Amandes Orientales Montale
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Top Rezension
die Geheimnisse des Monsieur Montale
Ich war gewarnt gewesen.
Von Pferdeställen hatte ich gelesen und den Hinterlassenschaften ihrer Bewohner, von kandierten Plastikmandeln und mancherorts gerümpften Nasen.
Statements, die zur Vorsicht mahnten, zu umsichtigem Umgang mit dem Rest im Probenröhrchen, dessen Inhalt getupft werden wollte, nicht gesprüht.
Einen Tropfen, höchstens zwei, strategisch gut verteilt.
Viel mehr, muß ich gestehen, hätte ich mich nicht getraut, nicht an jenem ersten Tag, zum ersten Rendezvous.
Der erste Eindruck dann auf meiner Haut: Entwarnung.
Kein großes wildes Tier bläht meine Nüstern, kein Pferdeapfel fällt mir in den Schoß.
Und dennoch weiß ich ganz genau, was jene meinten, denen der Duft zu wenig mandelig, dafür zu animalisch schien.
"Amandes Orientales" stellt mich in die Altstadt von Granada, deren Luft geschwängert ist vom Duft des blühenden Jasmin – nicht des zarthellfeinen, der keiner Fliege einen Flügel krümmt, vielmehr nachdrücklich indolisch, geradezu fäkal.
Diese erste, schon einige Jahre zurückliegende Begegnung mit dem überaus charakteristischen, höchst einprägsamen Duftstoff empfand ich als geradewegs schockierend und, ja: abstoßend, denn für ein Kind meiner Zeit und meiner Kultur ist ein Geruch, der so wenig frisch und reinlich wirkt wie dieser, erst einmal anerzogen "pfui".
Daran hat sich aller olfaktorischen Experimentierfreude zum Trotz bis heute nicht viel geändert, nach wie vor haben Düfte mit eindeutig indolischen Anteilen bei mir kein leichtes Spiel.
Wahrnehmbar indolisch ist nun bereits der Auftakt von "Amandes Orientales" und das nicht zu knapp – daß dennoch kein Klopapier-abroll-Händewasch-Reflex ausgelöst wird, liegt an der bemerkenswert weich-warm-ambrierten Umhüllung des vermuteten Jasmins, die dem Indolischen die scharfe Spitze nimmt und den Duft vom ersten Augenblick an in ein harzig-balsamisches Licht taucht.
Trocken-würzig-warm wirkt das und irgendwie behaglich wie – nun ja, meinetwegen: ein Pferdestall, freilich ein sauberer mit frischem Stroh und sanftem Pferd.
Draußen vor der Tür blühen offenbar Narzissen, deren Duft, wiewohl nicht gelistet, immer wieder in meine Nase schwebt.
Überhaupt, so scheint mir, wahrt die Pyramide mancherlei Geheimnis, denn ich würde viel darauf verwetten, daß auch "Amandes Orientales" Herrn Montales tiefgeliebtes Oud enthält, das verantwortlich zu sein scheint für den dezent animalischen, den Mann an meiner Seite interessiert aufmerken lassenden Unterton, dem eine gewisse erotische Attraktion nicht abzusprechen ist.
Der Pferdestall, ja.
Aufgefangen und gehalten wird all das nach längstens einer halben Stunde von einer dunklen, eher tropisch denn orientalisch wirkenden Vanille, wie sie mir in "Noir Tropical" oder auch in "Eau des Missions" begegnet ist – anziehend-rauchig-süß, doch zu keiner Zeit pappig-klebrig-plump.
Im Laufe der ersten Stunden zieht sich alles Indolische nach und nach bis auf die Haut zurück, um schließlich völlig zu verblassen zugunsten einer narzissig-vanilligen Ich-bleib-bei-dir-Note mit deutlichen Gebrannte-Irgendwas-Anklängen, in denen ich gern die namensgebende Mandel fände – allein: Sie zeigt sich nicht.
Nicht klar und deutlich konturierbar.
Sicher kann ich sie mir einbilden, kann sie hineininterpretieren in den knuspersüßen Rauch – doch das könnte ich mit manchem anderen auch.
Und ein Nachteil, finde ich, ist das nun nicht.
"Amandes Orientales" scheint zu jenen Düften zu gehören, die sich von Trägerin zu Träger besonders individuell entfalten und deren Wahrnehmung daneben extrem abhängig erscheint von den jeweiligen Prägungen und Assoziationen.
Mehrere Testtage erbrachten keine großartigen Veränderungen hinsichtlich der Entwicklung auf meiner Haut, lediglich schien die Narzisse bei Wind und Wetter, auf ungeschützter, angekühlter Haut ein wenig sticheliger, aufmüpfiger, dominanter auch.
Trotz konstant beibehaltener Tröpfchendosierung entfaltet "Amandes Orientales" eine gut wahrnehmbare, dabei nicht aufdringliche Aura, die mich jeweils bis zur Dusche am folgenden Morgen umgab.
