschichtliche Duftanalyse
Als ich die Jahreszahl der Entstehung dieses Duftes las (ungeachtet der Tatsache, dass auch dieser Duft natürlich reformuliert, überarbeitet und angepasst wurde), traf es mich wie ein Blitz: 1891 ist das Jahr der Entstehung von Frank Wedekinds berühmter, berüchtigter „Kinder-Tragödie“ Frühlingserwachen, die seinerzeit für ungeheuren Aufruhr sorgte und die mir immer als ein wichtiger Wendepunkt in der Literatur der Moderne erschien: Junge Menschen zerbrechen am Moralkodex der Zeit, an schulischen Zwängen und sexueller Unaufgeklärtheit. Ihr Leben schließlich endet in Tod und Verzweiflung. Das Werk selbst überwindet den Naturalismus, weist auf den literarischen Expressionismus voraus und trägt symbolistisch-romantisierende Züge.

Was hat das alles mit einem Duft zu tun, der zufällig im gleichen Jahr komponiert wurde? Ich glaube diesbezüglich nicht an Zufälle. So sehr die bildende Kunst, die Musik, Philosophie und Weltanschauungen einer bestimmten Epoche miteinander verbunden sind, so sehr darf man auch hinter jeder Duftkomposition die Mentalität ihrer Zeit vermuten, die Moden und Vorlieben einer Generation. Das galt für die herben oder moschuslastigen Düfte der 70er, für die zuweilen hochkomplexen Düfte der 80er, die Frische- und Sportwelle der 90er und die Oudmoden der jüngsten Zeit. So steht hinter einer Mode eben auch der Zeitgeist, eine Mentalität, die durch Diskurse in Politik, Wirtschaft, Kunst und Philosophie geprägt wird.

Legt man diese These zugrunde, dann dürfte der Einfluss von Weltanschauungen auch für Düfte gelten. So waren die Parfums und Colognes der 70er nicht zufällig moschuslastig, sondern wollten die sexuelle Freizügigkeit dieser Generation in erotisch aufgeladenen Düften abbilden. So waren die Düfte der 80er nicht zufällig aufwändig und verschwenderisch komponiert, sondern waren ein Abbild einer Zeit, die das Primat des wirtschaftlichen Erfolgs feierte wie keine zuvor. So waren die Düfte der 90er nicht umsonst klar, frisch und streng, waren diese Jahre doch eine Zeit, in der eine neue Sachlichkeit in Politik, Stil und Wesen der Mode Einzug hielt und zu der opulente oder erotisch aufgeladene Düfte nicht mehr gepasst hätte. Was die aktuelle Oud-Mode zu besagen hat, das stelle ich hiermit zur Diskussion.

Gehen wir davon aus, dass Phul-Nana nicht vollkommen reformuliert wurde, sondern dem Hersteller zufolge alten Rezepten nachkomponiert wurde, dem Heute angepasst, aber mit dem Blick zurück in die Vergangenheit, ins Jahr 1891, dann handelte es sich bei Phul-Nana - neben vielen englischen Colognes - um einen der ältesten Düfte auf dem Markt; ich persönlich würde sein Herstellungsjahr eher in die Gegenwart verlegt wissen wollen, kann mich aber mit dem Gedanken anfreunden, dass der Duft noch den Charakter des vorletzten Jahrhunderts trägt: des Jahres 1891.

Was aber geschah im Jahre 1891? Ein Blick in die Geschichtsbücher ist nicht immer aufschlussreich: Sie können viel über politische Entwicklungen in der Kaiserzeit, in der Zeit nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 erschließen, vermögen aber wenig über die Befindlichkeit der Menschen dieser Zeit, wenig auch über die Moden, Vorlieben, Denk- und Verhaltensmuster dieser Jahre zu berichten. Ein Blick in alte Zeitungen mag aufschlussreicher sein, gerade wenn sie seinerzeit schon Werbung enthielten, denn diese sagt eben mehr über die Wünsche von Menschen aus als alle sachlichen Darstellungen, Nachrichten oder Berichte.

Richtig spannend wird es aber dann bei der Betrachtung von Literatur. Viele Historiker sind sich einig: Mentalitätsgeschichte wird erfahrbar über Alltagskultur, über das, was die Menschen in ihren persönlichen Gesprächen, Sorgen und Nöten bewegte - und solche Ideen wiederum werden vielleicht nirgends so gut für die Nachwelt konserviert wie in der Literatur, die ja ein Spiegel ihrer Zeit ist, die aktuelle Strömungen pointiert zur Sprache bringt und oftmals gerade das aufgreift, was die Menschen zu bewegen BEGINNT: das Neue.

