Seerose
Top Rezension
5
Tausendschönchen
Vor ungefähr einer Woche habe ich das 1. Mal Latitia getestet und mir alles notiert. Jetzt habe ich ihn erneut aufgelegt um darumherum den Kommentar zu schreiben. Es passiert alles genauso wie ich es das erste Mal notiert habe.
Um noch einen Zugang zu diesem Duft zu bekommen habe ich erst heute in meinem Lateinwörterbuch nachgeschaut was Laetitia genau bedeutet, ich wollte mich nicht durch den Namen beeinflussen lassen, auch wenn ich ungefähr wußte, was er bedeutet, da steht:
Üppiger Wuchs, Freude, Fröhlichkeit, Schönheit, Anmut.
Millesime heißt: Tausendfach.
So hatte ich sofort die Idee für den Titel des Kommentars: Tausendschönchen.
Regina coeli, laetare, so sangen wir in Motteten: "Himmelskönigin, freue Dich!"
Ob das der Duft der Mutter Napoleons gewesen ist? Im Grunde spielt das keine Rolle ob er so war. Es wird solcherart Düfte gegeben haben und das Haus Rancé hat mit heutigen Zutaten eine Rekonstruktion kreiert.
Ich stelle mir vor, dass man zwar die Zutaten eines alten Dufts identifizieren kann. Aber man kann wahrscheinlich zum einen nicht mehr riechen, wie er wirklich damals gerochen hat und zum Anderen werden die Duftstoffe heute mit modernen Verfahren produziert. Und selbst wenn man alte originale Verfahren anwendet, die Ingredienzen sind dennoch nicht genau so wie damals.
Das ist wie mit den Stradivari- und Amatistreichinstrumenten. Man kann sich den Originalen nur annähern, man entlockt den alten Instrumenten nicht ihre bedeutensten Geheimnisse. Mir gefallen solche Versuche. Den Rest müssen wir mit unserer Phantasie rekonstruieren, wenn wir das überhaupt nötig haben.
Ich empfinde den Duft Laetitia Millesime als einen modernen Duft. Nachdem ich von der Zartheit von "Josephine" entzückt bin ist dieser Duft allerdings ganz anders.
Wenn ich ihn auftrage empfinde ich gleich so etwas wie einen freudigen Herzsprung, etwas tatsächlich Fröhliches. Er erfreut mich.
Mir kommt sofort der schöne Duft der Orangenblüte mit etwas Pudrigem entgegen was mich entzückt. Dann geht es weiter mit eher holzigem Noten, würzig, erdig. Im weiterne Verlauf wird der Duft immer reifer, süßer, fermentierter, ja geradezu etwas wie frischer Tabak ist wahrzunehmen. Das Holzige, offenbar Patchouli, verabschiedet sich, wenn es sein Werk getan hat. Denn das bleibt in der Gesamtkomposition erhalten ist aber nicht mehr einzeln wahrnehmbar.
Dies ist für mich ein Duft mit Bodenhaftung. Kräftig und doch voller Anmut. Ich stelle mir eine üppige Schönheit vor, die im Empirekleid mit Grazie und Leichtigkeit dahinschreitet.
Nach langer Haltbarkeit ändert sich der Duft immer mehr ins Liebliche, Pudrige, Reife. Nach dem bequemen Empirekleid mit viel Halsfreiheit bis zum Busenansatz wird es zu einem warmen kuscheligen beschützenden Cape, durchduftet nun auch mit Vanille und dem etwas zimtigen ebenfalls vanilligem Tolubalsam, ein langer weiter Pallium aus Duft.
Es scheint, dass Laetitia Millesime bei denen, die ihn mögen, Gefühle des Geborgenseins hervorruft.
Auch ein üppiger fröhlicher Duft, farblich wie die mediterranen Erdfarben Terracotta, römisches Rot, Azurblau, Umbra, lichter Ocker...dazu die Sonne Korsikas. Ist es nicht egal, ob es den Duft vor 200 Jahren schon so gab oder nicht? Schön, dass es ihn heute gibt.