Zu Risiken und Nebenwirkungen des beherzten Sprühens befragen Sie bitte weder Arzt noch Apotheker, sondern den Anwender Ihres Vertrauens...
Von Pferdeställen hatte ich gelesen und den Hinterlassenschaften ihrer Bewohner, von kandierten Plastikmandeln und mancherorts gerümpften Nasen.
Statements, die zur Vorsicht mahnten, zu umsichtigem Umgang mit dem Rest im Probenröhrchen, dessen Inhalt getupft werden wollte, nicht gesprüht.
Einen Tropfen, höchstens zwei, strategisch gut verteilt.
Viel mehr, muß ich gestehen, hätte ich mich nicht getraut, nicht an jenem ersten Tag, zum ersten Rendezvous.
Der erste Eindruck dann auf meiner Haut: Entwarnung.
Kein großes wildes Tier bläht meine Nüstern, kein Pferdeapfel fällt mir in den Schoß.
Und dennoch weiß ich ganz genau, was jene meinten, denen der Duft zu wenig mandelig, dafür zu animalisch schien.
"Amandes Orientales" stellt mich in die Altstadt von Granada, deren Luft geschwängert ist vom Duft des blühenden Jasmin – nicht des zarthellfeinen, der keiner Fliege einen Flügel krümmt, vielmehr nachdrücklich indolisch, geradezu fäkal.
Diese erste, schon einige Jahre zurückliegende Begegnung mit dem überaus charakteristischen, höchst einprägsamen Duftstoff empfand ich als geradewegs schockierend und, ja: abstoßend, denn für ein Kind meiner Zeit und meiner Kultur ist ein Geruch, der so wenig frisch und reinlich wirkt wie dieser, erst einmal anerzogen "pfui".
Daran hat sich aller olfaktorischen Experimentierfreude zum Trotz bis heute nicht viel geändert, nach wie vor haben Düfte mit eindeutig indolischen Anteilen bei mir kein leichtes Spiel.
Wahrnehmbar indolisch ist nun bereits der Auftakt von "Amandes Orientales" und das nicht zu knapp – daß dennoch kein Klopapier-abroll-Händewasch-Reflex ausgelöst wird, liegt an der bemerkenswert weich-warm-ambrierten Umhüllung des vermuteten Jasmins, die dem Indolischen die scharfe Spitze nimmt und den Duft vom ersten Augenblick an in ein harzig-balsamisches Licht taucht.
Trocken-würzig-warm wirkt das und irgendwie behaglich wie – nun ja, meinetwegen: ein Pferdestall, freilich ein sauberer mit frischem Stroh und sanftem Pferd.
Draußen vor der Tür blühen offenbar Narzissen, deren Duft, wiewohl nicht gelistet, immer wieder in meine Nase schwebt.
Überhaupt, so scheint mir, wahrt die Pyramide mancherlei Geheimnis, denn ich würde viel darauf verwetten, daß auch "Amandes Orientales" Herrn Montales tiefgeliebtes Oud enthält, das verantwortlich zu sein scheint für den dezent animalischen, den Mann an meiner Seite interessiert aufmerken lassenden Unterton, dem eine gewisse erotische Attraktion nicht abzusprechen ist.
Der Pferdestall, ja.
Aufgefangen und gehalten wird all das nach längstens einer halben Stunde von einer dunklen, eher tropisch denn orientalisch wirkenden Vanille, wie sie mir in "Noir Tropical" oder auch in "Eau des Missions" begegnet ist – anziehend-rauchig-süß, doch zu keiner Zeit pappig-klebrig-plump.
Im Laufe der ersten Stunden zieht sich alles Indolische nach und nach bis auf die Haut zurück, um schließlich völlig zu verblassen zugunsten einer narzissig-vanilligen Ich-bleib-bei-dir-Note mit deutlichen Gebrannte-Irgendwas-Anklängen, in denen ich gern die namensgebende Mandel fände – allein: Sie zeigt sich nicht.
Nicht klar und deutlich konturierbar.
Sicher kann ich sie mir einbilden, kann sie hineininterpretieren in den knuspersüßen Rauch – doch das könnte ich mit manchem anderen auch.
Und ein Nachteil, finde ich, ist das nun nicht.
"Amandes Orientales" scheint zu jenen Düften zu gehören, die sich von Trägerin zu Träger besonders individuell entfalten und deren Wahrnehmung daneben extrem abhängig erscheint von den jeweiligen Prägungen und Assoziationen.
Mehrere Testtage erbrachten keine großartigen Veränderungen hinsichtlich der Entwicklung auf meiner Haut, lediglich schien die Narzisse bei Wind und Wetter, auf ungeschützter, angekühlter Haut ein wenig sticheliger, aufmüpfiger, dominanter auch.
Trotz konstant beibehaltener Tröpfchendosierung entfaltet "Amandes Orientales" eine gut wahrnehmbare, dabei nicht aufdringliche Aura, die mich jeweils bis zur Dusche am folgenden Morgen umgab.
Zu Risiken und Nebenwirkungen des beherzten Sprühens befragen Sie bitte weder Arzt noch Apotheker, sondern den Anwender Ihres Vertrauens...
22 Antworten

