So betitelt das Haus Rancé, bekanntlich 1795 gegründet, seine kurze Duftbeschreibung des Eau de Parfums "Joséphine".
Sie muss schon eine zu ihrer Zeit herausragende Frau gewesen sein, diese Joséphine, geboren auf Martinique unter dem klingenden Namen Marie Josephe Rose de Tascher de Pagerie.
Ihre erste Ehe mit Alexandre Vicomte de Beauharnais, aus der ihre beiden Kinder hervorgingen, war eigentlich von Anfang an zum Scheitern verurteilt: Joséphine war nur "Zweite Wahl"; eigentlich wollte/sollte de Beauharnais Joséphines Schwester heiraten; diese starb aber vor der Eheschließung.
Immer frei nach dem Motto: "Es bleibt ja in der Familie", kam auch hier die nächste Schwester an die Reihe.
Das Paar trennte sich auch nach einigen recht turbulenten Ehejahren und obwohl de Beauharnais Joséphine großzügig unterstützte, hatte sie immer wieder Schulden.
Aus der Französischen Revolution konnte diese raffinierte Frau, obwohl nur knapp der Guillotine entkommen, ihren Nutzen ziehen: ein schmales rotes Band zierte fortan ihren Hals; dort, wo dieser nicht vom Messer durchtrennt wurde.
Sie wurde die Attraktion der Pariser Salons und hatte nach dem Tod des ihres Ehemannes das Glück, vom reichen Paul de Barras "unter dessen Fittiche" genommen zu werden; sein Geld konnte sie großzügig ausgeben!
Dieser Paul de Barras war es auch, der ihr zu der Ehe mit General Napoleon Buonaparte riet.
Sehr zum Kummer dessen Jugendliebe Desirée Clary, Seidenhändlerstochter aus Marseille. Im Haus deren Eltern gingen der "Bürger General" Buonaparte und sein Bruder ein und aus; sei es anfangs auch nur wegen einer warmen Mahlzeit und einiger Gläser Wein.
Diese Liebe Desirées beschreibt Annemarie Selinko in dem gleichnamigen Roman, der 1954 mit Marlon Brando und Jean Simmons in den Hauptrollen verfilmt wurde. (Übrigens eine ganz entzückende Geschichte.)
Aber gegen diese rassige Kreolin, die dem jungen Korsen den Kopf verdreht hatte, kam eine bloße Seidenhändlerstocher nicht an.
Ob sie nun aus puren Trotz den Antrag des Marschalls Jean Babtiste Bernadotte annahm, wird nie geklärt werden. Jedenfalls ging das Ehepaar Bernadotte später nach Schweden, um dort die noch immer existierende Herrscher-Dynastie zu gründen.
Das zeigt, dass für Desirée die "zweite Wahl" in diesem Fall die erste war: als Königin von Schweden war sie ausdauernder, als ihre Rivalin um die Gunst den "kleinen Korsen".
Joséphine dagegen genoss es, Kaiserin zu sein; sie sonnte sich in der Anbetung ihres Mannes und in der allgemeinen Aufmerksamkeit.
Nur seinen Wunsch, ihm einen Erben zu gebären, konnte sie ihm nicht erfüllen. So wurde sie, obwohl immer noch geliebt, nach Malmaison "abgeschoben" und legte dort ihren legendären Rosengarten an.
Ihre Nachfolgerin als Kaiserin, die österreichische Erzherzogin Marie-Louise ("Sie sah aus wie eine Wurst - wie eine rosa Wurst" können wir bei Annemarie Selinko lesen), gebar Napoleon den ersehnten Thronerben und ging nach des Kaisers Sturz zurück in ihr Elternhaus; von wo aus sie, erneut verheiratet, ihren Ehemann nach Italien begleitete.
Der kaiserliche Thronerbe Napoleon Franz Karl (Napoleon II./Herzog von Reichstadt) lebte ein zerrissenes Leben und stiftete viel Unruhe am Wiener Hof, bevor er mit nur 21 Jahren starb.
So birgt Rancés Duft "Joséphine" für mich eine leicht ausufernde Geschichte; die dieses zauberhafte Dufterlebnis aber nicht ärmer macht; es ist reizvoll!
Dieses edle Wesen eröffnet mit einem reichen Akkord aus Mairose, Weißdorn und Jasmin, einer wunderschönen Pfingstrose und wird umhüllt von Hyazinthe und leuchtendem Ylang-Ylang - Weiblichkeit pur!
Diese helle Zartheit wird durch eine würzig-fruchtige Herznote ergänzt. Galbanum und Gewürznelke sind unverkennbar präsent, Rosengeranie öffnet den Weg zur kräftig aromatischen Schwarzen Johannisbeere und einem reifen, sehr saftigen Pfirsich - welch ein herrliches Duftgeschenk!
Schwarzes Ebenholz und weißer Moschus: denken wir uns das rote Band um Joséphines schlanken Hals noch dazu, dann stellt sich hier die Frage: "Schneewittchen, wo steht Dein Bett?"
Eine schwere sämige Vanillespur führt zum wie immer etwas kratzigen Sandelholz; sie mögen sich, diese zwei Aromen! Deshalb passen sie sich vielen Duftkompositionen so gut an.
Gekrönt wird diese kaiserliche Duftpyramide durch Ambragold in seiner schönsten Form.
Eine elegante Duftrobe mit passender Schleppe umhüllt nun die Trägerin.
Alle Sinne werden hier angesprochen, nicht nur die eigenen.
Mit "Joséphine" huldigt das Unternehmen Rancé nicht nur der ehemaligen französischen Kaiserin; es huldigt jeder Frau.
Denn jede Frau ist es wert, sich als Kaiserin zu fühlen und entsprechend umschmeichelt und geliebt zu werden.
In Begleitung von "Joséphine" kann sie dieses Gefühl einige Stunden genießen; diese Duft-Schönheit ist nicht unbedingt ausdauernd, dazu ist sie zu kapriziös!
Aber was hindert uns daran, diese unterhaltsame Bekanntschaft immer wieder durch ein kurzes Sprühen zu erneuern?
Dies ist der zweite Duft aus Rancés "Collection Imperiale", den ich testen durfte.
Schon "Pauline", nach einer von Joséphines Schwägerinnen benannt, machte mir viel Freude.
So fühlen sich beide Damen ausgesprochen gut an und sind ausgezeichnete Begleiterinnen für einen wunderschönen Tag.
Zum "Mädelsabend", der nicht am Grill mit Bier stattfindet, passen beide perfekt; bei einem "ersten kleinen Kennenlernen" kann es sogar sein, dass die "Rancé-Damen" eine Konkurrenz darstellen: sie verzaubern ihr gesamtes Umfeld.
Einer Rassefrau, die auch heute noch Aufmerksamkeit erregt, bin ich hier begegnet und ihrem Charme verfallen.
Ich werde mich sicher noch einige Zeit mit ihrem Charme kleiden: "der Kaiserin neue Kleider".
Für die großzügige Abfüllung bedanke ich mich an dieser Stelle herzlich.