Splitter
4
Außen hui, innen so lala
Als ich am Anfang meiner Reise in die Welt der Düfte abseits von LUSH startete, probierte ich mich auch ein wenig durch günstige Düfte, meist die typisch duschgelfrischen Kompositionen. Und wurde ein ums andere Mal enttäuscht. Genau das war es, weswegen ich Parfum so gar nicht leiden wollte. Parallel entdeckte ich die Qualität und Kunst höherpreisiger Düfte für mich und entwickelte eine Skepsis gegenüber günstigen Flakons. Aller guten Bewertungen zum Trotz. Zu recht?
Darum soll es hier gehen.
Bewegt durch einen Freund, der dieser Marke eine Chance gegeben hat und dem ich vermutlich den Weg in die Parfumwelt geebnet habe, wollte ich aus mal ausprobieren. Zusammen mit der Black Edition schlug ich im Souk zu und das Paket, das der Parfumo für die zwei Flakons nutzte, war gigantisch. Aber genauso gigantisch fallen diese Flakons aus. Neben diesen 100 ml Monstern sehen die würfelförmigen Flakons von Kerosene oder Odin geradezu winzig aus. Aus logistischer Perspektive passen also weit mehr Verpackungseinheiten dieser beiden Marken in denselben Raum. Aber wie viel Material, Verpackung und Logistik von den Endpreisen wirklich ausmachen, werden wir vermutlich nie herausfinden.
Die Duftpyramide gefällt mir auch verdammt gut. Wirkt sie doch nicht so standard, wie so viele, gerade in Deutschland gehypeten Kompositionen. Und zu gerne wollte ich die Haltbarkeit und Projektion mit scheinbaren Superkräften bei diesem Preis erleben. Durfte ich leider nicht. Es braucht doppelt so viele Sprühstösse, als ich sonst nutze, um etwa zwei bis drei Stunden später auf dem Level der absoluten Hautnähe anzukommen. Also für mein Empfinden eher mit einem EdC gleichzusetzen. Auch hier fände ich es vorteilhaft, es gäbe eine auf Stunden aufbauende Bewertung zur Haltbarkeit, nicht eine auf Punkte auf Basis des eigenen Empfindens basierende.
Erste Enttäuschung. Schade.
Weiter geht es mit der Komposition als solche, die ihren synthetischen Charakter direkt zu Beginn zeigt und nie so wirklich loswerden kann. Immerhin gibt es einen sehr klaren Wechsel im Verlauf. Der ist aber leider für mein Empfinden von frisch-synthetisch-holzig zu süss-synthetisch-blumig. Das ist nicht unbedingt schlecht und solange die Projektion jenseits der Haut vorhanden ist, auch immer noch irgendwie nicht verkehrt. Ist vielleicht doch etwas zu viel Geld in den Flakon statt in den Inhalt geflossen? Im Vergleich zu einigen meiner Fehlgriffe der Vergangenheit, die nicht alle in meiner ‚Hatte ich‘ Sammlung auftauchen, ist das hier noch eine positive Überraschung. Und für den Einstieg in die Materie, muss ich eingestehen, ist er ziemlich gut gemacht und in der Aufmachung beeindruckend, wirkt wertig. Nur diese überschwängliche Süße hätte es meines Erachtens nicht gebraucht und lässt den Gesamteindruck doch irgendwie beliebig werden. Und die übernimmt im späteren Verlauf und den Grossteil der Wahrnehmbarkeit aber die Oberhand, beginnt zeitweise sogar richtig nervig zu sein.
Vielleicht kennt der eine oder die andere mein Empfinden zu süßen Düften und dem inflationären Einsatz dieser Noten in Kompositionen. Selbst wenn sie nur in der Basis auftauchen, sind die süßen Komponenten eines Duftes oft das erste, das mir auffällt. Ob das daran liegt, dass mir die ganz andere Seite des Spektrums an Düften zusagt?
Zum Abschluss möchte ich in Anbetracht des Preises zum Ausprobieren dennoch ermutigen. Gleichzeitig möchte ich aber auch in Aussicht stellen, dass für manche auf ihrer persönlichen Duftreise die Vorlieben stark schwanken können. Die alten Hasen wissen Bescheid.