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Uuuuuuhhh, na den spar ich mir gleich mal nach deiner Beschreibung hier... Oud (auch wenn nicht gelistet), Pferdestall und am besten fand ich "Gebrannte-Irgendwas-Anklänge" - soooooo witzig und auch gut beschrieben - ich weiß wie es ist, wenn man nicht den richtigen Vergleich zu irgendwas hat - aber wie immer super, dein Kommi - zu Risikien und Nebenwirkungen les ich mir noch mehr deiner Kommis durch, um nicht doch mal in die Sch... ääääähhhh, den Pferdeapfel zu treten ;-D

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Jetzt erst gelesen.Schwelgerisch schön,danke. Ich mag die Marke .So könnte ich zum Beispiel mehrfach wöchentlich in sweet oriental Dream baden! Mandelpokal!

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Ausgezeichneter Kommi - keinen Mandel-, dafür aber einen Narzissenpokal !

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Den kenne ich ja noch gar nicht! Schön, dass die eher ungeliebte orientalische Mandel doch noch eine Freundin gefunden hat!

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Ich lass Dir mal eine Pferdedecke da - mit Mandelaroma, hihi ...

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Wieder mal toll beschrieben, aber Risikowarnung und indolische Anteile – da halte ich mich lieber zurück. ;-)

Hmmm... Das macht mir Sorge und Zuversicht gleichzeitig, vor allem jetzt nach meinem Blue-Amber-Schock - mal gucken, was ich daraus mache ;-)

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Danke für Deinen klugen und feinfühligen Kommi. Ich habe wirklich alles versucht, aber an diesem Duft habe ich mir die Zähne ausgebissen und ich kann noch nicht einmal genau sagen, woran es gelegen haben könnte :-o

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Den muss ich mir anscheinend nochmal vorknöpfen, den Schlingel! Pferdestall. Und keine einzige Mandel? Nichts, rien, niente??! Dann hab' ich wohl wieder mal geträumt!! ;)

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Das mit "pfui" gab's auch bei uns, nur die Schmerzgrenze war wohl höher. Nach dem Motto: Mandeln ja, süß ja, gebrannte Mandeln auch gut. Aber: "angebrannte Mandeln" ? Pfui :-D

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Mit den Weißblühern hatte er es bei mir nicht so. Für mich ist es ein Flanker zu den "Trio Lokhoum" Düften von Mecherie, Weißdorn, Mecherie würde ich vorziehen.

Wunderbar sinnlich-anschaulicher Kommentar zu einem Duft, der mir völlig unbekannt ist, und mir wohl auch kaum gefallen könnte - aber jetzt muss ich erst mal googeln, was 'indolisch' heisst ;-) - vielleicht ist das ja was Gutes :-)?!

Ich mag den Duft, auch wenn ich ihn kaum trage. Noch viel lieber mag ich Deine stets vorzüglichen, klugen Kommentare!

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Habe bisher noch keinen Montale getestet der mich in irgend einer Weise angesprochen hätte. Wieder so informativ und toll beschrieben.

Tja, Jasmin ist so eine Sache. Mittlerweile hab ich schöne ¨Jasmine¨ kennengelernt, dieser würde mich sicher überfordern :o)

*giggel* - wahrscheinlich hat sich die Mandel im vanilligen Pferdeapfel versteckt. Kein Duft für mich, definitiv nicht. Dann lieber noch an Pferdeäpfel schnuppern.

Ein Montale, der mit "A" anfängt, ohne mit "oud" weiterzugehen. Irre.

Ich mag den auch. Du schreibst mir aus der Seele. Gern möcht ich dazu lerñen: Was ist denn indolisch? Viele liebe Grüße - Ti

Ja, der Pierre ist schon ein Schlitzohr. Was der nicht noch alles in seine Flaschen (oder muss man Büchsen sagen?) packt.

Oh muss ich mal wieder benutzen, den hab ich ganz vergessen, guter Kommi ,pokal.....

Och nö, lass ma. :)))

Sehr differenzierte und sehr hilfreiche Darstellung des Duftes. Und ein Durchschnitt von 5,9 kann ja fast schon als Anti-Mainstream-Kompliment verstanden werden. ;)