Immer vorausgesetzt, dies alles stimmt, weiter vorausgesetzt, der Leser möchte mir folgen, dann ließe sich aus der Literatur der Zeit folgendes ableiten:

Einerseits war 1891 noch die Zeit des Naturalismus, der exakten Darstellung äußerlicher und innerseelischer Vorgänge, der harten Darstellung sozialer Nöte, - wie im Brennglas vergrößert: z.T. schockierende Schilderungen von Armut, Alkoholismus, sozialem Determinismus. Gerhard Hauptmanns „Die Weber“ erschien 1892, war sozial und politisch revolutionär und neu. Und dennoch erschienen parallel die Werke einer Generation von Schriftstellern, die eine Gegenbewegung etablierten, die Sprachrohr einer anderer Generation waren, die wieder stärker symbolistische, romantische Tendenzen zur Sprache brachten. Wedekinds „Frühlingserwachen“ ist voller mystischer Anspielungen, sexueller Ein- und Zweideutigkeiten, Wut auf die bürgerliche Enge der Zeit, eine Anklage gegen die Moralvorstellungen des Bürgertums vor der Jahrhundertwende, das seine Opfer forderte, im vorliegenden Fall sogar bei Kindern bzw. Jugendlichen.

Ein Duft, der diese Weltanschauung, die im Aufkeimen begriffen war, abbilden wollte, musste eine erotische, eine wuchtige, eine befreiende Komponente haben. Nach einer frischen, hellen Eröffnung zeigt sich bei Phul-Nana unter der Oberfläche das Dunkel, die Erotik, die Wucht: Patchouli wird bald spürbar, trägt bis zum Schluss, Tuberose, „the siren of the parfume world“, sorgt für sexuelle Aufladung, ähnlich die anderen Blütendüfte, die durch den dunklen Patchouli notdürftig gezügelt erscheinen. Das wirkt wie das enge Kleid um einen schönen Körper, wie eine exquisite Verhüllung der Tuberose mit all ihren erotischen Implikationen. Gleichzeitig hat auch der Pachouli seine exotisch-erotischen Konnotationen, das ist fast wie olfaktorische Dialektik: das eine duftende Argument hebt das andere auf und führt es zu einer höheren Ebene.

Die Basis ist wuchtig-schwülstig gestaltet, mit allem, was für den großen Auftritt nötig ist. Nicht dass man unter der Tuberose und dem Patchouli noch all die schweren Töne von Benzoe, Vanille, Tonkabohne und Sandelholz wahrnehmen könnte. Sie sorgen aber für eine Basis, die wie ein Marmorsockel die leicht verhüllte Schönheit der Tuberosen-Patchouli-Komposition ausstellt und stabilisiert: wuchtig und schön zugleich.

Der Duft ist ohne Frage ein großer Wurf. Ob man dafür tatsächlich so viel Geld ausgeben möchte, wie der Hersteller fordert, muss jeder für sich selbst beantworten. Ich belasse es bei einer Abfüllung.

Fest steht für mich dabei allerdings, dass der Duft in perfekter Manier die in der Luft liegende Stimmung der damaligen Zeit widerspiegelt: Das beginnende Aufbegehren gegen die moralischen Zwänge des zu Ende gehenden Jahrhunderts, die die Menschen zu Gefangenen ihrer eigenen Sexualität, zu Gefangenen gesellschaftlicher Normen machte und dabei zu furchtbarem Leid führen konnte. Dies öffentlich zu machen, dagegen anzuschreiben, es im besten Fall zu verhindern, war die Intention von Schriftstellern wie Wedekind. Gelungen ist es ihm wie vielen zu früh Geborenen nicht sofort, sondern erst in seiner Nachwirkung, die allerdings kaum zu überschätzen ist. Psychologie, Soziologie und Erziehungswissenschaften haben erst Jahre später das nachvollzogen oder rezipiert, was einige wenige wache Geister schon 1891 wussten.

Phul-Nana bildet all dies in einem Duft ab. Das mag man überspitzt formuliert, falsch interpretiert oder überzogen nennen. Dazu stehe ich gerne.

Dieter Kafitz gewidmet
24 Antworten
10
Preis
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
ParfumAholic

251 Rezensionen
ParfumAholic
ParfumAholic
Top Rezension 39  
Unter der Oberfläche.....
Um ganz ehrlich zu sein, gibt es eigentlich nur zwei Dinge in meinem bisherigen Leben, die ich mehr oder minder bereue:

1.) Statt Spanisch habe ich Französisch als Leistungskurs bis zum Abi gewählt, weil ich die Sprache als melodischer empfand. Fehler, denn hätte ich seinerzeit auch nur ansatzweise geahnt, dass Spanien mal quasi mein zweites Zuhause werden würde, hätte ich mich anders entschieden.

