04.10.2017 - 12:02 Uhr

Yatagan
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Yatagan
Top Rezension
42
Das Öffnen einer Plastikverpackung
Unkommentierte Düfte No. 106
Imaginary Authors-Düfte (IA) sind zuweilen eine kleine Zumutung für traditionelle Duftgewohnheiten, immer aber originell. Den Test eines jeden neuen IA erwarte ich mit großer Spannung: Kommt ein neuer Bulls Blood, der bis an die Grenze der Untragbarkeit geht, oder kommt ein neuer Memoirs of a Trespasser, der jederzeit angenehm und doch innovativ ist?
Während von IA anfangs gerne auch mal Extreme bedient wurden, deutet sich seit einiger Zeit eine neue Ausrichtung an: synthetisch, aber tragbar, eigenwillig anders, ohne aus dem Rahmen zu fallen. Vergleichbar vielleicht am ehesten mit den Comme des Garcons-Düften der Sonderserien (z.B. Guerrilla, Monocle, Odeur usw.).
Testet man Whispered Myths (WM) unvoreingenommen und blendet die o.a. Inhaltsstoffe aus, so ergibt sich zunächst der Eindruck starker, gewollter Künstlichkeit: spontan dachte ich an das Öffnen einer Plastikverpackung, bei der einem eine Geruchsmischung aus Polystyrol (Styropor / Schaumverpackungs-Elementen), Polyethylen, Polyproylen (klassische Kunststofftüte) und Kartonage entgegenschlägt.
Das ist so extrem in seiner Wirkung, dass es nur bewusst konzipiert sein kann. Man könnte schon fast von Dekonstruktion bekannter Gerüche und ihrer Neukomposition auf einer höheren Ebene als 'Duft' sprechen. Eine gewisse Offenheit für Extreme und Interesse an Avantgarde ist jedenfalls hilfreich.
Betrachtet man die o.a. Inhaltsstoffe doch noch hilfesuchend, kann man durchaus medizinisch wirkendes, mit Sicherheit künstlich synthetisiertes 'Oud' erkennen, versteht plötzlich die Angabe von Holz, die letztlich hier nur im Sinne einer aromachemischen Nachbildung gemeint sein kann (von "geborgenem Schiffswrack", siehe oben, fabuliere ich hier natürlich nicht). Interessanter dürfte die Angabe von Abelmoschus sein, eine Pflanze, deren Samen bei Zerkleinerung einen animalischen, süßen, moschusartigen Duft verströmen sollen. Näheres weiß ich jedoch aus eigener Anschauung nicht. Vielleicht wirkt das tatsächlich abrundend, denn in der Basis erscheint der Duft weniger künstlich, aber immer noch wie ein Konstrukt. Hier schleichen sich (Kunst-)Leder-Akzente in die Nase, während die eigentlich erwartbaren orientalischen Noten (Oud) eher okzidental bleiben.
Alles in allem ist der Duft gut tragbar, spannend, originell und fällt positiv aus dem Rahmen. Ob ich ihn mehrere Tage hintereinander auf meiner Haut ertragen könnte, weiß ich allerdings nicht. Gespannt bin ich auf weitere Eindrücke zu diesem Duft, der letztlich doch eher Geruch im Sinne jüngerer duftender Avantgarde ist.
Imaginary Authors-Düfte (IA) sind zuweilen eine kleine Zumutung für traditionelle Duftgewohnheiten, immer aber originell. Den Test eines jeden neuen IA erwarte ich mit großer Spannung: Kommt ein neuer Bulls Blood, der bis an die Grenze der Untragbarkeit geht, oder kommt ein neuer Memoirs of a Trespasser, der jederzeit angenehm und doch innovativ ist?
Während von IA anfangs gerne auch mal Extreme bedient wurden, deutet sich seit einiger Zeit eine neue Ausrichtung an: synthetisch, aber tragbar, eigenwillig anders, ohne aus dem Rahmen zu fallen. Vergleichbar vielleicht am ehesten mit den Comme des Garcons-Düften der Sonderserien (z.B. Guerrilla, Monocle, Odeur usw.).
Testet man Whispered Myths (WM) unvoreingenommen und blendet die o.a. Inhaltsstoffe aus, so ergibt sich zunächst der Eindruck starker, gewollter Künstlichkeit: spontan dachte ich an das Öffnen einer Plastikverpackung, bei der einem eine Geruchsmischung aus Polystyrol (Styropor / Schaumverpackungs-Elementen), Polyethylen, Polyproylen (klassische Kunststofftüte) und Kartonage entgegenschlägt.
Das ist so extrem in seiner Wirkung, dass es nur bewusst konzipiert sein kann. Man könnte schon fast von Dekonstruktion bekannter Gerüche und ihrer Neukomposition auf einer höheren Ebene als 'Duft' sprechen. Eine gewisse Offenheit für Extreme und Interesse an Avantgarde ist jedenfalls hilfreich.
Betrachtet man die o.a. Inhaltsstoffe doch noch hilfesuchend, kann man durchaus medizinisch wirkendes, mit Sicherheit künstlich synthetisiertes 'Oud' erkennen, versteht plötzlich die Angabe von Holz, die letztlich hier nur im Sinne einer aromachemischen Nachbildung gemeint sein kann (von "geborgenem Schiffswrack", siehe oben, fabuliere ich hier natürlich nicht). Interessanter dürfte die Angabe von Abelmoschus sein, eine Pflanze, deren Samen bei Zerkleinerung einen animalischen, süßen, moschusartigen Duft verströmen sollen. Näheres weiß ich jedoch aus eigener Anschauung nicht. Vielleicht wirkt das tatsächlich abrundend, denn in der Basis erscheint der Duft weniger künstlich, aber immer noch wie ein Konstrukt. Hier schleichen sich (Kunst-)Leder-Akzente in die Nase, während die eigentlich erwartbaren orientalischen Noten (Oud) eher okzidental bleiben.
Alles in allem ist der Duft gut tragbar, spannend, originell und fällt positiv aus dem Rahmen. Ob ich ihn mehrere Tage hintereinander auf meiner Haut ertragen könnte, weiß ich allerdings nicht. Gespannt bin ich auf weitere Eindrücke zu diesem Duft, der letztlich doch eher Geruch im Sinne jüngerer duftender Avantgarde ist.
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