25.09.2015 - 15:02 Uhr
Meggi
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Meggi
Top Rezension
17
Weiche von mir!
Dann bin ich gut zu haben!
Doch zum Auftakt bläst uns erstmal eine rauchig-säuerliche Birke um. Lassen wir das so stehen, ich kann ja nicht schon wieder vom Schinken anfangen. Krass. Gibt nicht viel, was ein richtiges Lorbeerblatt plattmachen kann. Die qualmende Birke schafft das.
Intensiv gewürzt ist sie. Thymian, meinetwegen, ich hätte zunächst auf Majoran getippt, aber so weit ist das botanisch alles nicht voneinander entfernt. Außerdem – habe ich just gelernt – gibt es mehrere Sorten von Thymian, die sich geruchlich immerhin derart unterscheiden, dass es dafür eigene Unter-Namen gibt.
Die Birke und der Für-mich-zunächst-Majoran erinnern mich in der schrägen Kombination unweigerlich an das bizarre Fuoco Infernale von Linari. Auch nicht gerade Schwiegermamas Liebling, sondern eher…äh…schwierig. Und mithin löst L'Aigle de la Victoire unvermeidlicherweise bei mir einen ähnlichen Dran-Riech-Zwang aus wie Fuoco Infernale. Abartig.
Nach 30 Minuten wird Thymian plausibler, nach einer guten Stunde diagnostiziere ich gar eine mächtig eingedickt-bittere Variante davon, als hätte jemandem bei Aspecton-Hustentropfen (aus Thymianextrakt) die Konzentration nicht genügt und er das Zeug ein weiteres Mal eingedampft.
Fön? Plastik? Wurde alles genannt! Nach rund drei Stunden ist L'Aigle de la Victoire im Nahkampf ein beinharter Würz-Teer-Duft aus der Magenbitter-Richtung, der mich im Stil (obschon nicht im Sinne eines Duft-Zwillings) an Oud Imperial von Perris erinnert. Konkret meine ich dieses konzentriert-eingedickte Gekräuterte. Der Perris treibt das allerdings auf die Spitze. Dagegen bleibt der heutige Kandidat noch vergleichsweise mild, jedenfalls, wenn frau/man ihm Raum lässt.
Der Duft braucht beim Riechen nämlich Abstand von der Haut. In der Projektion mischt sich das seltsam-bittere Gewürz-Gekokele zu einer außerordentlich aparten Rauch-Note, die gut zum Anzug passt und an einer Frau im Abendkleid (dazu geht nichts Geringeres!) gewiss männermörderisch rüberkommt. Das Durchhaltevermögen dieser Duft-Phase wäre übrigens ebenfalls für eine Abend-Veranstaltung geeignet.
Denn erst nach mehreren Stunden verschmilzt der Rauch allmählich mit etwas Cremigem. Ganz langsam wandelt sich der Duft und erreicht schließlich eine Art Altersmilde: Amber, eine Idee Rauch, Labdanum geht in Ordnung, ja, und eine Prise Vanille dürfte auch hineingeraten sein. Aber…obenauf bleibt bis zuletzt Thymian.
Fazit: Nach dem Nasfeigen-Auftakt wird der Duft bei Wahrung höflicher Distanz gut verträglich, bleibt gleichwohl durchweg originell. Produktion eingestellt? War ja klar…
Ich bedanke mich bei Angelliese für die Probe.
Doch zum Auftakt bläst uns erstmal eine rauchig-säuerliche Birke um. Lassen wir das so stehen, ich kann ja nicht schon wieder vom Schinken anfangen. Krass. Gibt nicht viel, was ein richtiges Lorbeerblatt plattmachen kann. Die qualmende Birke schafft das.
Intensiv gewürzt ist sie. Thymian, meinetwegen, ich hätte zunächst auf Majoran getippt, aber so weit ist das botanisch alles nicht voneinander entfernt. Außerdem – habe ich just gelernt – gibt es mehrere Sorten von Thymian, die sich geruchlich immerhin derart unterscheiden, dass es dafür eigene Unter-Namen gibt.
Die Birke und der Für-mich-zunächst-Majoran erinnern mich in der schrägen Kombination unweigerlich an das bizarre Fuoco Infernale von Linari. Auch nicht gerade Schwiegermamas Liebling, sondern eher…äh…schwierig. Und mithin löst L'Aigle de la Victoire unvermeidlicherweise bei mir einen ähnlichen Dran-Riech-Zwang aus wie Fuoco Infernale. Abartig.
Nach 30 Minuten wird Thymian plausibler, nach einer guten Stunde diagnostiziere ich gar eine mächtig eingedickt-bittere Variante davon, als hätte jemandem bei Aspecton-Hustentropfen (aus Thymianextrakt) die Konzentration nicht genügt und er das Zeug ein weiteres Mal eingedampft.
Fön? Plastik? Wurde alles genannt! Nach rund drei Stunden ist L'Aigle de la Victoire im Nahkampf ein beinharter Würz-Teer-Duft aus der Magenbitter-Richtung, der mich im Stil (obschon nicht im Sinne eines Duft-Zwillings) an Oud Imperial von Perris erinnert. Konkret meine ich dieses konzentriert-eingedickte Gekräuterte. Der Perris treibt das allerdings auf die Spitze. Dagegen bleibt der heutige Kandidat noch vergleichsweise mild, jedenfalls, wenn frau/man ihm Raum lässt.
Der Duft braucht beim Riechen nämlich Abstand von der Haut. In der Projektion mischt sich das seltsam-bittere Gewürz-Gekokele zu einer außerordentlich aparten Rauch-Note, die gut zum Anzug passt und an einer Frau im Abendkleid (dazu geht nichts Geringeres!) gewiss männermörderisch rüberkommt. Das Durchhaltevermögen dieser Duft-Phase wäre übrigens ebenfalls für eine Abend-Veranstaltung geeignet.
Denn erst nach mehreren Stunden verschmilzt der Rauch allmählich mit etwas Cremigem. Ganz langsam wandelt sich der Duft und erreicht schließlich eine Art Altersmilde: Amber, eine Idee Rauch, Labdanum geht in Ordnung, ja, und eine Prise Vanille dürfte auch hineingeraten sein. Aber…obenauf bleibt bis zuletzt Thymian.
Fazit: Nach dem Nasfeigen-Auftakt wird der Duft bei Wahrung höflicher Distanz gut verträglich, bleibt gleichwohl durchweg originell. Produktion eingestellt? War ja klar…
Ich bedanke mich bei Angelliese für die Probe.
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