2.) Da mich Menschen, ihr Wesen, Denken und Handeln immer schon interessiert haben, habe ich nach dem Abi mit dem Gedanken gespielt, Psychologie zu studieren. Da die Berufsaussichten für Psychologen damals eher schlecht aussahen, habe ich mich dann für eine Ausbildung entschieden. Im Grunde bereue ich diesen Schritt nicht und bin auch ohne Studium ganz gut unterwegs.

Obwohl ich mit dieser, meiner persönlichen "Fehler-Bilanz" eigentlich mehr als zufrieden sein kann, ärgert mich der unter Punkt zwei dennoch von Zeit zu Zeit.

Denn hätte ich Psychologie studiert...könnte ich mir vielleicht heute erklären, warum ich diesen "Grossmith-Düften" in der Regel mit Haut und Haaren verfalle. Gnadenlos, erbarmungslos, unentrinnbar.

Aber so wird das wahrscheinlich ein Geheimnis bleiben.

Und so kam, was kommen musste: Kaum an "Phul-Nana" geschnuppert hat, mich auch dieser Duft augenblicklich und ohne zu zögern in seinen Bann gezogen.

Gnadenlos, erbarmungslos, unentrinnbar.

Lt. ALzD kommt der Begriff "Phul-Nana" aus dem Hindi und bedeutet "schöne Blume".

Von "der schönen Blume" bemerke ich allerdings zunächst nichts, denn Bergamotte, Neroli und ein wenig Orange sorgen für einen leicht spritzigen und zitrischen Auftakt, der allerdings nicht von Dauer ist.
Bereits hier habe ich das Gefühl, dass "Phul-Nana" ein klein wenig "altmodisch" daherkommt und man ihm die Reife seines Alters anmerkt. Aber genau passt für mich auch wieder in's Bild dieser olfaktorischen Grossmith-Schätze.

Die eher weißen Blumen und Blüten lassen derweil immer noch auf sich warten, blitzen hier und da nur wohltuend kurz durch. Nein, blumig will "Phul-Nana" bei mir nicht wirklich werden, weder beim ersten noch bei folgenden Tests.

Dann aber macht dieser Duft einen Sprung, einen gewaltigen Sprung in eine unbeschreiblich tiefe Basis die zu beschreiben mir nahezu unmöglich ist, weil sie sich bei jedem Test etwas anders präsentiert.

Mal hell und freundlich, dann wieder dunkler (aber nicht düster), aber immer warm in der Grundausrichtung. Die Süße der Vanille, des Opoponax und der Tonkabohne wird durch Zeder und Patchouli herrlich abgemildert. Das Sandelholz spielt sprichwörtlich das Zünglein an der Waage und lässt den Duft mal mehr mal weniger süß erscheinen. Oftmals sind es nur Nuancen, die den Charakter des Dufts in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Kratzt "Phul-Nana" in der Kopf- und Hernote lediglich an meiner Oberfläche, dringt es mit der Basis vollends zu meinem innersten Kern durch.

Unwillkürlich muss ich an den Song "Unter der Oberfläche" von "Silbermond" denken:

"Kommst Du mit unter die Oberfläche,
ich zeig Dir den Kern von mir,
und was ich sonst verstecke,
unter der Oberfläche.

Wir ziehen unsere Kreise durch maskierte Zeiten,
verschweigen so viel von uns aus Angst es könnte nicht reichen,
da ist so viel mehr von mir das will ich Dir zeigen
wir gehen in die Tiefe und dort können wir bleiben.

Geh mir auf den Grund, geh mir unter die Haut, schau hinter die Kulisse,
geh mit mir ein paar Schritte unter die Oberfläche,
ich zeig den Kern von mir und was ich sonst verstecke unter der Oberfläche."

"Phul-Nana" berührt mich zutiefst, scheint mich wirklich zu durchschauen und zu durchdringen. Es gibt keine Scheu, keine Scham und keine Zurückhaltung. Wie bei zwei zutiefst miteinander verbundenen Menschen. Die innersten Gedanken und Gefühle liegen offen und selbst das ist ein gutes, warmes und vertrautes Gefühl.

"Phul-Nana" wärmt, "Phul-Nana" fordert und "Phul-Nana" ist bereit alles zu geben, wenn man selbst es ebenfalls ist.

"Phul-Nana" hat bereits viele Irrungen und Wirrungen erlebt und überlebt, hat es aber geschafft, sich auch in unserer Zeit einen der oberen Plätze in der ewigen Bestenliste zu bewahren. Qualität unterliegt letztlich dann eben doch keinem Verfalldatum.

Ich habe "Phul-Nana" als eine besondere Herausforderung erlebt. Die Herausforderung nämlich, alle Hüllen fallen zu lassen ohne sích dabei nackt zu fühlen. Erst wenn man sich diesem Duft kompromisslos öffnet, belohnt er die Trägerin / den Träger mit all seiner Schönheit und dringt ganz tief in dessen Seele vor und ein.

