loewenherz
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Die Banalisierung des Wortes Ruhm in einem Duft
Es gab mal eine Zeit - ein halbes Menschenleben ist das erst her - da dachte man bei 'Fame' an eine in wogende Zobelpelze gewandete Diva auf der Gangway eines Privatflugzeuges, den Arm voll langstieliger roter Rosen und die Wimpern knefig bepelzt (letzteres habe ich Max Goldt entliehen). Sie winkte der jubelnden Menge im Blitzlichtgewitter huldvoll zu und rief herab: 'Ihr wart ein wundervolles Publikum!' Ob es sich dabei um eine Schauspielerin oder eine Operndiva handelte, ist fast egal - und dass man über Zobelpelze und Privatflugzeuge 2023 anders denken mag, auch. DAS jedenfalls war 'Fame'.
Heute bedeutet Fame, dass eine Achtzehnjährige mit gemachten Hupen in einem Fetzen, der von Wish oder von Shein eigens für diesen einen Clip in einem Container um die halbe Welt geschippert wurde, für eine sekundenlange Tanzsequenz in einer Boho-Kulisse in Messing, Altrosa und Fake Fur in einer Stunde hunderttausend Likes und zehntausend neue Follower auf TikTok generiert. Nicht, dass es das mit dem Winken von der Gangway nicht auch noch gäbe, aber 'Fame' ist 2023 um ein Vielfaches kurzlebiger und somit banaler als vor einem knappen halben Jahrhundert. Das mag man gut finden oder nicht.
Paco Rabannes Fame verpackt diese Tendenz in aller Konsequenz in ein Parfum. Hier ist ein Duft, der seine eigene Lebensdauer - man sollte wohl präziser sagen, 'seinen Produktyzklus' - als ebenso flüchtig und kurzlebig erkennt und anerkennt, wie sie bzw. er nun einmal ist. Hier ist das Streben nach der maximalen Anzahl von (Bestell-)Klicks innerhalb der zwei oder drei Jahre, die er hat - und nichts an diesem Duft hat je gewollt, dass sich an ihn erinnert wird. Fame ist flüchtige Fast Fashion in Reinkultur - wie alle aus dem Hause Rabanne seit 1 Million, und der ist vielleicht der einzige, an den man sich tatsächlich mal erinnern wird.
Fame ist eins jener fruchtig-metallischen Wässerchen mit dem - ich zögere, das Adjektiv 'klassischen' zu verwenden - Dreiklang aus Frucht plus synthetisch-süß plus warm. Distinctiveness schöpfen sie alle nur aus ihrer Kopfnote, wie eben auch ein TikTok-Video nur wenige Sekunden hat, um Aufmerksamkeit zu erzielen. Hier hat man sich für etwas namens Mango entschieden, das man auf denselben austauschbar-primarkesken Unterbau gepfropft hat wie bei seinen unglücklichen Schwestern und Brüder auch. Performen tut er während der Kopfnote gut, muss er ja auch, bis PayPal- oder Kreditkartendaten fertig eingegeben sind.
Fazit: vier Parfumeure sollen an diesem Lüftchen beteiligt gewesen sein? Oh bitte!