18.03.2015 - 09:33 Uhr
loewenherz
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21
Uta von Naumburg
Wir kennen uns schon fast mein ganzes Leben, Uta von Ballenstedt, im frühen 11. Jahrhundert Ehefrau des Markgrafen von Meißen, heute bekannt als 'Uta von Naumburg', und ich. Zu Beginn fand ich sie nicht allzu sympathisch - begegnete sie mir doch als böse Königin in 'Schneewittchen und die sieben Zwerge', die Walt Disney 1934 nach ihrem Vorbild modellierte. Etwas später mochte ich sie dann schon lieber - in einem Schachspiel, das mir mein Vater schenkte, war ihr die Dame nachempfunden.
Die Figur der Uta wurde im 13. Jahrhundert - also 200 Jahre nach ihrem Wirken - von einem unbekannten Steinmetz erschaffen, bezeichnet als 'Naumburger Meister'. Sie ist eine von insgesamt zwölf Stifterfiguren im Naumburger Dom - und neben dem Bamberger Reiter die heute wahrscheinlich berühmteste plastische Darstellung der deutschen Gotik. Auf Wikipedia ist über sie zu lesen: 'Der bis zur halben Gesichtshöhe schützend hochgezogene Mantelkragen, der von innen durch die rechte Hand gehalten wird und von dem aus lange, senkrecht bis zum Boden hinunter sinkende Gewandfalten ausgehen, während die linke Hand wie zur eigenen Sicherung den anderen Mantelteil an sich zieht und damit ein wunderbares Bewegungsmotiv schafft, all das war als psychologisches Motiv neu und brachte schlagartig eine neue seelische Grundsituation in die deutsche Plastik ein: die schutzsuchende edle Frau, die noch in der Handlung der eigenen Absicherung nach außen absolute Souveränität ausstrahlt.'
Serge Lutens' Encens et lavande, Weihrauch und Lavendel, das ist Utas Duft.
Ich habe ihn nur einen einzigen Nachmittag lang getragen - auf denkbar ungeeigneter Stelle, nämlich auf dem Handrücken, eilig aufgebracht im Lutens-Flagship am Palais Royal (er ist inzwischen übrigens grauviolett und nicht mehr dunkelgrün wie oben abgebildet) - und dennoch hat er Eindruck hinterlassen. Es sind zwei ernste Komponenten, die ihn ausmachen, ihn prägen - eben Weihrauch und Lavendel - und so überrascht es kaum, dass er etwas Andächtiges, etwas beinahe Feierliches hat. Die Vanille ist als diffuse Süße wahrnehmbar, schafft jedoch kaum mehr als einen zarten Brückenschlag zwischen dem dunklen Mattviolett des Lavendels und dem gedeckten Grau des Weihrauchs. Dies könnte in seiner edlen Stille der Duft einer Witwe sein - dabei kraftvoller und dunkler als Gris Clair..., der aus ähnlichen Ingredienzen besteht - oder auch der einer Gouvernante, wäre dies nicht so negativ Fräulein Rottenmeierhaft besetzt - oder eben der Duft der Uta, der ewigen Königin im Westchor des Naumburger Doms.
Fazit: ein Duft für eine stolze, eine edle Frau - oder durchaus auch für einen Mann. Ein strenger, ernster Duft - asexuell und überaus beherrscht. Perfekt, um weitere 750 Jahre hinter dem Lettner eines Doms zu stehen. Aber nicht nur.
Die Figur der Uta wurde im 13. Jahrhundert - also 200 Jahre nach ihrem Wirken - von einem unbekannten Steinmetz erschaffen, bezeichnet als 'Naumburger Meister'. Sie ist eine von insgesamt zwölf Stifterfiguren im Naumburger Dom - und neben dem Bamberger Reiter die heute wahrscheinlich berühmteste plastische Darstellung der deutschen Gotik. Auf Wikipedia ist über sie zu lesen: 'Der bis zur halben Gesichtshöhe schützend hochgezogene Mantelkragen, der von innen durch die rechte Hand gehalten wird und von dem aus lange, senkrecht bis zum Boden hinunter sinkende Gewandfalten ausgehen, während die linke Hand wie zur eigenen Sicherung den anderen Mantelteil an sich zieht und damit ein wunderbares Bewegungsmotiv schafft, all das war als psychologisches Motiv neu und brachte schlagartig eine neue seelische Grundsituation in die deutsche Plastik ein: die schutzsuchende edle Frau, die noch in der Handlung der eigenen Absicherung nach außen absolute Souveränität ausstrahlt.'
Serge Lutens' Encens et lavande, Weihrauch und Lavendel, das ist Utas Duft.
Ich habe ihn nur einen einzigen Nachmittag lang getragen - auf denkbar ungeeigneter Stelle, nämlich auf dem Handrücken, eilig aufgebracht im Lutens-Flagship am Palais Royal (er ist inzwischen übrigens grauviolett und nicht mehr dunkelgrün wie oben abgebildet) - und dennoch hat er Eindruck hinterlassen. Es sind zwei ernste Komponenten, die ihn ausmachen, ihn prägen - eben Weihrauch und Lavendel - und so überrascht es kaum, dass er etwas Andächtiges, etwas beinahe Feierliches hat. Die Vanille ist als diffuse Süße wahrnehmbar, schafft jedoch kaum mehr als einen zarten Brückenschlag zwischen dem dunklen Mattviolett des Lavendels und dem gedeckten Grau des Weihrauchs. Dies könnte in seiner edlen Stille der Duft einer Witwe sein - dabei kraftvoller und dunkler als Gris Clair..., der aus ähnlichen Ingredienzen besteht - oder auch der einer Gouvernante, wäre dies nicht so negativ Fräulein Rottenmeierhaft besetzt - oder eben der Duft der Uta, der ewigen Königin im Westchor des Naumburger Doms.
Fazit: ein Duft für eine stolze, eine edle Frau - oder durchaus auch für einen Mann. Ein strenger, ernster Duft - asexuell und überaus beherrscht. Perfekt, um weitere 750 Jahre hinter dem Lettner eines Doms zu stehen. Aber nicht nur.
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