Kann man mehr von einem Duft verlangen? Ich denke nicht. Und da es nur sehr wenige Düfte gibt, die mich derartig tief berühren und fesseln, wird dieser Grossmith noch vor allen anderen Grossmith's auf meiner Wunschliste bei mir einziehen.

Ich entschuldige mich bereits jetzt dafür, dass weniger zum Duft als viel mehr zu meinen eigenen Empfindungen in diesem Kommi enthalten sind, aber in diesem Fall konnte ich einfach nicht anders...
23 Antworten
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Pluto

346 Rezensionen
Pluto
Pluto
Top Rezension 32  
100 % und Wunschliste
Es gibt Düfte, die trägt man nicht oder kaum, aber man schätzt sie trotzdem sehr. Dann gibt es jene, die man bäh findet, an denen so gar nichts Anziehendes ist. Und solche, die man ganz nett findet (eigentlich ein KO-Kriterium). Düfte, die schon gut gemacht sind, aber einen kalt lassen, sie berühren nicht. Von dieser Sorte befinden sich – das muss ich gestehen – auch einige in meiner Sammlung, hinzugekommen durch Blindkäufe bzw. Tauschgeschäfte oder als Geschenk. Ja und zu guter Letzt gibt es die Düfte, die lassen die Sonne aufgehen, die etwas in dir zum Klingen bringen, die berühren, die die Seele streicheln, uns glücklich machen. Solch ein Duft ist Phul-Nana für mich.

Phul-Nana steht seit einigen Monaten auf meiner Wunschliste, rechne ich meine Blindkäufe hoch (die meisten davon in der Rubrik „Nett“) hätte ich ihn mir schon längst kaufen können, also besser nicht hochrechnen. Das Pröbchen Phul-Nana ist immer noch bei mir, eigentlich gebe ich Pröbchen nach dem Test weiter, aber in diesem Fall fällt mir die Weitergabe schwer, zumindest bis der Flakon bei mir eingezogen ist.

Phul-Nana startet gleißend hell, kräftig wie ein Paukenschlag, mit herber Orange, nicht säuerlich, nur leicht bitter und angenehm zitrisch. Von Dezenz kann man hier nicht sprechen, eher hier bin ich und bleibe und nur mit mir geht die Sonne auf oder unter. Dieser Duft ist elegant, wird gehört, ist aber nicht laut im Sinne von gewöhnlich. Kein Duft für jede Stimmung und jeden Tag, man sollte ihm gewachsen sein. Mit der Herznote wird es blumig, hervorstechend ist die Tuberose. Und auch die Basis blitzt zwischendurch auf, Patchouli und holzige Töne, nur eben gesüßt durch Tonkabohne und Vanille. Der Duft hat etwas wunderbar Altmodisches und gleichzeitig Modernes, hat Esprit und Temperament. Für mich ist dieser Duft ein Meisterwerk, alles fügt sich harmonisch ineinander, ist feinstens und mit viel Liebe abgestimmt.

Die Haltbarkeit beträgt an mir sechs bis acht Stunden, ich dosiere sparsam, das ist auch besser, denn die Sillage ist kräftig. Phul-Nana braucht ein Mittelmaß an Temperatur, um sich zu entfalten, also vielleicht ist er am schönsten im Frühjahr und im Herbst.

Ich werde sparen und den Blindkäufen abschwören. Oder vielleicht ein Sharing, mal schaun.

Danke an ParfumAholic für diese Probe und auch für Deinen wundervollen Kommentar zum Duft.
19 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

25 kurze Meinungen zum Parfum
ViolettViolett vor 8 Monaten
9
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft
Die Blumen verblasst
Ob sie sich scheeme ?
versteckt hinter so viel üppiger Crème.
In der sanfte Würze stolz
glitzer-schmilzt
in Edelholz
28 Antworten
KovexKovex vor 4 Jahren
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Tolle Balance aus herb-zitrischer Frische (Neroli) und blumig-pudriger Weiblichkeit.
Leicht klassisch, dabei sehr elegant und wohlriechend.
8 Antworten
Can777Can777 vor 5 Jahren
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Der Sari der Maharani.Mit matten Blüten bestickt,in schillernden Lagen gewickelt,reich verzierte Stoffe,würzig-weicher Gesang der Kali.
3 Antworten
SmoetnSmoetn vor 4 Monaten
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Große, klassische Parfümkunst. Neroli gibt etwas Frische, ansonsten sehr blumig, strenge Staubigkeit und grandiose Erhabenheit.
12 Antworten
SchatzSucherSchatzSucher vor 5 Jahren
7
Sillage
8
Haltbarkeit
6
Duft
Steife adelige Puderblumen, schon etwas angewelkt und angestaubt, trocken und unnahbar. Adelig = von gestern. Mir etwas zu anstrengend.
2 Antworten
Weitere Statements

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