23.04.2020 - 06:38 Uhr
Ttfortwo
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22
Von Düften und Tänzen
Überraschung: Ich hätte gedacht, daß wesentlich mehr Düfte nach Tänzen genannt wären.
Nach Tänzen, insbesondere nach Paartänzen, den sinnlichsten aller nach allgemeinen gesellschaftlichen Maßstäben in der Öffentlichkeit tolerierten Bewegungen, mit dem ganzen Spektrum der Liebeswerbung, der kontrollierten Nähe, der kontrollierten Distanz. Nicht selten sah ich schwerbeleibte Menschen, die beim Tanz fließend-elegant zu schweben wußten und auf einmal hinreißend sinnlich und mitreißend glücklich wirkten.
Ich hätte also deutlich mehr Parfums erwartet, die die Namen von Tänzen aufgreifen und sich zu Nutze machen. Nun gut, der ‚Walzer‘ wird läßt sich dreimal, ‚waltz‘ und ‚valse‘ einige Male mehr aufgerufen, auch der hocherotische, weil den Dialog von Dominanz und Hingabe in streng gegliederte und formelle Bewegungen umsetzende ‚Tango‘ kommt einige Male vor, ebenso die ‚Samba‘. Die laszive ‚Rumba‘ kommt hingegen wieder nur auf sechs Meldungen, vielleicht, weil der Tanz sinnlicher ist als sich der Name ausspricht, aber immerhin.
Eine "Lambada" hingegen gibt es eigentlich nur einmal, nämlich in der Version von Harry Lehmann. Das stimmt nicht ganz, es gibt noch einen zweiten etwas kruden Treffer, über den so gut wie überhaupt nichts bekannt ist, darüber hinaus mit einem mysteriösen „Paolo Conti“ - nicht „Conte“ im Namen. Den können wir wohl vernachlässigen.
Vielleicht ist das ganz gut so, denn meine Erinnerung an diesen Tanz ist keine ganz ungetrübte.
Irgendwann – war das in den 90ern? - tanzten wir plötzlich alle Lambada, diese eng und beinahe stationär getanzte und völlig unverhohlen sinnlich rotierende Sexbewerbung, das mußtest Du damals irgendwie hinkriegen, als Tänzer und als Betanzte. Wehe, Du tanztest Lambada mit dem falschen Partner, ich erinnere mich an Situationen von geradezu bodenloser Peinlichkeit, in denen ich mich von (ihrerseits vermutlich auch ziemlich verzweifelten) steifhüftigen und hilflosen Körperkläusen übers Parkett ruckeln lassen mußte, oder auch an Tanzpartner, die mich ganz offenspürbar hochsexy fanden (und auch keinerlei Anstalten unternahmen, mich diesen Umstand nicht in aller Deutlichkeit spüren zu lassen) - ich sie aber nicht. Ahhh, Kopfkino!
Der Duft ist nicht peinlich. Aber auch nicht hocherotisch, er ist viel, viel harmloser, als der Name suggerieren möchte. Er gehört zu den etwas süßeren und weicheren Lehmännern, und ich bin mir – wegen der Duftbauweise und nicht nur wegen des Namens – absolut sicher, daß er nicht aus den Anfängen des Hauses Lehmann stammen kann. Die etwas struppige Eigenständigkeit und Wiedererkennbarkeit, die die früheren Düfte ausmacht, fehlt ihm vollständig. Ich denke, „Lambada“ ist wirklich ein Kind seiner Zeit, der 90er, vielleicht auch noch der früheren 00er.
Lehmanns Lambada startet mit weich-bizzeliger Frische, sogar ein bißchen krautig. Melisse ist angegeben, das paßt, Zitronenmelisse vielleicht, die bei mir oft so eine Ahnung von Zitronen-Traubenzuckertäfelchen weckt. Dazu fast von Anfang an eine weiche, mollige und zartsüße Wärme.
Diese Wärme (Tonka? Vanille?) trägt den Duft während der längsten Zeit, dazu im Herzen eine durchaus wuchtige Floralität, die ich aber nicht detaillierter bestimmen kann. Der Duft wird ambrierter und auch leicht würziger im Laufe der Zeit, Puder kann ich so nicht ausmachen, zumindest dominiert es für mich nicht. Die im Laufe der Zeit sogar recht deutlich werdende Süße bleibt zum Glück jederzeit auf der unklebrigen Seite, auch das typisch für die Florientalen dieser Zeit. Der Duft ist harmonisch und rund komponiert, die melissige Kopfnote könnte noch am ehesten für Verwirrung sorgen, im weiteren Verlauf wird er von einer gewissen Verbindlichkeit und Freundlichkeit getragen, die ihn recht tragbar macht.
Insofern sei dieser Duft den Freund*innen klassischer und zeittypischer Florientalen durchaus zum Testen ans Herz gelegt, die an einem nicht allzu eigenständigen, eher idealtypischen Vertreter seiner Gattung interessiert sind. Unisex, auch wenn der Duft seinerzeit sicherlich für Frauen komponiert wurde.
Zuguterletzt:
Ich weiß nicht, ob Lambada neu formuliert werden mußte im letzten Jahr. Mein Flascherl wurde jedenfalls davor, im November 2018 erworben. H&S sind – wie immer bei Lehmann – sehr ordentlich.
Nach Tänzen, insbesondere nach Paartänzen, den sinnlichsten aller nach allgemeinen gesellschaftlichen Maßstäben in der Öffentlichkeit tolerierten Bewegungen, mit dem ganzen Spektrum der Liebeswerbung, der kontrollierten Nähe, der kontrollierten Distanz. Nicht selten sah ich schwerbeleibte Menschen, die beim Tanz fließend-elegant zu schweben wußten und auf einmal hinreißend sinnlich und mitreißend glücklich wirkten.
Ich hätte also deutlich mehr Parfums erwartet, die die Namen von Tänzen aufgreifen und sich zu Nutze machen. Nun gut, der ‚Walzer‘ wird läßt sich dreimal, ‚waltz‘ und ‚valse‘ einige Male mehr aufgerufen, auch der hocherotische, weil den Dialog von Dominanz und Hingabe in streng gegliederte und formelle Bewegungen umsetzende ‚Tango‘ kommt einige Male vor, ebenso die ‚Samba‘. Die laszive ‚Rumba‘ kommt hingegen wieder nur auf sechs Meldungen, vielleicht, weil der Tanz sinnlicher ist als sich der Name ausspricht, aber immerhin.
Eine "Lambada" hingegen gibt es eigentlich nur einmal, nämlich in der Version von Harry Lehmann. Das stimmt nicht ganz, es gibt noch einen zweiten etwas kruden Treffer, über den so gut wie überhaupt nichts bekannt ist, darüber hinaus mit einem mysteriösen „Paolo Conti“ - nicht „Conte“ im Namen. Den können wir wohl vernachlässigen.
Vielleicht ist das ganz gut so, denn meine Erinnerung an diesen Tanz ist keine ganz ungetrübte.
Irgendwann – war das in den 90ern? - tanzten wir plötzlich alle Lambada, diese eng und beinahe stationär getanzte und völlig unverhohlen sinnlich rotierende Sexbewerbung, das mußtest Du damals irgendwie hinkriegen, als Tänzer und als Betanzte. Wehe, Du tanztest Lambada mit dem falschen Partner, ich erinnere mich an Situationen von geradezu bodenloser Peinlichkeit, in denen ich mich von (ihrerseits vermutlich auch ziemlich verzweifelten) steifhüftigen und hilflosen Körperkläusen übers Parkett ruckeln lassen mußte, oder auch an Tanzpartner, die mich ganz offenspürbar hochsexy fanden (und auch keinerlei Anstalten unternahmen, mich diesen Umstand nicht in aller Deutlichkeit spüren zu lassen) - ich sie aber nicht. Ahhh, Kopfkino!
Der Duft ist nicht peinlich. Aber auch nicht hocherotisch, er ist viel, viel harmloser, als der Name suggerieren möchte. Er gehört zu den etwas süßeren und weicheren Lehmännern, und ich bin mir – wegen der Duftbauweise und nicht nur wegen des Namens – absolut sicher, daß er nicht aus den Anfängen des Hauses Lehmann stammen kann. Die etwas struppige Eigenständigkeit und Wiedererkennbarkeit, die die früheren Düfte ausmacht, fehlt ihm vollständig. Ich denke, „Lambada“ ist wirklich ein Kind seiner Zeit, der 90er, vielleicht auch noch der früheren 00er.
Lehmanns Lambada startet mit weich-bizzeliger Frische, sogar ein bißchen krautig. Melisse ist angegeben, das paßt, Zitronenmelisse vielleicht, die bei mir oft so eine Ahnung von Zitronen-Traubenzuckertäfelchen weckt. Dazu fast von Anfang an eine weiche, mollige und zartsüße Wärme.
Diese Wärme (Tonka? Vanille?) trägt den Duft während der längsten Zeit, dazu im Herzen eine durchaus wuchtige Floralität, die ich aber nicht detaillierter bestimmen kann. Der Duft wird ambrierter und auch leicht würziger im Laufe der Zeit, Puder kann ich so nicht ausmachen, zumindest dominiert es für mich nicht. Die im Laufe der Zeit sogar recht deutlich werdende Süße bleibt zum Glück jederzeit auf der unklebrigen Seite, auch das typisch für die Florientalen dieser Zeit. Der Duft ist harmonisch und rund komponiert, die melissige Kopfnote könnte noch am ehesten für Verwirrung sorgen, im weiteren Verlauf wird er von einer gewissen Verbindlichkeit und Freundlichkeit getragen, die ihn recht tragbar macht.
Insofern sei dieser Duft den Freund*innen klassischer und zeittypischer Florientalen durchaus zum Testen ans Herz gelegt, die an einem nicht allzu eigenständigen, eher idealtypischen Vertreter seiner Gattung interessiert sind. Unisex, auch wenn der Duft seinerzeit sicherlich für Frauen komponiert wurde.
Zuguterletzt:
Ich weiß nicht, ob Lambada neu formuliert werden mußte im letzten Jahr. Mein Flascherl wurde jedenfalls davor, im November 2018 erworben. H&S sind – wie immer bei Lehmann – sehr ordentlich.
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